Der Auftraggeber
Sofa.«
»Ich dachte, wir sollten uns als Liebespaar ausgeben?«
»Das tun wir.«
»Dann müssen wir als erstes aufhören, uns zu siezen.«
»Gern«, sagte er lächelnd.
»Was ist, wenn das Zimmermädchen merkt, daß du auf dem Sofa geschlafen hast?«
»Es könnte vermuten, wir hätten uns gestritten. Oder es könnte annehmen, ich hätte bis in die Nacht hinein gearbeitet und dich nicht stören wollen, sondern mich lieber aufs Sofa gelegt.«
»Das könnte es vermuten.«
»Jusef hat gesagt, du seist intelligent, aber er hat zu erwähnen vergessen, daß du auch konspirativ denken kannst.«
Alles in allem war das kein schlechter Auftakt gewesen. Jacqueline war stolz darauf, daß nicht etwa er, sondern sie das Gespräch dominiert hatte. Das gab ihr das Gefühl, wenigstens irgend etwas unter Kontrolle zu haben.
»Stört es dich, wenn ich rauche?«
»Durchaus nicht.«
Jacqueline steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie sich mit dem goldenen Feuerzeug an, das Schamron ihr gegeben hatte. Sie glaubte fast zu spüren, wie es sein Peilsignal ausstrahlte, das einen Empfänger suchte.
»Fürs hiesige Wetter habe ich keine Kleidung eingepackt. Leila hat gesagt, du würdest mit mir einkaufen gehen, damit ich nicht frieren muß.«
»Mit Vergnügen. Ich entschuldige mich dafür, daß wir dir das Reiseziel nicht genannt haben. Aber ich kann dir versichern, daß es unumgänglich war.«
»Ja, ich verstehe.«
Eine Pause. »Ich glaube schon.«
»Beantworte mir eine Frage, Dominique. Weshalb hast du dich einverstanden erklärt, mich auf dieser Reise zu begleiten?Handelst du aus Überzeugung? Oder tust du es nur aus Liebe?«
Diese Frage schien ihr fast zu plump, um darüber nachzudenken. Sie steckte das Feuerzeug gelassen ins Seitenfach ihrer Umhängetasche und sagte: »Ich tue es, weil ich an Liebe glaube. Glaubst du an Liebe?«
»Ich glaube an das Recht meines Volkes, in seiner angestammten Heimat zu leben. Liebe ist ein Luxus, den ich nie genossen habe.«
»Das tut mir leid für dich…«
Sie hatte ihn Lucien nennen wollen, aber aus irgendeinem Grund wollte ihr der Name nicht über die Lippen.
»Du willst meinen Namen nicht sagen, Dominique? Weshalb willst du mich nicht Lucien nennen?«
»Weil ich weiß, daß das nicht dein richtiger Name ist.«
»Woher weißt du das?«
»Jusef hat's mir gesagt.«
»Jusef ist ein guter Mann.«
»Ich habe ihn sehr gern.«
»Heißt du wirklich Dominique?«
Seine Frage kam überraschend. »Wie meinst du das?«
»Das war eine ganz einfache Frage. Ich möchte wissen, ob du wirklich Dominique heißt.«
»Du hast meinen Paß gesehen.«
»Pässe kann man leicht fälschen.«
»Vielleicht Leute wie du«, fauchte sie. »Hör zu, Lucien, oder wie zum Teufel du sonst heißt, dieses Verhör gefällt mir nicht. Diese Ausfragerei ist mir unangenehm.«
Er ließ sich aufs Sofa fallen und rieb sich die Schläfen. »Tut mir leid, du hast recht. Ich muß mich entschuldigen. Die Nahostpolitik macht alle Beteiligten nach einiger Zeit paranoid. Ich hoffe, du verzeihst mir.«
»Ich möchte meinen Anrufbeantworter in London abhören.«
»Natürlich.«
Er streckte eine Hand aus und schaltete den Lautsprecher des Telefons auf dem Tischchen neben dem Sofa ein. »Sag mir die Nummer, dann wähle ich für dich.«
Sie diktierte ihm ihre Telefonnummer, die sein Zeigefinger rasend schnell eintippte. Wenige Sekunden später klingelte ihr Telefon in London mit dem charakteristischen doppelten Wählton britischer Telefone, dann hörte sie ihre eigene Tonbandstimme. Sie stellte sich einen Techniker in Tel Aviv vor, auf dessen Bildschirm die Information Hotel Queen Elizabeth, Montreal, Zimmer 1417 erschien. Jacqueline wollte nach dem Hörer greifen, aber er bedeckte ihn mit einer Hand und sah sie an. »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich mithören. Meine Paranoia macht sich wieder bemerkbar.«
Auf dem Anrufbeantworter waren drei Nachrichten gespeichert. Die erste war von einer Frau, die sich als Dominiques Mutter ausgab. Die zweite kam von Julian Isherwood - er hatte eine Akte verlegt und bat sie, gelegentlich zurückzurufen und ihm zu helfen, sie wiederzufinden. Der dritte Anrufer war ein Mann, der seinen Namen nicht nannte. Jacqueline erkannte sofort Gabriels Stimme. »Ich wollte dir nur sagen, daß ich oft an dich denke. Solltest du irgendwas brauchen, bin ich immer für dich da. Hoffentlich bis bald. Ciao.«
»Danke, das war alles.«
Er schaltete den
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