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Der Augenblick der Wahrheit

Titel: Der Augenblick der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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mal, wie siehst du denn aus?« sagte er.
    »Da sind ein paar, oder besser: drei Probleme aufgetaucht.«
    Er schaute mich noch einmal prüfend an.
    »Hast du wieder angefangen, die Cola zu verdünnen, Peter?«
    sagte er. Er kannte mich nur zu gut.
    »Ich möchte dich gern was fragen«, sagte ich.
    »Gloria schlägt dich tot.«
    »Ich will dir nicht viel Zeit stehlen«, sagte ich.
     
    »Du mußt bei mir keinen Termin vereinbaren«, sagte er freundlich. »Wir können ja einen Drink zusammen nehmen wie in alten Zeiten.«
    »Können wir«, sagte ich.
    »Gloria zieht uns das Fell über die Ohren«, sagte er und drehte sich um, stellte sich auf und pitchte ohne Schwungholen oder besondere Vorbereitung den Ball unbeschwert aus den trockenen Nadeln in einem weichen Bogen aufs Grün, wo er nur einen halben Meter vom Loch entfernt liegenblieb. Er blickte mich hochzufrieden an und stakste los, um den Putter zu holen, während er sich in den anerkennenden Bemerkungen seiner Mitspieler über den flotten Schlag sonnte.
    Oscar rechnete mit seinen Golffreunden sorgfältig die Schläge nach, unterschrieb dann die Scorekarte, und wir setzten uns an einen Tisch am Rand der Terrasse. Von dort hatte man einen schönen und weiten Blick über den Golfplatz, den die Sonne rot färbte, als die Hitze des Tages endlich von sanfter, angenehmer Abendwärme abgelöst wurde.
    Der Kellner kam, und Oscar sah mich fragend an.
    »Zwei Gin Tonic«, sagte ich.
    »Sie schlägt dich tot«, sagte er wieder.
    »Das ist meine Sache.«
    »Okay, Peter. Du bist ein erwachsener Mann. Wer hat dich so besoffen gemacht?«
    Ich erzählte ihm in groben Zügen, was passiert war. Und ein bißchen von den Überlegungen, die ich mir dazu gemacht hatte.
    Meine Nerven entspannten sich, und die Unruhe im Körper verschwand, während ich das kühle, perlende Getränk mit dem Geschmack nach Wacholder und Zitrone trank. Es war, als wären wir nie getrennt gewesen. Es war schwer, mit dem Trinken aufzuhören, und es war sehr leicht, wieder anzufangen.
    Oscar hörte zu, ohne groß zu unterbrechen, abgesehen von anerkennenden Bemerkungen zum Einsatz unseres gemeinsamen Freundes Tómas und seines Vaters und ein paar Flüchen über die Iren. Dann sagte er: »Ich hab’s dir ja gesagt.
    Hör auf, Amateurdetektiv zu spielen. Komm zu deiner Arbeit zurück. Hör auf deine innere Stimme. Stell dir vor, was Amelia gesagt hätte. Sie hätte gesagt: Reiß dich zusammen und lebe dein Leben und tu das, was du kannst, nämlich Fotos machen.«
    Wahrscheinlich hatte er recht, aber das machte es ja nicht leichter.
    »Ich vermisse sie so schrecklich, Oscar«, sagte ich.
    »Sie kehren nicht zurück, Peter. Ich weiß, das klingt brutal und als würde mir das Verständnis fehlen, aber so ist es nicht gemeint. Ich will nur dein Bestes. Arbeite dich aus deinem Unglück heraus, mein Freund. Komm zu uns zurück. Wir sind deine Freunde, und du fehlst uns sehr.«
    »Ich muß da erst noch was regeln. Laß uns noch den Sommer abwarten.«
    »Na gut. Wir machen sowieso bald Urlaub. Es ist zu warm, und es sind eh alle weg. Aber wir wollen dich zurückhaben. In alter Form. Und frech wie immer.«
    Die Zikaden sangen, und um uns herum plauderten die Menschen angeregt und lautstark. Die Spanier sind ein Menschenschlag, der den Lärm liebt, aber das mochte ich gern.
    »Hab ich jemals mit dir über einen Koffer mit Limes Fotos gesprochen?« fragte ich dann.
    »Gloria hat neulich so etwas gesagt. Daß du deine besten Negative versteckt hättest. Und eine Reihe Kopien von deinen Fotos. Und daß das sowohl gut als auch schlecht ist. Gut, weil du verdammt gute Fotos geschossen hast. Schlecht, weil es ihre Schadensersatzforderung schwächt. Sie hatte sich gedacht, die Versicherungsgesellschaft richtig zu melken und ihr auch noch den letzten Notgroschen abzupressen.«
     
    »Hab ich jemals mit dir darüber gesprochen?«
    »Du meinst: Ob du in alter Zeit im Rausch davon gebrabbelt hast? Meinst du das?« sagte er brutal.
    »Genau das meine ich.«
    Er lehnte sich über den Tisch und sagte: »Nein. Ich hab neulich zum ersten Mal davon gehört. Du hast öfter davon geredet, daß du alte Bilder auf dem Boden aufbewahrst, aber ich hab das für Kinderfotos gehalten. Du weißt, diesen Nostalgiescheiß, den wir alle mit uns rumschleppen. Sonst bist du so unheimlich ordentlich mit deinen Bildern gewesen. Das hat mir immer imponiert. Auch wenn du meist chaotisch gelebt hast, deine Bilder hast du in deinem feinen Archivschrank

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