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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Colmar. Scheiße, wie heißt er gleich wieder?«
    »Meinst du Jean-Georges Hirn?«
    »Ja, genau den! Jean-Georges Hirn. Ein Strauß aus Rosen, Narzissen, Hyazinthen, Kapuzinerkresse, Wicken und anderen Blumen. Ideal für eine Pralinenschachtel. Du verstehst, was ich meine, Julie?«
    Isherwood nickte langsam und trank einen kleinen Schluck Wein. Dimbleby holte tief Luft und erzählte weiter. »Am selben Abend waren Roddy und ich zum Dinner im Mirabelle. Du weißt ja, wie Dinners mit Roddy sein können. Als wir gegen Mitternacht das Lokal verließen, waren wir reichlich abgefüllt,
    das versteht sich von selbst. Wir haben nichts mehr gespürt. Absolut gefühllos. Wir sind einige Zeit ziellos durch die Straßen gewandert. Er steht vor der Scheidung, Roddy. Seine Frau hat seine Mätzchen endgültig satt. Jedenfalls fanden wir uns bald vor genau dieser Galerie wieder, die dem ehrwürdigen Giles Pittaway gehört - vor diesem Stück Scheiße von Jean-Georges Hirn, einem Strauß aus Rosen, Narzissen, Hyazinthen, Kapuzinerkresse, Wicken und anderen Blumen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich den Rest noch hören will«, ächzte Isherwood.
    »Oh, das willst du, mein Lieber.«
    Dimbleby beugte sich etwas weiter vor und befeuchtete seine schmalen Lippen mit seiner flinken kleinen Zunge. »Roddy ist ausgerastet. Hat eine seiner Reden gehalten. So laut, daß man ihn wahrscheinlich noch in St. John's Wood gehört hat. Er hat gesagt, Pittaway sei der Satan in Person. Sein Aufstieg sei ein Zeichen dafür, daß die Apokalypse bevorstehe. Seine Rede war echt große Klasse. Ich hab' hinter ihm auf dem Gehsteig gestanden, Beifall geklatscht und an den richtigen Stellen ›Hört, hört!‹ gerufen.«
    Dimbleby beugte sich noch weiter nach vorn und ließ seine Stimme zu einem aufgeregten Flüstern herabsinken. »Als Roddy mit seiner Strafpredigt fertig ist, fängt er an, mit seinem Aktenkoffer gegen das Schaufenster zu schlagen. Du kennst dieses schreckliche Metallding, das er mit sich rumschleppt. Nach ein paar Schlägen zersplittert die Scheibe, und die Alarmanlage heult los.«
    »Oliver! Sag mir, daß das nur wieder eine deiner Stories ist! Mein Gott!«
    »Echt wahr, Julie. Kein Wort erfunden. Ich hab' Roddy am Kragen gepackt, und wir sind weggerannt, als sei der Teufel hinter uns her. Roddy war so besoffen, daß er sich an nichts mehr erinnern kann.«
    Isherwood merkte, daß er von dem Wein Kopfschmerzen bekam. »Hat diese gräßliche Geschichte auch eine Pointe, Oliver?«
    »Der springende Punkt ist, daß du nicht allein bist, Julie. Wir leiden alle. Pittaway hält uns alle in seinem Würgegriff. Jesus, ich bin schon ganz blau im Gesicht!«
    »Du überlebst recht gut, Oliver. Und du wirst immer dicker. Du wirst bald eine neue Galerie brauchen.«
    »Oh, mir geht's nicht übel, vielen Dank. Aber es könnte mir noch besser gehen. Und dir auch, Julie. Ich will dich keineswegs kritisieren, aber du könntest ein paar Bilder mehr verkaufen, als du jetzt verkaufst.«
    »Die Wende ist schon in Sicht. Ich muß mich nur noch ein paar Wochen über Wasser halten, dann ist alles wieder bestens. Was ich brauche, ist ein neues Mädchen.«
    »Ich kann dir ein Mädchen besorgen.«
    »Nicht so ein Mädchen. Ich brauche ein Mädchen, das Telefondienst machen kann, ein Mädchen, das etwas von Kunst versteht.«
    »Das Mädchen, an das ich denke, ist am Telefon sehr gut und selbst ein wahres Kunstwerk. Und du setzt deine Hoffnungen doch nicht etwa auf das Bild, das du letzten Sommer bei  Christie's ersteigert hast?«
    »Oliver, woher weißt du…«
    »Wie gesagt, mein Lieber, in unserer Branche gibt's keine Geheimnisse.«
    »Oliver, falls du auf etwas Bestimmtes hinauswillst, wäre ich dir dankbar, wenn du bald zur Sache kommen würdest.«
    »Der springende Punkt ist, daß wir uns zusammenschließen müssen. Wollen wir überleben, müssen wir uns verbünden. Besiegen können wir den gräßlichen Giles Pittaway nie, aber wenn wir ein Verteidigungsbündnis schließen, ist vielleicht eine friedliche Koexistenz möglich.«
    »Du redest dummes Zeug, Oliver. Mein Gott, kannst du dich nicht einmal im Leben verständlich ausdrücken? Ich bin nicht  eine deiner Freundinnen.«
    »Also gut, klare Worte. Ich denke an eine Partnerschaft.«
    »Partnerschaft? Was für eine Partnerschaft?«
    »Du willst eine klare Antwort?«
    »Ja, natürlich.«
    »Die Art Partnerschaft, bei der ich dich aufkaufe.«
    »Oliver!«
    »Du hast eine hübsche Galerie.«
    »Oliver!«
    »Du hast

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