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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Sie keine Israelin sind. Weil Sie einen echten französischen Paß und einen legitimen Job haben.«
    »Mit diesem legitimen Job, wie Sie es nennen, verdiene ich eine Menge Geld. Ich bin nicht bereit, ihn zu opfern.«
    »Sollten Sie sich dafür entscheiden, für uns zu arbeiten, sorge ich dafür, daß Ihre Einsätze kurz sind und Sie für den Honorarausfall entschädigt werden.«
    Er lächelte freundlich. »Ich glaube allerdings nicht, daß ich mir Ihr übliches Stundenhonorar von dreitausend Dollar leisten könnte.«
    »Fünftausend«, sagte sie lächelnd.
    »Glückwunsch!«
    »Ich muß erst darüber nachdenken.«
    »Das verstehe ich, aber bedenken Sie bitte eines, während Sie darüber nachdenken: Hätte es im Zweiten Weltkrieg ein Israel gegeben, würden Maurice und Rachel Halévy vielleicht noch leben. Meine Aufgabe ist es, das Überleben des Staats zu sichern, damit unsere Leute einen Zufluchtsort haben, wenn wieder einmal ein Verrückter beschließt, aus ihnen Seife zu machen. Ich hoffe, Sie werden mir dabei helfen.«
    Er gab ihr eine Karte mit einer Telefonnummer und bat sie, ihn am nächsten Nachmittag anzurufen und ihm ihre Entscheidung mitzuteilen. Dann schüttelte er ihr die Hand und ging. Es war die härteste Hand, die sie je in ihrer gehalten hatte.
    Sie war keinen Augenblick im Zweifel gewesen, wie ihre Antwort lauten würde. Nach allen objektiven Maßstäben führte sie ein aufregendes und glamouröses Leben, aber im Vergleich zu dem, was Ari Schamron ihr anbot, erschien es ihr stumpfsinnig und sinnlos. Die langweiligen Fototermine, die grapschenden Agenten, die quengelnden Fotografen… plötzlich kam ihr alles noch künstlicher und wichtigtuerischer vor.
    Sie kehrte zur Herbstsaison nach Europa zurück - sie hatte Engagements in Paris, Mailand und Rom -, aber als es im November wieder ruhiger wurde, erklärte sie Marcel Lambert, sie sei ausgebrannt und brauche dringend Urlaub. Marcel sagte ihre Termine ab, küßte sie auf die Wange und riet ihr, Paris so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Am selben Nachmittag ging sie auf dem Flughafen Charles de Gaulle zum El-Al-Schalter, holte sich das Ticket erster Klasse ab, das Schamron für sie hinterlegt hatte, und flog mit der nächsten Maschine nach Tel Aviv.
    Er erwartete sie, als sie auf dem Ben-Gurion-Airport ankam, und begleitete sie in einen speziellen Abfertigungsraum im Terminal. Alles war darauf angelegt, sie spüren zu lassen, daß sie jetzt einer Elite angehörte. Daß sie durch eine Geheimtür ging und ihr Leben nie wieder wie zuvor sein würde. Vom Flughafen fuhren sie mit einer Limousine in raschem Tempo durch Tel Aviv zu einer luxuriösen Wohnung im Opernturm, von deren großer Terrasse aus sie die Strandpromenade und Ge'ula Beach überblicken konnte. »Dies ist für die nächsten paar Wochen Ihr Heim. Ich hoffe, daß Ihnen die Wohnung gefällt.«
    »Sie ist wunderschön.«
    »Heute abend ruhen Sie sich aus. Morgen beginnt die wirkliche Arbeit.«
    Am nächsten Morgen ging sie in die Geheimdienstschule und absolvierte einen Crashkurs über Einsatzgrundsätze und -methoden des Dienstes. Schamron hielt ihr Vorträge über die Grundlagen unpersönlicher Kommunikation. Er nahm sie auf den Schießstand mit, bildete sie mit einer Beretta aus und zeigte ihr, wo sie Schlitze in ihre Kleidung schneiden mußte, um die versteckte Waffe notfalls schnell erreichen zu können. Er brachte ihr bei, Schlösser zu öffnen und mit einem Spezialgerät Abdrücke von Schlüsseln zu machen. Er lehrte sie, Beschatter zu erkennen und abzuschütteln. Jeden Nachmittag verbrachte sie zwei Stunden mit einem Mann namens Oded, der ihr Grundkenntnisse des Arabischen vermittelte.
    Der größte Teil ihrer Ausbildung diente jedoch der Schulung ihres Gedächtnisses und ihrer Auffassungsgabe. Schamron setzte sie in einen Raum, projizierte nacheinander Dutzende von Namen auf eine Leinwand und verlangte, daß sie sich möglichst viele merkte. Er führte sie in ein kleines Apartment, in dem sie sich ein paar Sekunden umsehen durfte, nahm sie wieder mit hinaus und wollte eine detaillierte Beschreibung hören. Er ging mit ihr zum Mittagessen ins Kasino und forderte sie auf, den Kellner zu beschreiben, der ihnen gerade das Essen serviert hatte. Jacqueline gab zu, nicht auf ihn geachtet zu haben. »Sie müssen sich Ihrer Umgebung ständig bewußt sein«, sagte Schamron. »Sie müssen in dem Kellner einen potentiellen Feind sehen. Sie müssen ständig auf der Hut sein, alles

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