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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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von Ari Schamron reaktiviert worden, damit er ihm half, Tariq aufzuspüren. Diese Nachricht beunruhigte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Sie würde ihm die kommenden Wochen zusätzlich versüßen. Wenn er sich vorstellte, wie er diesen sogenannten Friedensprozeß torpedieren und gleichzeitig seine alte Rechnung mit Gabriel Allon begleichen würde…
    Allon zu erledigen würde nicht leicht sein, aber während Tariq die Herengracht entlangschlenderte, wußte er, daß er in einem Punkt seinem Gegner bereits deutlich voraus war. Allein die Tatsache, daß Tariq wußte, daß Allon nach ihm fahndete, war ein unschätzbarer Vorteil. Der Jäger mußte zur Beute kommen, um sie zu erlegen. Spielte Tariq sein Spiel gut, konnte er Allon in eine Falle locken. Und dann erledige ich ihn, wie er Mahmoud erledigt hat…
    Geheimdienste haben grundsätzlich zwei Methoden, um einen Terroristen zu fassen. Sie können ihre technischen Möglichkeiten nutzen, um seine Nachrichtenverbindungen abzuhören, oder sie können seine Organisation infiltrieren, indem sie einen Agenten einschleusen oder einen seiner Leute dazu bewegen, die Seiten zu wechseln. Tariq und Kemel waren äußerst vorsichtig, wenn sie miteinander Verbindung aufnahmen. Sie mieden Telefone und das Internet, soweit das irgend möglich war, und setzten statt dessen Kuriere ein. Wie den Idioten, den Kemel nach Samos geschickt hat! Nein, sie würden ihn nicht schnappen können, indem sie seine Nachrichtenverbindungen abhörten, deshalb würden sie versuchen, in seine Gruppe einzudringen. Für Geheimdienste war es schwierig, in eine Terrorgruppe einzudringen, aber im Fall Tariq waren die Schwierigkeiten noch größer. Seine Organisation war klein, straff gegliedert und sehr mobil. Seine Leute kämpften aus Überzeugung, hatten eine hervorragende Ausbildung und waren äußerst loyal. Keiner seiner Agenten würde ihn jemals an die Juden verraten.
    Das konnte Tariq zu seinem Vorteil nutzen. Er hatte Kemel angewiesen, mit sämtlichen Agenten Verbindung aufzunehmen und ihnen eine einfache Anweisung zu geben. Fiel irgendeinem von ihnen etwas Ungewöhnliches auf - beispielsweise, daß er überwacht oder von einem Unbekannten angesprochen wurde -, sollte er das sofort melden. Ließe sich verifizieren, daß der israelische Geheimdienst hinter diesem Annäherungsversuch steckte, würde er sich augenblicklich vorn Gejagten in den Jäger verwandeln.
    Er dachte an ein Unternehmen, das er geleitet hatte, als er noch beim Dschihas el-Rasd, dem PLO-Geheimdienst, gewesen war. Er hatte einen israelischen Agenten enttarnt, der als angeblicher Diplomat in der israelischen Botschaft in Madrid arbeitete. Diesem Mann war es gelungen, mehrere Spione innerhalb der PLO anzuwerben, und Tariq beschloß, es sei Zeit, ihm das heimzuzahlen. Er schickte einen Palästinenser, der sich als Überläufer ausgab, nach Madrid. Der Palästinenser traf sich mit dem israelischen Geheimdienstagenten in der Botschaft und versprach, brisantes Material über PLO-Führer und ihre persönlichen Gewohnheiten zu liefern. Anfangs wollte der Israeli nicht recht anbeißen. Damit hatte Tariq gerechnet und dem Agenten mehrere wahre, verhältnismäßig harmlose Informationen mitgegeben - lauter Dinge, die den Israelis schon bekannt waren. Der Israeli glaubte nun, es mit einem echten Überläufer zu tun zu haben, und erklärte sich zu einem weiteren Treff bereit, das eine Woche später in einem Madrider Café stattfinden sollte. Diesmal reiste jedoch Tariq nach Madrid. Er betrat das Café zur vereinbarten Zeit, erledigte den israelischen Agenten mit zwei Kopfschüssen und verließ in aller Ruhe das Café.
    Tariq erreichte die Amstel und ging ein kurzes Stück den Kai entlang, bis er Inges Hausboot erreichte. Es war eine deprimierende Unterkunft - schmuddelig, voller Drogen und Sexspielzeug -, aber das ideale Versteck, während er seinen Anschlag vorbereitete. Er überquerte das Deck und betrat die Kabine. Die Oberlichter waren mit Neuschnee bedeckt, und im Salon war es kalt. Tariq knipste eine Lampe an und schaltete den kleinen Heizlüfter ein. Durch die offene Tür der Schlafkabine war zu hören, wie die junge Frau sich unter ihren Decken bewegte. Sie war eine erbärmliche Kreatur, nicht mit dem Mädchen zu vergleichen, bei dem er in Paris gewohnt hatte. Ihr würde niemand eine Träne nachweinen, wenn sie eines Tages nicht mehr war.
    Sie drehte sich um und sah ihn durch ihr strähniges blondes Haar an. »Wo hast du gesteckt? Ich hab' mir

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