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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Blitzleuchten einer Startbahnbefeuerung. Sie verließen die Lounge für ankommende Fluggäste, passierten eine Sicherheitskontrolle und gingen ins Abfluggebäude hinüber. Jusef ließ ihre Hand los, küßte sie auf die Wange und brachte seine Lippen dicht an ihr Ohr. Als er dann sprach, klang er in Jacquelines Ohren so wie Gabriel am Vorabend in der Galerie - als erzähle er ihr eine Gutenachtgeschichte.
    »Du wartest im Café dort drüben. Du bestellst dir einen Kaffee und liest die Zeitung, die ich ins Außenfach deines Koffers gesteckt habe. Du verläßt das Café unter keinen Umständen. Er holt dich dort ab, außer er sieht irgendwo ein Problem. Kommt er nicht innerhalb einer Stunde…«
    »… fliege ich mit der nächsten Maschine nach London zurück, versuche aber nicht, dort Verbindung mit dir aufzunehmen«, ergänzte Jacqueline den Satz an seiner Stelle. »Keine Angst, ich habe mir alles genau gemerkt.«
    Ein weiterer Kuß, diesmal auf die andere Wange. »Du hast das Gedächtnis einer Spionin, Dominique.«
    »Nein, ich habe das Gedächtnis meiner Mutter.«
    »Denk daran, du hast von diesem Mann nichts zu befürchten und tust nichts, was dich mit dem Gesetz in Konflikt bringen könnte. Ich weiß, daß du dich in seiner Gesellschaft wohlfühlen wirst. Gute Reise -wir sehen uns wieder, wenn du zurückkommst.«
    Jusef küßte sie auf die Stirn und gab ihr einen kleinen Schubs in Richtung Café, als setze er ein Modellboot auf einen Teich. Sie machte ein paar Schritte, blieb dann stehen und sah sich ein letztes Mal nach ihm um, aber er war bereits in der Menge verschwunden.
    Vor dem kleinen Café standen einige gußeiserne Tische ins Terminal hinaus, um die Illusion eines Pariser Straßencafes zu schaffen. Jacqueline nahm Platz und bestellte einen Café au lait. Ihr Aussehen machte ihr plötzlich Sorgen, und sie empfand den absurden Wunsch, einen guten ersten Eindruck zu machen. Unter ihrem Mantel trug sie schwarze Jeans und einen aschgrauen Kaschmirpullover. Sie hatte keine Zeit gehabt, sich zu schminken, und ihr Haar nur rasch zu einem Nackenkoten zusammengefaßt. Als der Ober ihr den Kaffee brachte, beugte sie sich über das verchromte Tablett und betrachtete ihr leicht verzerrtes Spiegelbild. Ihre Augen waren rotgerändert und geschwollen.
    Jacqueline rührte Zucker in ihren Kaffee und sah sich um. Am Tisch hinter ihr zankte ein junges amerikanisches Paar sich halblaut, aber intensiv. Am Tisch neben ihr studierten zwei deutsche Geschäftsleute bunte Charts auf dem Bildschirm eines Laptops.
    Plötzlich fiel ihr ein, daß sie die Zeitung aus dem Seitenfach ihres Koffers lesen sollte. Sie zog die Times heraus, die Jusef dort hineingesteckt hatte, und schlug sie auf. Dabei fiel eine Cocktailserviette von British Airways auf den Tisch. Jacqueline griff danach und drehte sie um. Auf die Rückseite hatte Jusef in seiner Schmierschrift gekritzelt: Du wirst mir fehlen. Mit liebevollen Erinnerungen, Jusef.
    Sie knüllte die Serviette zusammen und ließ sie neben ihrer Tasse liegen. Klingt wie ein Abschiedsgruß. Sie griff erneut nach der Zeitung, blätterte den ersten Teil durch und überflog die Meldungen aus dem Nahen Osten: US-Präsident lobt vorläufiges Abkommen zwischen Israel und den Palästinensern… Feierliche Unterzeichnung nächste Woche bei den Vereinten Nationen. Sie blätterte weiter.
    Die Deckenlautsprecher plärrten eine Durchsage nach der anderen. Jacqueline hatte schreckliche Kopfschmerzen. Sie griff in ihre Umhängetasche, holte ein Röhrchen Aspirin heraus und nahm zwei Tabletten, die sie mit Kaffee hinunterschluckte. Dabei sah sie sich nach Gabriel um. Er war nirgends zu sehen. Verdammt, wo zum Teufel steckst du, Gabriel? Zeig mir, daß du mich nicht mit diesen Leuten allein läßt…
    Jacqueline wollte eben weiterlesen, als eine atemberaubend attraktive junge Frau mit glänzendem schwarzem Haar und großen braunen Augen an ihren Tisch kam. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?« fragte sie auf französisch. »Eigentlich warte ich hier auf jemanden.«
    »Sie warten auf Lucien Daveau. Ich bin Luciens Freundin.«
    Sie zog einen Stuhl heraus und setzte sich. »Lucien hat mich  gebeten, Sie abzuholen und zu Ihrer Maschine zu bringen.«
    »Mir hat man gesagt, Lucien würde mich selbst abholen.«
    »Ja, ich weiß, aber der ursprüngliche Plan mußte leider etwas geändert werden.«
    Sie lächelte ein strahlendes, verführerisches Lächeln. »Sie können ganz unbesorgt sein. Lucien möchte, daß ich mich gut

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