Der Auftraggeber
beenden die Sache. Außerdem gebe ich Ihnen mein Wort, daß wir ohne Rücksicht auf etwaige Konsequenzen sofort eingreifen, falls Ihr Leben in Gefahr ist. Haben Sie das alles verstanden?«
Sie nickte. Schamron griff in seinen Aktenkoffer, holte ein etwa fünf mal acht Zentimeter großes Schmucketui heraus und gab es Jacqueline. Sie klappte es auf. Das Etui enthielt ein goldenes Feuerzeug auf einem weißen Samtkissen.
»Es sendet ein Peilsignal mit fünfzig Kilometer Reichweite«, erklärte ihr Schamron. »Sollte wider Erwarten etwas schiefgehen - falls die Verbindung aus irgendeinem Grund abreißt -, können wir Sie damit immer wiederfinden.«
Jacqueline nahm das Feuerzeug aus dem Etui, um es auszuprobieren. Es brannte mit langer, schlanker Flamme. Als sie das Feuerzeug in die Brusttasche ihrer Bluse gleiten ließ, gestattete Schamron sich ein kurzes Lächeln. »Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, daß Ihr Freund Gabriel ernste Bedenken gegen das ganze Unternehmen hegt.«
Er war wieder unterwegs, blieb jetzt vor der von Claude gemalten Landschaft stehen. »Gabriel fürchtet, Sie könnten geradewegs in eine Falle laufen. Im allgemeinen vertraue ich auf Gabriels Einschätzungen. Schließlich arbeiten wir schon viele Jahre erfolgreich zusammen. Aber in diesem Fall bin ich bei allem Respekt anderer Meinung als er.«
»Ich verstehe«, murmelte Jacqueline, aber sie dachte an den Abend, an dem sie mit Jusef hier oben gewesen war.
»Claude war Franzose, hat aber fast sein ganzes Leben in Venedig verbracht, wenn ich mich nicht irre.«
»Leider irrst du dich. Claude hat in Rom gelebt und gearbeitet.«
Vielleicht hatte er sie auf die Probe gestellt, schon damals.
»Ich könnte Ihnen alles mögliche erzählen«, fuhr Schamron fort. »Ich könnte Ihnen erzählen, daß Tariq eine Bestie ist, an deren Händen das Blut von Hunderten von Juden klebt. Ich könnte Sie daran erinnern, daß er in Paris unseren Botschafter und seine Frau eiskalt ermordet hat. Ich könnte Sie daran erinnern, daß er in Amsterdam einen großen Freund Israels und seine Frau erschossen hat. Ich könnte Ihnen sagen, daß er weitere Anschläge plant. Daß Sie dem Staat Israel und dem jüdischen Volk einen großen Dienst erweisen würden. Das alles könnte ich Ihnen erzählen - aber ich kann Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie sich entscheiden sollen.«
Jacqueline sah zu Gabriel hinüber, aber er stand vor dem del Vaga und betrachtete ihn mit schiefgelegtem Kopf, als suche er Mängel der letzten Restaurierung. Sieh mich nicht an, besagte seine Haltung. Dies ist deine Entscheidung, allein deine.
Schamron ließ sie allein. Gabriel durchquerte den Raum und blieb dort stehen, wo Schamron gestanden hatte. Jacqueline hätte ihn gern näher bei sich gehabt, aber Gabriel schien eine Pufferzone zu brauchen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich bereits verändert. Diese Veränderung hatte sie schon in Tunis beobachtet. In Tunis hatte es zwei Gabriels gegeben. Den Gabriel der Überwachungsphase, als sie ein Liebespaar gewesen waren, und den Gabriel in der Nacht des Einsatzes. Sie erinnerte sich an seinen Gesichtsausdruck auf der Fahrt vom Strand zu der Villa: halb angstvoll, halb grimmig entschlossen. So sah er auch jetzt aus. Das ist sein Killergesicht, dachte sie. Als er sprach, machte er dort weiter, wo Schamron aufgehört hatte. Nur sein Tonfall war anders. Sprach Schamron zu ihr, glaubte Jacqueline fast, einen Trommelwirbel zu hören. Gabriel sprach sanft und leise, als erzähle er einem Kind eine Gutenachtgeschichte.
»Verbindung zum Dienst hast du über das Telefon in deiner Wohnung hier in London. Eingehende Gespräche werden automatisch über eine abhörsichere Leitung in die Zentrale in Tel Aviv weitergeleitet. Nach der Ankunft am Zielort erklärst du Tariq, daß du deinen Anrufbeantworter abhören mußt. Sobald du anrufst, sehen die Techniker in der Zentrale, von welchem Apparat aus du telefonierst, und lokalisieren ihn. Bist du allein, kannst du sogar mit ihnen reden und Nachrichten für uns durchgeben. Das ist ein sehr sicheres Verfahren.«
»Und wenn er sich weigert, mich telefonieren zu lassen?«
»Dann bekommst du einen Wutanfall. Du erklärst ihm, daß Jusef nie gesagt hat, du dürftest nicht telefonieren. Du erklärst ihm, daß Jusef nie gesagt hat, du würdest seine Gefangene sein. Du erklärst ihm, daß du sofort gehst, wenn er dich nicht telefonieren läßt. Vergiß nicht, daß dieser Mann nach allem, was du weißt, nur irgendein
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