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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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meine schäbige Bank droht damit, mich preiszugeben. Ich kann unmöglich schnell genug einen Banker finden, um das Schiff zu retten. Giles Pittaway hat Geldgeber! Lloyds Bank! Ich sage Ihnen, wenn Kunst und Hochfinanz sich verbünden, wird's Zeit, ins Hochland zu flüchten und eine gottverdammte Arche zu bauen!«
    Eine Pause. »Übrigens noch etwas, Herr Heller. Nur wenige Dinge im Leben sind so wichtig wie gute Gemälde. Und mir ist's  egal, wie alt sie sind.«
    »Ich hätte meine Worte sorgfältiger wählen sollen, Julian.«
    »Muß ich das Geschäft aufgeben, verliere ich mein letztes Hemd«, sagte Isherwood. »Ich könnte von Glück sagen, wenn ich ein Drittel von dem bekäme, was meine Sammlung wirklich wert ist.«
    Sein Flehen ließ Schamron kalt. »Wo ist er?«
    »Warum sollte ich Ihnen das sagen?«
    »Weil ich ihn brauche, Julian. Wir brauchen ihn.«
    »Klar doch! Diesen Scheiß können Sie sich sparen, darauf falle ich nicht wieder herein. Ich kenne alle Ihre Geschichten, ich weiß, wie sie enden. Übrigens denkt Gabriel genau wie ich. Auch er ist mit Ihnen und Ihrer Bande fertig.«
    »Dann können Sie mir ja sagen, wo er ist. Was kann das schaden?«
    »Nein, ich kenne Sie zu gut, um Ihnen zu trauen. Kein vernünftiger Mensch würde Ihnen trauen.«
    »Sie können mir sagen, wo er ist, oder wir können ihn selbst aufspüren. Das dauert vielleicht ein paar Tage, aber wir finden ihn.«
    »Nehmen wir mal an, ich würde es Ihnen sagen. Was hätten Sie als Gegenleistung zu bieten?«
    »Vielleicht könnte ich einen Geldgeber finden, der Sie über Wasser hält, bis Sie Ihren Vecellio verkaufen.«
    »Verläßliche Geldgeber sind so rar wie ein echter Vecellio.«
    »Ich kenne einen Mann, der mit dem Gedanken spielt, ins Kunstgeschäft einzusteigen. Vielleicht kann ich mich bei ihm für Sie verwenden.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich fürchte, er würde darauf bestehen, anonym zu bleiben.«
    »Wenn Gabriel mich verdächtigt, Ihnen verraten zu haben, wo  er…«
    »Keine Angst, er verdächtigt Sie nicht.«
    Isherwood fuhr sich mit der Zungenspitze über seine blutlosen  Lippen.

8 Port Navas, Cornwal l
    Der alte Mann kam, als der Fremde mit seinem Boot unterwegs war. Peel sichtete ihn vom Fenster seines Zimmers aus, wie er einen großen Mercedes vorsichtig durch die schmale Gasse lenkte, die zum Kai hinunterführte. Er hielt vor dem Lotsenhäuschen, drückte auf den Klingelknopf und klopfte an die Haustür. Peel konnte bis übers Wasser hinweg hören, wie die Fingerknöchel des Alten mit knappen, brutalen Schlägen das Holz trafen. Er zog einen Pullover und seine Regenjacke an und flitzte aus dem Haus. Kurze Zeit später tauchte er keuchend und mit hochrotem Gesicht hinter dem Besucher auf.
    »Wer bist du?« fragte der Alte.
    Er sprach mit einem Akzent, stellte Peel fest - wie der des Fremden, aber ausgeprägter.
    »Ich bin Peel. Wer sind Sie?«
    Der Alte ignorierte seine Frage jedoch. »Ich suche den Mann,  der in diesem Haus wohnt.«
    »Er ist gerade nicht da.«
    »Ich bin ein Freund von ihm. Weißt du, wo er ist?«
    Peel äußerte sich nicht dazu, denn die Vorstellung, der Fremde habe einen Freund, der unangemeldet aufkreuzen würde, war lächerlich. Der Alte sah den Kai entlang, dann starrte er wieder Peel an. »Er ist mit seinem Boot unterwegs, nicht wahr?«
    Der Junge nickte. Irgend etwas im Blick des Alten jagte Peel einen kalten Schauder über den Rücken.
    Der Unbekannte sah zum Himmel auf: bleigraue Wolken zogen tief und regenschwanger über die Bucht landeinwärts.
    »Ziemlich ungemütliches Wetter für einen Segeltörn.«
    »Er ist sehr gut.«
    »Ja, das ist er. Wann kommt er zurück?«
    »Das sagt er nie. Ich erzähle ihm, daß Sie hier waren.«
    »Hmmm, ich denke, ich werde auf ihn warten.«
    Er sah wie ein Mann aus, der sehr lange warten konnte, wenn  er sich das in den Kopf setzte. »Kann man hier irgendwo eine Tasse Kaffee bekommen?«
    Peel zeigte in Richtung Dorf.
    Aber der Alte ging nicht ins Dorf, um einen Kaffee zu trinken. Er ging überhaupt nirgends hin. Er stieg wieder in seinen Mercedes und hockte wie ein Ölgötze hinter dem Lenkrad. Peel ging auf die Landzunge, bezog einen Beobachtungsposten in der Nähe der Austernfarm, starrte den Fluß hinunter aufs Meer hinaus und wartete auf den Fremden. Um drei Uhr nachmittags bildeten sich auf dem Fluß Schaumkronen, und von Westen her zog ein Unwetter auf. Um vier Uhr war es stockfinster. Peel war trotz seiner Regenjacke durchnäßt und halb erfroren.

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