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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Er wollte schon aufgeben, als er die sanft leuchtenden Seitenlichter eines flußaufwärts laufenden Boots aus dem Nebel herankommen sah. Im nächsten Augenblick hörte er das Brummen des Hilfsmotors: Die schöne Ketsch des Fremden lief ein.
    Peel blinkte mit seiner Taschenlampe, um den Fremden auf sich aufmerksam zu machen. Das Boot drehte nach Steuerbord, hielt auf die Landzunge zu und kam durchs schwarze Wasser herangerauscht. Als es nur noch wenige Meter vom Ufer entfernt war, rief der Fremde: »Was ist los?«
    »Ein Mann wartet auf Sie.«
    »Was will er?«
    »Er sagt, daß er ein Freund von Ihnen ist.«
    »Hat er gesagt, wie er heißt?«
    »Nein.« Peel hörte das Echo seiner Stimme von jenseits des Flusses  widerhallen.
    »Wie sieht er aus?«
    »Unglücklich.«
    »Hat er einen Akzent?«
    »Ähnlich wie Ihrer, nur stärker.«
    »Geh heim!«
    Aber Peel wollte ihn nicht allein lassen. »Ich komme zum Kai  und helfe Ihnen beim Festmachen.«
    »Tu einfach, was ich sage«, forderte der Fremde ihn auf und verschwand unter Deck.
    Gabriel Allon betrat die Pantry. Im Geschirrschrank über dem Propanherd fand er seine Pistole, eine 9mm-Glock. Er bevorzugte die mittelgroße Ausführung, die zwar wegen des kürzeren Laufs etwas weniger präzise schoß, sich aber leichter verdeckt tragen ließ. Er zog den kantigen, massiven Schlitten zurück, um eine Patrone in die Kammer zu befördern, und ließ die Glock in die rechte Seitentasche seiner gelben Seglerjacke gleiten. Dann schaltete er die Seitenlichter aus und stieg wieder an Deck hinauf.
    Gabriel verringerte seine Fahrt, als die Ketsch die Landzunge umrundete und in ruhigeres Wasser kam. Er sah den vor seinem Haus geparkten großen Mercedes und hörte, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Die Innenbeleuchtung flammte dabei nicht auf. Der Mann war ein Profi. Gabriel griff in seine Tasche, umfaßte den Pistolengriff und legte seinen Zeigefinger auf den Abzugschutzbügel.
    Der Eindringling überquerte den Kai und stieg die wenigen Steinstufen zum Wasser hinunter. Gabriel hätte ihn überall wiedererkannt: der runde Schädel, der bullige Körperbau, der typische Gang - wie ein Boxer, der in die Ringmitte unterwegs ist. Er dachte kurz daran, abzudrehen und stromabwärts ins Unwetter zurückzulaufen, aber dann ließ er seine Pistole los und hielt weiter auf den Kai zu.
    Schamron machte einen ruhelosen Rundgang durch Gabriels Atelier und blieb vor dem Vecellio stehen. »Das ist also Isherwoods großer Coup, ein als verschollen geltendes Altarbild von Vecellio. Man stelle sich das vor: Ein netter jüdischer Junge arbeitet an einem Gemälde dieser Art. Ich kann nicht verstehen, weshalb Leute für solche Sachen Zeit und Geld vergeuden.«
    »Das überrascht mich nicht. Was haben Sie mit dem armen Julian gemacht, damit er mich verrät?«
    »Ich habe ihn zum Lunch bei Green's eingeladen. Julian war nie der große Schweiger.«
    »Was führt Sie hierher?«
    Aber Schamron wollte seine Karten noch nicht aufdecken. »Sie haben's weit gebracht«, stellte er fest. »Das Haus muß einen schönen Batzen Geld gekostet haben.«
    »Ich bin einer der angesehensten Restauratoren der Welt.«
    »Wieviel zahlt Julian Ihnen dafür, daß Sie den Vecellio wieder in Ordnung bringen?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Sie können es mir sagen, oder Julian kann es mir sagen. Ich  würde es lieber von Ihnen hören. Das ist dann vielleicht wenigstens annähernd wahr.«
    »Hunderttausend Pfund.«
    »Haben Sie schon etwas davon gesehen?«
    »Wir reden von Julian Isherwood. Ich bekomme mein Geld, wenn er den Vecellio verkauft - und selbst dann werde ich's mir vermutlich mit Gewalt holen müssen.«
    »Und der Rembrandt?«
    »Ein schneller Job für Christie's. Das ist nicht viel Arbeit, ein neuer Firnisauftrag, vielleicht ein paar Ausbesserungen. Ich bin mit der Untersuchung noch nicht fertig.«
    Schamron trat von dem Vecellio an den Tisch mit Ölen und  Pigmenten. »Welche Identität benutzen Sie heutzutage?«
    »Keine von Ihren, falls Sie sich das fragen.«
    »Italiener?«
    »Richtig. Und Sie sind?«
    »Rudolf Heller.«
    »Ah, Herr Heller, eine meiner Lieblingsgestalten. Das  Geschäft läuft in letzter Zeit hoffentlich gut, Herr Heller?«
    »Wir haben unsere guten Tage und unsere schlechten Tage.«
    Gabriel schaltete die Leuchtstoffröhren ein und richtete ihr  gebündeltes Licht auf Schamron.
    Der Alte kniff die Augen zusammen. »Machen Sie das Licht aus, Gabriel.«
    »Ich weiß, daß Sie

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