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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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recht, Ari. Komme und gehe wie der Wind. Hält meine verdammten Leute auf Trab. Dahinter steckt die Sache in Paris, stimmt's? Wegen der Sie mich um Geld angeschnorrt haben. Ich bin fasziniert, muß ich sagen. Sieht so aus, als sollte ich bei einem richtigen Unternehmen mitmachen. Vorderste Front, schwere Verantwortung. Wie sollte ich da nein sagen können?«
    Stone riß den Telefonhörer von der Gabel. »Lassen Sie das Flugzeug fertigmachen. Paris, in einer Stunde, übliche Suite im Ritz, übliches Mädchen. Das mit dem Brillantstecker in der Zunge. Ein Traum, die Kleine. Sie soll in der Suite auf mich warten. Ciao.«
    Er legte auf, schenkte sich Champagner nach und hob sein Glas in Schamrons Richtung.
    »Ich kann Ihnen nicht genug danken, Benjamin.«
    »Sie sind mir was schuldig, Ari. Eines Tages müssen Sie mir einen Gefallen tun. Irgendwann werden alle Schulden fällig.«

3 3 St. James's, Londo n
    Jacqueline hatte gehofft, ein kurzer Spaziergang werde ihre Nerven beruhigen. Das war ein Irrtum gewesen. Sie hätte sich von einem Taxi direkt vor Jusefs Tür absetzen lassen sollen, denn jetzt wäre sie am liebsten umgekehrt und hätte Schamron und Gabriel zum Teufel geschickt. Ihr blieben nur noch ein paar Sekunden Zeit, um sich zusammenzureißen. Ihr fiel auf, daß sie nicht an Angst gewöhnt war, zumindest nicht an diese Art Angst, die einem fast den Atem verschlug. Solche Angst hatte sie nur einmal in ihrem Leben verspürt - in der Nacht des Attentats in Tunis -, aber damals hatte sie Gabriel an ihrer Seite gehabt. Diesmal war sie allein. Sie dachte an ihre Großeltern und die Angst, die sie empfunden haben mußten, als sie in Sobibor auf den Tod gewartet hatten. Wenn sie dem Tod durch die Nazis ins Auge sehen konnten, kann ich dieser Sache ins Auge sehen, dachte sie.
    Aber sie empfand auch etwas anderes: Liebe. Glühende, unerträgliche, überwältigende Liebe. Vollkommene Liebe. Eine Liebe, die zwölf Jahre und belanglose Beziehungen zu anderen Männern überdauert hatte. Es war die Hoffnung, Gabriel für sich zu gewinnen, die sie endlich zu Jusefs Tür trieb. Sie erinnerte sich an etwas, das Schamron am Abend ihrer Anwerbung zu ihr gesagt hatte: »Sie müssen an das glauben, was Sie tun.«
    O ja, Ari, dachte sie. Ich glaube fest an das, was ich jetzt tue.
    Sie klingelte bei Jusef und wartete. Nichts. Sie klingelte erneut, wartete wieder, sah auf ihre Armbanduhr. Er hatte sie gebeten, um neun zu kommen. Vor lauter Nervosität hatte sie es geschafft, fünf Minuten zu früh zu kommen. Was soll ich jetzt tun, Gabriel? Bleiben? Einen Spaziergang um den Block  machen? Ging sie von hier weg, würde sie vielleicht nie zurückkommen. Sie zündete sich eine Zigarette an, stampfte in der feuchten Kälte mit den Füßen, wartete.
    Einige Minuten später hielt ein Ford Transit am Randstein vor dem Haus. Die Schiebetür wurde geöffnet, und Jusef sprang heraus. Er kam auf sie zu, die Hände in den Taschen seiner Lederjacke vergraben, und suchte die Umgebung des Hauses mit den Augen ab. »Wie lange stehst du schon hier?«
    »Keine Ahnung. Drei Minuten, fünf Minuten. Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Ich habe dir gesagt, du sollst um neun kommen. Von fünf vor neun war nicht die Rede. Ich habe neun gesagt.«
    »Dann war ich eben ein paar Minuten zu früh da. Was regst du dich darüber auf?«
    »Weil die Regeln sich geändert haben.«
    Sie erinnerte sich daran, was Gabriel ihr eingebleut hatte: Du hast keinen Grund, Angst zu haben. Setzen sie dich unter Druck, machst du Gegendruck.
    »Hör zu, die Regeln ändern sich erst, wenn ich damit einverstanden bin. Ich weiß noch gar nicht, ob ich mitkommen werde. Diese ganze Sache ist verrückt, Jusef. Du sagst mir nicht, wohin die Reise gehen soll. Du sagst mir nicht, wann ich zurückkomme. Ich liebe dich, Jusef. Ich möchte dir helfen. Aber du mußt dich in meine Lage versetzen.«
    Er lenkte sofort ein. »Entschuldige, Dominique. Ich bin ein bißchen nervös. Alles muß wie geplant klappen. Ich wollte meinen Frust nicht an dir auslassen. Komm jetzt rauf. Wir reden noch mal darüber. Aber wir haben nicht allzuviel Zeit.«
    Gabriel hatte den Ford Transit noch nie gesehen; er schrieb sich das Kennzeichen auf, als der Wagen davonfuhr. Schamron war zu ihm ans Fenster getreten. Gemeinsam beobachteten sie, wie Jusef und Jacqueline im Haus gegenüber verschwanden. Gleich darauf ging in Jusefs Wohnung das Licht an. Gabriel konnte zwei Stimmen hören. Jusef sprach gelassen und beruhigend,

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