Der Auftraggeber
angenommen?«
»Ich hatte keine Wahl.«
Schamron lächelte. »Der arme Lev - seine Position war wirklich unhaltbar geworden. Wir haben der Schlange den Kopf zertreten. Wir haben Tariqs Organisation enthauptet und seine Fußsoldaten aufgespürt. Aber von alledem wußte Lev nichts. Ich habe ihm erklärt, weshalb ich das Unternehmen so durchführen mußte, wie ich's getan habe. Ich habe ihm gesagt, daß der Premierminister darauf bestanden hat, es müsse sich notfalls überzeugend abstreiten lassen, und ich deswegen leider meinen eigenen Stellvertreter täuschen mußte. Aber Lev hat sich nicht besänftigen lassen.«
»Und Ihre restlichen Problemkinder?«
»Die sind auch bald nicht mehr da.«
Schamron legte seine Gabel weg und sah Gabriel an. »In der Führungsetage am King Saul Boulevard werden demnächst einige Büros frei. Hätten Sie nicht Lust auf eines davon? Was halten Sie davon, Chef der Operationsabteilung zu werden?«
»Danke, kein Interesse. Außerdem war ich nie ein Mann für die Zentrale.«
»Das habe ich erwartet, aber ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich's nicht versucht hätte.«
»Was ist mit den Amerikanern? Sind Sie bei denen wieder in Gnaden aufgenommen?«
»Langsam, aber sicher. Sie scheinen unsere Version der Geschichte akzeptiert zu haben. Daß unsere in Tariqs Organisation eingeschleuste Agentin enttarnt worden sei. Daß uns nichts anderes übriggeblieben sei, als geeignete Maßnahmen zum Schutz des Lebens unserer Agentin zu ergreifen. Aber sie sind noch immer wütend, weil wir sie nicht früher ins Bild gesetzt haben.«
»Das ist verständlich, wenn man bedenkt, wie alles geendet hat. Was haben Sie ihnen erzählt?«
»Daß wir erst von Tariqs Anwesenheit in New York erfahren haben, als Jacqueline sich befreit und uns alarmiert hat.«
»Und das haben sie geglaubt?«
»Das glaube ich inzwischen sogar selbst.«
»Ist auch mein Name erwähnt worden?«
»Gelegentlich. Adrian Carter würde Sie gern noch mal ausquetschen.«
»O Gott!«
»Keine Angst, er wird nicht noch mal mit Ihnen reden.«
Bevor Gabriel die Vereinigten Staaten hatte verlassen dürfen, hatte er ein achtstündiges Verhör über sich ergehen lassen müssen: CIA, FBI, New Yorker Polizei. Schamron war wie ein guter Anwalt bei einer Zeugenvernehmung an seiner Seite gewesen und hatte Einspruch erhoben, gemauert und die Vernehmung nach Kräften behindert. Die Sache hatte damit geendet, daß Carter und Schamron sich erregt anbrüllten. Zwei Tage später brachte The New York Times einen auf anonymen ›westlichen und nahöstlichen Geheimdienstquellen‹ basierenden detaillierten Bericht über das Unternehmen gegen Tariq. Gabriel wurde in dem Artikel namentlich genannt. Jacqueline ebenfalls.
»Meiner Überzeugung nach hat Carter der Times das ganze Material zugespielt.«
Gabriel entdeckte eine Spur von Bewunderung im Tonfall des Alten. Auch Schamron hatte im Lauf der Jahre mehrmals die Presse benutzt, um durch gezielte Indiskretionen persönliche Feinde zu erledigen. »Allerdings war er zu Recht wütend auf mich. Meine Behauptung, wir wüßten nichts von einer Beteiligung Tariqs an dem Pariser Attentat, war eine glatte Lüge.«
»Lev muß auch geredet haben.«
»Klar hat er das getan. An Carter komme ich nicht heran. Aber der kleine Lev wird teuer dafür büßen müssen.«
Schamron schob seinen Teller etwas von sich weg, stemmte seine kräftigen Ellbogen auf den Tisch und ließ das Kinn auf seinen Fäusten ruhen. »Zumindest ist unser Ruf als entschlossen zupackender Dienst wiederhergestellt. Schließlich haben wir Tariq mitten in Manhattan erledigt und Arafat das Leben gerettet.«
»Was nicht mein Verdienst war.«
»Wie meinen Sie das?«
»Tariq hat mich beinahe umgebracht. Und er hätte Arafat erschießen können, wenn er nicht in letzter Minute kalte Füße bekommen hätte. Warum hat er ihn am Leben gelassen?«
»Arafat ist sehr schweigsam, was die Ereignisse in Cannons Arbeitszimmer betrifft. Er muß etwas gesagt haben, das bei Tariq einen Sinneswandel bewirkt hat.«
»Irgendeine Spur von Jusef?«
Schamron schüttelte den Kopf. »Wir fahnden natürlich weiter nach ihm, aber ich bezweifle, daß wir ihn aufspüren. Er hat sich vermutlich irgendwo in den afghanischen Bergen verkrochen.«
»Und was macht Benjamin Stone?«
»Der relaxt auf seiner Jacht in der Karibik.«
Schamron wechselte abrupt das Thema. »Ich habe heute bei Jacqueline vorbeigeschaut.«
»Wie geht's ihr?«
»Warum fragen Sie sie das
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