Der Auftrag
Ihnen befehle?«,
»Nehmen Sie mir’s nicht übel, Sir, aber ich habe viel mehr Angst vor Madam als vor Ihnen.«
Chien-Chu wusste, dass das stimmte, und er wusste auch noch etwas: Frederic wollte bleiben und würde ohnehin tun, was ihm passte.
Chien-Chu tippte an den Türöffner. Sie ging zischend auf. »Na schön, wie Sie meinen, aber wenn Sie mich fragen, ist das ziemlich unvernünftig.«
Der Rückspiegel auf der Fahrerseite zeigte den geckenhaften Lakai und die jetzt offen stehende Tür deutlich. Frederic sah zu, Wie sein Chef sich aus dem Rücksitz stemmte, die helfende Hand abwies und sich die Toga raffte. Chien-Chu war eher kleinwüchsig und sah mit dem goldenen Armreif, dem weißen Gewand und den Ledersandalen einem römischen Senator verblüffend ähnlich.
Frederic schüttelte mitfühlend den Kopf. Der Chef hasste diesen Unfug und würde den ganzen Abend darunter leiden. Er würde froh sein, seine vertraute Limousine vorzufinden, wenn der Ball vorbei war, und Frederic würde ihm den Gefallen tun.
Chien-Chu winkte seinem Fahrer zu, drehte sich um und schloss sich einem Paar an, das als Lufttänzer aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert verkleidet war. Er brauchte einen Augenblick, bis er sie als Gouverneur French und ihren Ehemann Frank erkannte.
»Sergi! Schön, Sie zu sehen! Und was für ein reizendes Kostüm!«
»Ihres gefällt mir auch«, erwiderte Chien-Chu und musterte die ziemlich spärliche Kleidung der Gouverneurin. Sie war beinahe fünfzig, aber dafür sehr gut erhalten. Er verdrehte lüstern die Augen.
»Aber Sergi … alter Ziegenbock! Sie kennen doch meinen Mann Frank?«
»Aber natürlich«, erwiderte Chien-Chu und nickte einem gut aussehenden jungen Mann, der wenigstens dreißig Jahre jünger als die Gouverneurin war, zu. »Frank und ich haben letztes Jahr bei den System-Speedster-Rennen zusammen einen getrunken. Ein gutes Finish war das übrigens … Sie hätten fast gewonnen.«
Die Bemerkung reichte aus, um eine äußerst technische Diskussion über Franks zweiten Platz und seine Chancen im laufenden Jahr auszulösen. Eine ziemlich langweilige Unterhaltung, aber ausreichend, um sie durch das Eingangsportal, einen hell erleuchteten Korridor und bis zum Eingang des imperialen Ballsaals zu bringen. Prunkvoll uniformierte Marines standen an der linken Seite in Paradehaltung, Augen geradeaus und die Gewehre präsentiert.
Allen dreien war bewusst, dass während dieser scheinbar so unschuldigen Wanderung Batterien von Scannern, Sensoren und Detektoren sie, ihre Kleider und ihre Accessoires nach irgendwelchen Spuren von Waffen,
Sprengstoffen oder toxischen Chemikalien abtasteten. Sie wussten auch, dass die Marines für den Fall, dass dabei etwas auch nur entfernt Gefährliches entdeckt wurde, Feuerbefehl hatten. Das erklärte, weshalb da nur eine Reihe Marines stand statt zwei, warum alle einen Empfänger im linken Ohr trugen und warum sie entlang der Innenwand aufgereiht waren. Falls sich irgendeine Kugel verirren sollte, würde die nach draußen fliegen, weg vom Ballsaal.
Zwei sorgfältig aufeinander abgestimmte Trooper IIs bildeten den letzten Verteidigungsgürtel. Wie alle Militär-Cyborgs gehörten sie der Legion an und standen wie Statuen beiderseits der Tür zum Ballsaal.
Sie hatten einen Doppelauftrag. Der erste Teil bestand darin, den Marines im Falle eines massiven Angriffs unterstützend beizuspringen; der zweite wies sie an, die Marines zu töten, falls diese ihre Position mehr als einen Schritt weit verließen.
Natürlich gab es theoretisch auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Attentatsversuchs, aber dank der sorgfältig orchestrierten Rivalitäten zwischen den einzelnen Waffengattungen, um die sich der Imperator mit solchem Nachdruck und auch erheblicher Findigkeit bemüht hatte, war ein derartiges Bündnis in hohem Maße unwahrscheinlich.
Und das war, wie Chien-Chu fand, ein typisches Beispiel für die brillante Intelligenz und den Verfolgungswahn des Imperators.
Sie blieben stehen, während zwei bunt gefiederte Aliens vor ihnen den Saal betraten, und schritten dann ihrerseits durch die Tür. Ein wahrhaft prunkvoll gewandeter Majordomus hob seinen Stab von dem auf Hochglanz polierten
Boden und stieß ihn dann mit deutlichem Dröhnen nach unten.
»Gouverneur Carolin French vom Imperialen Planeten Orlo II, ihr Gemahl, der ehrenwerte Frank Jason, und der ehrenwerte Sergi Chien-Chu, Berater des Throns.«
Seine Stimme wurde elektronisch verstärkt, sodass jeder sie
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