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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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nicht, offen zuzugeben, daß ich für diesen Augenblick lebe. Ich lebe für den Augenblick, in dem ich den Fuß auf die Kehle meines Feindes setzen und ihm die Luft abdrücken kann.«
    »Sie haben recht. Wir sind sehr verschieden.«
    »Wüßte ich's nicht besser, würde ich sagen, daß Sie zarte  Gefühle für sie empfinden.«
    »Ich habe sie immer gern gemocht.«
    »Sie haben niemals etwas oder jemanden gern gemocht ,  Gabriel. Sie lieben, Sie hassen, oder Sie empfinden gar nichts. Für Sie gibt es keinen Mittelweg zwischen den Extremen.«
    »Haben Sie das von den Psychologen in der Zentrale über mich gehört?«
    »Ich brauche keine Psychologen, um etwas so Offensichtliches zu erkennen.«
    »Können wir bitte das Thema wechseln?«
    »Gut, wechseln wir also das Thema. Was empfinden Sie in  bezug auf mich, Gabriel? Liebe, Haß oder gar nichts?«
    »Manche Dinge bleiben besser ungesagt.«
    Gabriel fuhr über die Tottenham Court Road und erreichte Holborn. Am New Square hielt er an. Schamron nahm einen dünnen Schnellhefter aus seinem Aktenkoffer und reichte ihn Gabriel. »Hier sind sämtliche Fotos, die wir von Tariq haben. Es sind nicht allzu viele, und sie sind natürlich ziemlich veraltet. Aber sehen Sie sieh die Aufnahmen trotzdem noch mal an. Es wäre verdammt peinlich, wenn wir den Falschen erschießen würden.«
    »Wie in Lillehammer«, sagte Gabriel.
    Schamron verzog das Gesicht bei der bloßen Erwähnung des norwegischen Wintersportzentrums Liliehammer, in dem der israelische Geheimdienst sein größtes operatives Fiasko erlebt hatte. Im Juli 1973 hatten zwei Kidons aus Schamrons Team dort einen Mann ermordet, den sie für Ali Hassan Salameh hielten - den Operationschef der Terrororganisation Schwarzer September, der das Olympiamassaker von München geplant hatte. Dabei war ihnen eine tragische Verwechslung unterlaufen, denn dieser Mann war nicht Salameh gewesen, sondern ein mit einer Norwegerin verheirateter marokkanischer Kellner. Schamron und einem Kidon war nach der Tat die Flucht gelungen, aber mehrere Mitglieder ihres Killerteams waren von der norwegischen Polizei geschnappt worden. Dieser Vorfall hätte fast das Ende von Schamrons Karriere bedeutet. Am King Saul Boulevard war das Desaster in Lillehammer als Leylha-Mar - Nacht der Bitterkeit - bekannt.
    »Bitte, denken Sie wirklich, jetzt sei der richtige Moment, die Leylha-Mar zu erwähnen?« fragte Schamron. Er machte eine Pause, dann lächelte er überraschend herzlich. »Ich weiß, daß Sie mich für ein Monster halten. Ich weiß, daß Sie mich für einen Mann ohne moralische Grundsätze halten. Vielleicht haben Sie recht. Aber ich habe Sie immer geliebt, Gabriel. Sie waren immer mein Favorit. Sie waren mein Fürst des Feuers. Daran sollen Sie sich erinnern, was auch immer geschieht.«
    »Wohin gehen Sie jetzt eigentlich?«
    »Wir werden morgen ein Flugzeug brauchen. Ich dachte, ich sollte einen Flug bei der ›Air Stone‹ buchen.«
    »Ari Sie trinken nichts! Unfair!«
    »Tut mir leid, Benjamin, aber ich habe eine lange Nacht vor  mir.«
    »Arbeit?«
    Schamron begnügte sich mit einem kaum merklichen Nicken.
    »Was führt Sie also zu mir?«
    »Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
    »Natürlich muß ich Ihnen einen Gefallen tun, Sie wären sonst nicht hier. Hoffentlich wollen Sie kein Geld, denn die Stone Bank ist vorübergehend geschlossen, und Sie haben Ihr Konto weit überzogen. Außerdem ist das Geld futsch. Meine Gläubiger singen ein garstiges Lied. Sie fordern, was ihnen rechtmäßig zusteht. Komisch, wie hartnäckig Gläubiger sein können. Und was meine Geldgeber betrifft… nun, die steuern ruhigere Gewässer an, um es mal so auszudrücken. Damit versuche ich Ihnen beizubringen, Ari, alter Kauz, daß ich in verdammt ernsten Geldnöten stecke.«
    »Ich will kein Geld.«
    »Was denn sonst? Reden Sie schon, Ari!«
    »Ich brauche Ihren Privatjet. Tatsächlich brauche ich Sie und  Ihr Flugzeug.«
    »Ich höre. Bin gespannt, was Sie vorhaben.«
    »Morgen geht ein Feind des Staats Israel auf dem Flughafen Charles de Gaulle an Bord einer Maschine. Leider wissen wir nicht, mit welchem Ziel. Das erfahren wir erst, wenn er das Flugzeug besteigt. Wir müssen ihm unbedingt folgen und einigermaßen unauffällig ankommen. Ein außerplanmäßiger ElAl-Charterflug könnte unliebsames Aufsehen erregen. Sie dagegen stehen in dem Ruf, impulsive Reiseentschlüsse zu fassen und Ihre Terminplanung nach Belieben umzustoßen.«
    »Da haben Sie verdammt

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