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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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kann ich dir etwas machen. Es gibt Brot, Käse, Eier, eine Flasche Wein und Kaffee und Milch für morgen früh.«
    Jacqueline ging zu ihm in die Küche. Der enge kleine Raum bot kaum für sie beide Platz. »Nimm nicht alles so wörtlich. Aber das hier ist eine Bruchbude. Warum ist die Wohnung leer?«
    »Mein Freund hat sie erst seit kurzem. Er hat noch keine Gelegenheit gehabt, seine Sachen herzuschaffen. Bisher hat er bei seinen Eltern gewohnt.«
    »Schön für ihn, aber ich verstehe trotzdem nicht, wieso wir hier übernachten müssen.«
    »Das habe ich dir schon erklärt, Dominique. Wir übernachten hier, weil wir hier sicher sind.«
    »Vor wem sicher? Vor was sicher?«
    »Du hast vielleicht schon von dem britischen Inlands-Geheimdienst gehört, der besser unter dem Kürzel MI5 bekannt ist. Er macht es sich zur Aufgabe, Exilanten-und Dissidentengruppen zu unterwandern. Er beobachtet Leute wie uns.«
    »Wie uns?«
    »Wie mich. Und dann gibt's noch die Kerle aus Tel Aviv.«
    »Da komme ich nicht mehr mit, Jusef. Wer sind die Kerle aus  Tel Aviv?«
    Jusef sah auf und starrte sie ungläubig an. »Wer die Kerle aus Tel Aviv sind? Der gewalttätigste, mörderischste Geheimdienst der Welt. Eine Bande von Profikillern wäre vielleicht eine bessere Beschreibung.«
    »Und weshalb könnten die Israelis uns hier in England gefährlich werden?«
    »Die Israelis sind überall, wo wir sind. Um Staatsgrenzen kümmern sie sich nicht.«
    Jusef steckte die leere Tragetasche als Müllbeutel in den Abfalleimer. »Hast du Hunger?« fragte er.
    »Nein, ich bin nur sehr müde. Es ist spät.«
    »Geh schlafen. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    »Du läßt mich doch nicht etwa hier allein?«
    Er hielt sein Mobiltelefon hoch. »Ich muß nur ein paar Leute anrufen.«
    Jacqueline schlang ihre Arme um seine Taille. Jusef umfaßte ihren Kopf und küßte sie sanft auf die Stirn.
    »Ich wollte, du würdest nicht darauf bestehen, daß ich das mache.«
    »Es dauert nur ein paar Tage. Und wenn du zurückkommst, kann uns nichts mehr trennen.«
    »Ich wollte, ich könnte dir glauben, aber ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll.«
    Er küßte sie nochmals auf die Stirn, dann legte er seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht, damit er ihr in die Augen sehen konnte. »Das würde ich nicht sagen, wenn es nicht mein Ernst wäre. Geh ins Bett. Versuch ein bißchen zu schlafen.«
    Jacqueline ging ins Schlafzimmer. Sie machte sich nicht die Mühe, das Licht anzuknipsen; der Raum würde weniger deprimierend sein, wenn sie ihn nur vage wahrnahm. Sie bückte sich, hob die Bettdecke hoch und roch daran. Der Überzug war frisch gewaschen. Trotzdem beschloß sie, lieber angezogen zu schlafen. Sie streckte sich auf der Matratze aus und achtete darauf, daß das Kopfkissen keinen Teil ihres Gesichts oder Halses berührte. Sogar ihre Schuhe behielt sie an. Sie rauchte eine letzte Zigarette, um den durchdringenden Geruch des Desinfektionsmittels zu überdecken. Sie dachte an Gabriel, an ihre Ballettschule in Valbonne. Sie horchte auf die Verkehrsmaschinen, die Züge und die dumpfen Schläge, mit denen Stiefel draußen auf dem Fußballplatz den Ball trafen. Sie beobachtete die Schatten der rennenden Sportler, die wie Marionetten über die Wand des Schlafzimmers tanzten.
    Dann hörte sie Jusef, der leise murmelnd in sein Mobiltelefon sprach. Sie konnte nicht ganz verstehen, was er sagte. Aber das war ihr jetzt egal. Bevor sie in fiebrigen Schlaf versank, war ihr letzter Gedanke, Jusef, ihr palästinensischer Lover, habe wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben.
    Julian Isherwood öffnete die Tür seines Hauses in Onslow Gardens einen Spalt weit und starrte Gabriel über die Sicherungskette hinweg aufgebracht an. »Weißt du überhaupt, wie spät es ist?«
    Er hakte die Kette aus. »Komm rein, bevor wir uns beide eine Lungenentzündung holen.«
    Zu seinem Pyjama trug Isherwood bestickte Lederpantoffeln und einen seidenen Schlafrock. Er führte Gabriel ins Wohnzimmer und verschwand in die Küche. Nach ein paar Minuten kam er mit einer Thermoskanne und zwei Kaffeebechern zurück. »Hoffentlich trinkst du deinen Kaffee schwarz - die Milch ist leider aus.«
    »Schwarz ist in Ordnung.«
    »Also, Gabriel, mein Lieber. Was führt dich um…«
    Isherwood sah auf die alte Standuhr und verzog das Gesicht. »Großer Gott, was führt dich um Viertel vor drei Uhr morgens zu mir?«
    »Du wirst Dominique verlieren.«
    »Das habe ich vermutet, als Ari

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