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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Schamron sich wie eine Giftgaswolke in mein Büro gewälzt hat. Wohin ist sie unterwegs? In den Libanon? Nach Libyen? In den Iran? Wie heißt sie eigentlich wirklich?«
    Gabriel trank seinen Kaffee mit kleinen Schlucken und schwieg.
    »Daß sie geht, ist wirklich schade. Ein wahrer Engel! Und keine schlechte Sekretärin, nachdem sie sich erst mal eingearbeitet hatte.«
    »Sie kommt nicht zurück.«
    »Das tun sie nie. Ich habe eine Art, Frauen zu vertreiben.  Schon immer.«
    »Wie ich höre, verhandelst du mit Oliver Dimbleby wegen des Verkaufs deiner Galerie.«
    »Man verhandelt nicht wirklich, wenn man gefesselt auf den  Schienen liegt, Gabriel. Man fleht. Man bettelt.«
    »Tu's nicht.«
    »Du hast vielleicht Nerven! Was fällt dir ein, dich hier hinzusetzen und mir geschäftliche Ratschläge zu geben? Daß ich in der Scheiße sitze, verdanke ich allein dir und deinem Freund, Herrn Heller.«
    »Das Unternehmen ist vielleicht früher zu Ende, als wir gedacht haben.«
    »Und?«
    »Und dann kann ich an dem Vecellio weiterarbeiten«, sagte Gabriel.
    »Damit wirst du unmöglich rechtzeitig fertig, um meinen Kopf zu retten. Ich bin jetzt offiziell zahlungsunfähig, deshalb verhandle ich mit Oliver Dimbleby.«
    »Dimbleby ist ein Krämer. Er würde deine Galerie ruinieren.«
    »Ich bin ehrlich gesagt so müde, Gabriel, daß mir das im Augenblick scheißegal ist. Ich brauche etwas Stärkeres als Kaffee. Du?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. Isherwood schlurfte zum Sideboard hinüber und kippte zwei Fingerbreit Gin in ein  Wasserglas. »Was hast du in dem Rucksack?«
    »Eine Versicherungspolice.«
    »Eine Versicherung gegen was?«
    »Gegen die Möglichkeit, daß ich die Restaurierung des Vecellios nicht rechtzeitig fertigbekomme.«
    Er gab Isherwood den Rucksack. »Mach ihn auf.«
    Isherwood stellte sein Glas ab und zog den Reißverschluß auf.
    »Mein Gott, Gabriel! Wieviel ist das?«
    »Hunderttausend.«
    »Ich kann dein Geld nicht annehmen.«
    »Das ist nicht mein Geld. Schamron hat es von Benjamin  Stone bekommen.«
    »Du meinst den Benjamin Stone?«
    »In seiner ganzen Pracht.«
    »Was zum Teufel machst du mit hunderttausend Pfund von  Benjamin Stones Geld?«
    »Nimm's einfach, und stell keine weiteren Fragen.«
    »Das tue ich glatt, wenn es wirklich Benjamin Stone gehört.«
    Isherwood hob sein Glas Gin. »Cheers, Gabriel. Entschuldige,  daß ich in den letzten Wochen soviel Schlechtes von dir gedacht habe.«
    »Das hatte ich verdient. Ich hätte dich nicht so im Stich lassen dürfen.«
    »Alles vergeben und vergessen.«
    Isherwood starrte für einen langen Augenblick in sein Glas. »Wo ist sie also? Endgültig weg?«
    »Das Unternehmen befindet sich in der Schlußphase.«
    »Du hast das arme Ding nicht irgendwelchen Gefahren ausgesetzt, stimmt's?«
    »Hoffentlich nicht.«
    »Das hoffe ich auch - um ihret- und deinetwillen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Weißt du, ich arbeite seit fast vierzig Jahren in dieser gräßlichen Branche, aber in dieser ganzen Zeit hat's nie jemand  geschafft, mir eine Fälschung anzudrehen. Dimbleby hat sich die Finger verbrannt. Sogar der große Giles Pittaway ist ein paarmal Fälschern aufgesessen. Aber ich nicht. Ich habe eine besondere Gabe, weißt du. Ich bin vielleicht ein miserabler Geschäftsmann, aber ich kann Echtes von Unechtem unterscheiden.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Sie ist durch und durch echt, Gabriel. Sie ist golden. So eine Chance bekommst du vermutlich nie wieder. Halt sie fest, denn wenn du's nicht tust, machst du den größten Fehler deines Lebens.«

TEIL II I -  RESTAURIERUN G
    3 5 Flughafen Charles de Gaulle, Pari s
    Vor der Katastrophe lebte Daoud al-Hourani in Obergaliläa. Er war Muchtar, Ortsvorsteher, und der reichste Mann seines Dorfs. Er besaß Vieh - mehrere Kühe, viele Ziegen und eine große Schafherde - sowie einen Hain mit Zitronen-, Orangen-und Olivenbäumen. Wurde es Zeit, die Früchte zu ernten, organisierten die Dorfältesten und er die Arbeit gemeinsam. Die Familie lebte in einem weißgetünchten Haus mit kühlen Steinböden, wertvollen Teppichen und Sitzkissen. Seine Frau schenkte ihm fünf Töchter, aber nur einen Sohn, der den Namen Mahmoud erhielt.
    Daoud al-Hourani pflegte gute Beziehungen zu den Juden, die sich in der Nähe des Dorfs niedergelassen hatten. Als der Brunnen der Juden versiegte, holte er Männer aus dem Dorf zusammen, damit sie ihnen halfen, einen neuen zu graben. Als mehrere Dorfbewohner an Malaria erkrankten, kamen

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