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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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an ihren Tisch. Kahlköpfig, ziemlich häßlich, Nickelbrille, Khakihose und Bomberjacke mit einem Riß auf der rechten Brustseite.
    »Hallo, Sarah«, sagte er zuversichtlich lächelnd. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Sie blickte erstaunt auf. »Woher wissen Sie, daß ich Sarah heiße?«
    »Tatsächlich weiß ich sehr viel über Sie. Ich bin ein großer  Verehrer von Ihnen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Ari.«
    Er nahm unaufgefordert Platz. »Ich arbeite bei einer Organisation, die in lockerer Verbindung mit dem Verteidigungsministerium steht und Institut für Koordination heißt. Wir sprechen einfach nur vom ›Dienst‹.«
    »Nun, ich bin jedenfalls froh, daß das geklärt ist.«
    Er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte. »Wir möchten wegen eines Auftrags mit Ihnen reden. Stört es Sie, wenn ich Sie weiter Sarah nenne? Mir fällt es schwer, Sie mir als Jacqueline vorzustellen.«
    »Meine Eltern sind die einzigen, die mich noch Sarah  nennen.«
    »Keine alten Freunde?«
    »Ich habe nur neue Freunde«, sagte sie mit betrübtem Unterton in der Stimme. »Zumindest sind das Leute, die behaupten , meine Freunde zu sein. Meine alten Freunde aus Marseille haben sich zurückgezogen, als ich angefangen habe, als Model zu arbeiten. Sie dachten, meine Arbeit hätte mich verändert.«
    »Aber Sie haben sich verändert, nicht wahr, Sarah?«
    »Ja, das habe ich wohl.«
    Dann dachte sie: Warum erzähle ich das alles einem Mann, den ich gerade erst kennengelernt habe? Ob er's bei jedem schafft, so schnell ein Vertrauensverhältnis herzustellen?
    »Und diese Arbeit ist mehr als nur ein Job, nicht wahr, Sarah?
    Sie ist ein Lebensstil. Sie gehen mit Modeschöpfern und berühmten Fotografen aus. Sie besuchen rauschende Parties und Luxusrestaurants mit Schauspielern, Rockstars und reichen Playboys. Wie dieser italienische Graf, mit dem Sie in Mailand eine Affäre gehabt haben, die durch alle Medien gegangen ist. Sie sind bestimmt nicht mehr dasselbe kleine Mädchen aus Marseille. Das kleine jüdische Mädchen, dessen Großeltern die Nazis in Sobibor ermordet haben.«
    »Sie wissen wirklich viel über mich.«
    Sie musterte ihn prüfend. Sie war es gewohnt, von attraktiven, eleganten Menschen umgeben zu sein, und jetzt saß sie mit diesem ziemlich häßlichen Mann mit Nickelbrille und einem Riß in seiner Lederjacke zusammen. Er hatte etwas Primitives an sich - etwas von dem ungehobelten Sabra, von dem sie immer gehört hatte. Er gehörte zu dem Männertyp, der nicht wußte, wie man eine Smokingschleife band, und dem das völlig egal war. Sie fand ihn äußerst charmant. Aber vor allem war sie von ihm fasziniert.
    »Als Jüdin aus Marseille wissen Sie, daß unser Volk viele Feinde hat. Viele Leute würden uns am liebsten vernichten und alles niederreißen, was wir in diesem Land aufgebaut haben.«
    Während er sprach, zerschnitten seine Hände die Luft. »Im Lauf der Jahre hat Israel viele Kriege gegen seine Feinde geführt. Im Augenblick wird nicht gekämpft, aber Israel ist trotzdem in einen Krieg, einen geheimen Krieg verwickelt. Dieser Krieg tobt unaufhörlich. Er wird nie enden. Wegen Ihrer Staatsbürgerschaft und, offen gesagt, wegen Ihres Aussehens -  könnten Sie uns wertvolle Hilfe leisten.«
    »Wollen Sie mich als Spionin anwerben?«
    Er lachte. »Ich fürchte, die Sache ist nicht ganz so  dramatisch.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich möchte, daß Sie eine Bat leweja werden.«
    »Tut mir leid, aber ich spreche nicht Hebräisch.«
    »Bat leweja ist unsere Bezeichnung für eine Agentenhelferin. Als Bat leweja können Sie aufgefordert werden, in allen möglichen Funktionen für den Dienst tätig zu werden. Manchmal könnten Sie den Auftrag erhalten, sich als Ehefrau oder Freundin eines unserer Agenten auszugeben. Manchmal könnten Sie den Auftrag erhalten, wichtige Informationen zu beschaffen, an die eine Frau wie Sie leichter herankommt als ein Agent.«
    Er machte eine Pause und ließ sich viel Zeit damit, seine nächste Zigarette anzuzünden. »Und manchmal könnten wir Sie auffordern, einen Auftrag anderer Art zu übernehmen. Einen Auftrag, den manche Frauen so unangenehm finden, daß sie ihn  rundweg ablehnen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wir könnten Ihnen den Auftrag erteilen, einen Mann zu  verführen - beispielsweise einen unserer Feinde -, um ihn in eine kompromittierende Situation zu bringen.«
    »In Israel gibt es viele schöne Frauen. Wozu um Himmels willen würden Sie mich brauchen?«
    »Weil

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