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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Touristenbroschüre durch. Kurze Zeit später holte er ein Tablettenröhrchen aus der Jackentasche und schluckte zwei Tabletten. Fünf Minuten später - das wußte sie genau, weil sie auf dieser Exkursion alles aufmerksam beobachtete, wie sie es bei Schamron gelernt hatte nahm ein Mann in einem grauen Anzug am Nebentisch Platz. Er stellte seinen Aktenkoffer neben sich: schwarzes Leder, Faltenbälge an den Seiten, goldfarbene Zahlenschlösser. Nach kaum einer Minute stand der Mann wieder auf, ging davon und ließ den Aktenkoffer stehen. Als Tariq seinen Cappuccino ausgetrunken hatte, nahm er außer Jacquelines Tragetaschen wie selbstverständlich den Aktenkoffer des Unbekannten mit.
    Zwei Montreals, zwei Realitäten, dachte Jacqueline, als sie ins Hotel zurückgingen. In der einen Realität kamen sie gerade von einem Einkaufsbummel zurück. In der anderen hatte Tariq eine Stunde lang kontrolliert, ob er beschattet wurde, und dann eine Schußwaffe übernommen.
    Gabriel trat im Queen Elizabeth an die Rezeption und fragte den jungen Mann hinter der Theke, ob er ihm ein gutes französisches Restaurant empfehlen könne. Der Hotelangestellte war klein und adrett, mit dem bleistiftdünnen Schnurrbart und dem starren Lächeln eines perfekten Hoteliers. Gabriel sprach rasend schnell französisch, der junge Mann ebenfalls. Er empfahl Gabriel das Alexandre, ein ausgezeichnetes Bistro im Pariser Stil, nannte ihm die Adresse und gab ihm einen zusammengefalteten Stadtplan mit. Gabriel bedankte sich für die Auskunft, steckte den Stadtplan in die Innentasche seiner Jacke und ging. Statt jedoch das Hotel zu verlassen, durchquerte er die Hotelhalle, betrat einen wartenden Lift und fuhr in den 14. Stock hinauf.
    Oben ging er rasch den Korridor entlang. In seiner rechten Hand hatte er eine Tragetasche aus einer der Boutiquen in der Hotelhalle; in der Tragetasche lag ein in Seidenpapier gewickeltes Hoteltelefon. Als er sich der Tür von Zimmer 1417 näherte, zog er den Stadtplan aus seiner Jacke und faltete ihn auseinander. Im Stadtplan steckte ein Duplikat von Tariqs Schlüsselkarte. Am Türknopf hing ein Schild Bitte nicht stören. Gabriel schob die Magnetkarte ins Schloß, zog sie wieder heraus, betrat das Zimmer und machte leise die Tür hinter sich zu.
    Für ihre Einsatzzentrale hatte Jadin eine Suite im Sheraton gemietet, das am Boulevard René Lévesque einige Straßenblocks vom Queen Elizabeth entfernt war. Als Gabriel die Suite betrat, traf er Jadin mit Schamron und einer schwarzhaarigen jungen Frau an, die Zvi ihm als Deborah vorstellte. Sie erinnerte Gabriel ziemlich stark an Leah, vielleicht mehr, als ihm im Augenblick lieb war. Auf dem Teppich war ein großer Stadtplan von Montreal ausgebreitet. Schamron hatte seine Brille hochgeschoben und rieb sich den Nasenrücken, während er auf und ab ging. Gabriel goß sich einen Kaffee ein und umfaßte die Tasse mit beiden Händen, um sie zu wärmen.
    »Sie sind wieder im Zimmer. Die Wanze nimmt jedes Wort ihrer Unterhaltung auf. Klasse gemacht, Gabriel.«
    »Worüber reden sie?«
    »Belanglose Dinge. Ich schicke später einen Mann rüber, der die Bänder holt. Sollte sich etwas Dringendes ergeben, ruft  unser Horchposten an.«
    »Wo sind sie gewesen, als sie unterwegs waren?«
    »Hauptsächlich einkaufen, aber wir denken, daß Tariq jetzt  eine Waffe hat.«
    Gabriel stellte die Tasse ab und hob ruckartig den Kopf.
    »Zu diesem Zeitpunkt hat Deborah ihn beschattet«, erklärte Jadin. »Sie hat alles genau gesehen.«
    Die junge Frau beschrieb ihm rasch die Szene in der Kaffeebar. Sie sprach Englisch mit amerikanischem Akzent.
    »Wie hält Jacqueline sich?«
    »Sie sah gut aus. Ein bißchen müde, aber sonst in guter Verfassung.«
    Das Telefon klingelte. Jadin nahm den Hörer schon vor dem zweiten Klingeln ab. Er hörte kurz zu, ohne etwas zu sagen, legte dann auf und sah zu Schamron hinüber. »Er hat gerade  einen Tisch in einem Restaurant in der Rue St. Denis bestellt.«
    »Was für ein Viertel ist das?«
    »Cafés, Shops, Bars, Diskos«, antwortete Jadin. »Sehr lebhaft,  unkonventionell.« »Ein Viertel, in dem wir eine Überwachung durchführen könnten?«
    »Jederzeit.«
    »Auch ein Viertel, in dem ein Kidon an eine Zielperson  herankommen könnte?«
    »Kein Problem.«
    »Wie sieht's mit Fluchtwegen aus?« fragte Gabriel.
    »Wir hätten mehrere«, sagte Jadin. »Du könntest dich nach  Norden in Richtung Outremont oder Mont Royal oder nach Süden direkt zur Autobahn

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