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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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bedeuten.«
    »Sollte ich eifersüchtig sein?«
    »Sieh dir das Datum an, du Idiot.«
    »›Neunzehnter Juni neunzehnhundertfünfundneunzig‹«, las er vor. »Ist dieser Mann noch im Spiel?«
    »Wäre er das, wäre ich nicht mit dir zusammen.«
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Am neunzehnten Juni fünfundneunzig - mit liebevollen Erinnerungen.«
    »Er muß dir sehr wichtig gewesen sein. Sonst hättest du sein Feuerzeug nicht behalten.«
    »Das ist nicht sein Feuerzeug, sondern meines. Und ich habe es behalten, weil es ein gutes Feuerzeug ist.«
    Gabriel hat recht, sagte sich Jacqueline. Er verdächtigt mich. Ich werde sterben. Er wird mich heute nacht umbringen. Sie sah aus dem Fenster und fragte sich, ob die Cromwell Road in einer naßkalten Winternacht ihr letzter Eindruck von dieser Welt sein würde. Sie hätte einen Abschiedsbrief an ihre Mutter schreiben und in einem Bankschließfach hinterlegen sollen. Sie fragte sich, wie Schamron ihr die traurige Nachricht beibringen würde. Würde er ihr erzählen, daß sie für den Dienst gearbeitet hatte? Oder würden sie ihren Tod irgendwie tarnen? Würde ihre Mutter erst aus der Zeitung davon erfahren?
    Jacqueline Delacroix, die Marseiller Göre, die zu einem der bestbezahlten Models Europas aufstieg, bevor ihr ebenso steiler Niedergang einsetzte, wurde in London unter rätselhaften Umständen tot aufgefunden…
    Sie fragte sich, ob die Journalisten, die sie zeitlebens so verächtlich behandelt hatte, sich massenhaft erheben und sie im Tode zerfleischen würden. Wenigstens würde Rémy nur Gutes über sie schreiben. Ihr Verhältnis war immer herzlich gewesen. Auch Jacques würde bestimmt ein paar freundliche Worte für sie finden. Vielleicht sogar Gilles… halt, erinnerst du dich an die Party in Mailand, an den Streit wegen des Kokains? Verdammt, Gilles würde sie in Fetzen reißen.
    Jusef gab ihr das goldene Feuerzeug zurück. Sie ließ es wieder in ihre Umhängetasche fallen. Das Schweigen war beängstigend. Sie wollte, daß er weitersprach; irgendwie fühlte sie sich sicher, solange er sprach, selbst wenn er log. »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte sie.
    »Welche Frage meinst du? Du hast mir heute abend so viele gestellt.«
    »Sehe ich dich wieder, wenn diese Sache vorbei ist?«
    »Das hängt ganz von dir ab.«
    »Damit ist die Frage noch immer nicht beantwortet«, warf sie ihm vor.
    »Ich beantworte alle deine Fragen.«
    »Ach, wirklich? Ich bezweifle, daß ich morgen früh mit einem wildfremden Mann verreisen würde, wenn du mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hättest.«
    »Ich konnte dir nicht gleich alles erzählen. Und was ist mit dir, Dominique? Bist du mir gegenüber immer ehrlich gewesen? Hast du mir alles über dich erzählt?«
    »Alles von Bedeutung.«
    »Das ist eine sehr praktische Antwort. Du setzt sie sehr wirkungsvoll ein, wenn du vermeiden willst, daß wir weiter über dich sprechen.«
    »Zufällig ist das auch die Wahrheit. Beantworte jetzt meine  Frage. Sehe ich dich jemals wieder?«
    »Das will ich hoffen!«
    »Du bist ein Scheißkerl, Jusef.«
    »Und du bist übermüdet. Mach die Augen zu. Ruh dich ein  bißchen aus.« Sie lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe. »Wohin fahren
    wir überhaupt?«
    »An einen sicheren Ort.«
    »Ja, das hast du mir gesagt, aber willst du mir nicht erzählen,  wohin?«
    »Das siehst du, wenn wir ankommen.«
    »Wozu brauchen wir einen sicheren Ort? Was ist gegen deine  Wohnung einzuwenden? Oder gegen meine Wohnung?«
    »Das Apartment gehört einem Freund von mir. Es liegt günstig zum Flughafen Heathrow.«
    »Ist dein Freund zu Hause?«
    »Nein.«
    »Bleibst du über Nacht?«
    »Ja. Und morgen früh fliege ich mit dir nach Paris.«
    »Und danach?«
    »Danach bist du in Gesellschaft eines Palästinenserführers, und deine Reise beginnt. Ich wollte, ich wäre an deiner Stelle. Für mich wäre es eine große Ehre, diesen Mann auf seiner Reise zu begleiten. Du hast keine Ahnung, wieviel Glück du hast, Dominique.«
    »Wie heißt dieser große Mann denn? Vielleicht kenne ich ihn.«
    »Ich bezweifle, daß du ihn kennst, aber ich darf dir seinen Namen trotzdem nicht sagen. Du darfst nur seinen Decknamen erfahren.«
    »Und der ist?«
    »Lucien. Lucien Daveau.«
    »Lucien«, wiederholte sie leise. »Der Name Lucien hat mir schon immer gefallen. Wohin bringst du mich, Jusef?«
    »Mach die Augen zu. Es ist nicht mehr weit.«
    Schamron nahm den Hörer ab, bevor das Telefon des Horchpostens zum

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