Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
ihn, als er angestrengt nachdenkend im Gang stehenblieb. Ob die von der Reise ohnehin nicht sonderlich begeisterte Wasserratte schon so früh das Weite gesucht hatte? Wer Mudge kannte, konnte das nicht völlig ausschließen. Oder befand er sich irgendwo anders in der unterirdischen Stadt und soff sich mit irgendwelchen neuen Kumpels einen an oder versetzte seine letzte kurze Hose beim Glücksspiel?
    Das war schlecht. Er hätte bei seinem Gefährten bleiben sollen. Na ja, immerhin war der Otter ein hervorragender Fährtenleser. Jon-Tom wäre jede Wette eingegangen, daß Mudge ohne Mühe jeden verschollenen Freund aufspüren könnte, wenn er wollte. Sollte er doch zurückbleiben und sich die Sache selbst zusammenreimen. Jon-Toms Vorhaben war wichtiger als jeder einzelne von ihnen, war etwas, das in diesem Teil der Welt schon seit langem hätte getan werden müssen. Ein wohlgesonnenes Schicksal hatte ihm zum Glück die Möglichkeit eröffnet, ein entsetzlich lange wütendes Übel zu bereinigen.
    Im Dunkeln versuchte er stolpernd, den Weg zurück zu finden. Er schritt einen Gang entlang und - tatsächlich, dort zur Linken war die matt beleuchtete und inzwischen verlassene Offiziersmesse. Man hatte das Geschirr von den langen Tischen abgeräumt. In den drei Kaminen glühten und knisterten noch immer vereinzelte Holzscheite und ließen ihren Rauch in die Oberwelt emporsteigen. Es war nicht ein einziges Lebewesen zu sehen.
    Auf Zehenspitzen stahl er sich zwischen zweien der Tische auf die mittlere Feuerstelle zu, wo er stehenblieb. Keiner der Höhlenbewohner hätte ohne Hilfsmittel das Sims erreichen können, doch für Jon-Tom war es ein leichtes. Das Mulmun war schwerer, als es den Anschein hatte.
    Dann schnell wieder hinaus in den Gang, und schon lief er in gleichmäßigem Tempo die Steigung empor, das Mulmun am Gürtel befestigt und von seinem flatternden grünen Umhang verborgen.
    Ein Paar großäugiger und vollwacher Taschenratten stand Wache. Sie erkannten den Besucher.
    »'n Abend«, sagte einer von ihnen höflich. »Bist ja noch ziemlich spät auf für ein Tagwesen.«
    Jon-Tom versuchte die Ausbuchtung an seiner Hüfte dadurch zu verbergen, daß er sich nach rechts vorbeugte. »Kann nicht schlafen.«
    »Vernünftige Einstellung«, bemerkte der zweite Wachposten anerkennend.
    »Dachte mir, ich mach mal einen kleinen Spaziergang.« Wie gut, dachte er, daß der riesige Umhang auch seinen Rucksack verhüllte. Denn der paßte nicht gerade zu einem kurzen Abendspaziergang.
    Doch die Wachen schöpften nicht den geringsten Verdacht. Jon-Tom drückte sich mit abgewandtem Rücken an ihnen vorbei und lächelte gewinnend. »Will mich nur mal ein bißchen umschauen. Muß früh zurück sein, um meinen Freund zu wecken.«
    Die Wachen tauschten Blicke aus. »Das ist aber merkwürdig. Dein Begleiter ist vor ungefähr einer Stunde zu den Quellen hinausgegangen.«
    »Was? Mein Freund? Seid ihr sicher?«
    »Gibt sonst keinen Otter in Fault«, erwiderte der erste Posten.
    »Dann muß er's wohl gewesen sein, nicht wahr?«
    »Hm, wird wohl stimmen. Ja, dann war er es wohl. Das ist aber wirklich interessant! Mir hat der hinterhältige kleine Dreckskerl nämlich nichts davon gesagt. Dem muß ich aber Bescheid stoßen, und wie! Jetzt weiß ich's - ich wette, er wollte im Mondlicht eine Runde schwimmen. Genau, so ist es.«
    »Er hat dir nichts davon gesagt?« Plötzlich wirkte der zweite Posten mehr als nur beiläufig interessiert. »Das ist aber seltsam!«
    »Och, nee, nee, überhaupt nicht, wirklich nicht!« versicherte ihm Jon-Tom, während er sich auf den inzwischen zum Greifen nahen Ausgang zubewegte. »So was macht der doch ständig.«
    »Merkwürdige Zeit für einen Tagbewohner, um spazierenzugehen«, fuhr der Posten fort.
    »Ach, ihr kennt doch diese Wasserratten.« Jon-Toms Lächeln war ihm auf dem Gesicht festgefroren. »Sind wirklich verdammt unberechenbar.« Er machte kehrt und schritt im Dauerlauf nach oben, während die verwirrten Posten hinter ihm lärmend zu debattieren begannen.
    Als er außer Sichtweite war, beschleunigte er sein Tempo. Verwirrte Posten konnten zu gefährlichen Posten werden, vor allem dann, wenn ihre Neugier ebenso groß war wie ihre Verwirrung.
    Doch viel wichtiger war die Frage, was der Otter zum Teufel mitten in der Nacht an den Quellen zu suchen hatte und weshalb er seinem Freund nichts über seine geplante nächtliche Exkursion gesagt hatte. Es ergab absolut keinen Sinn, was nur bedeutete, daß es

Weitere Kostenlose Bücher