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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nehmen und einen Monat lang über die Quellen herrschen.« Er lachte leise. Anscheinend genoß er das Leiden seiner Gegner. »Inzwischen müssen sie ziemlich dreckig sein.«
    »Ich habe es während der Schlacht gar nicht gesehen.«
    »Ja, glaubst du denn, wir würden es einer solchen Gefahr aussetzen?« fragte der General wie vor den Kopf gestoßen. »Der Besitzer zeigt es in einem besonderen Behälter vor, weitab vom Schlachtgetümmel, aber für jeden sichtbar, damit es alle beflügeln kann. Es ist absolut unersetzlich.«
    »Wirklich ein scheußlicher Klotz, nicht?« flüsterte Mudge seinem Gefährten zu. Der Otter hatte etwas Alkoholisches zu Trinken gefunden und leerte seinen Krug so schnell, wie die schmucke Prairiehündin neben ihm ihn füllen konnte.
    »Jesus, paß doch auf, was du da sagst!« warnte Jon-Tom ihn besorgt. Er lächelte den General an. »Da ich hier fremd bin, steht es mir nicht an, eure Sitten zu kritisieren.«
    »Dann tu es auch nicht«, riet Pocknet ihm geradeheraus.
    »Genießt euer Mahl und macht euch wieder auf den Weg. Und jetzt erzähl mir mal, was ihr so vorhabt.« Wißbegierig blickte er seinen hochgewachsenen Gast an.
    Jon-Tom ergötzte ihre Gastgeber mit Berichten von seinen zahlreichen Abenteuern, und dafür, daß seine unterirdischen Zuhörer ihn für den größten Lügner hielten, der ihnen schon seit manchem Mond begegnet war, lauschten sie seinen Erzählungen mit großer Höflichkeit. Keiner von ihnen leugnete jedoch den Unterhaltungswert von Jon-Toms ausgedehnten Flunkereien, und nach jeder Anekdote zollten sie ihm höflich Applaus.
    Zum Essen gehörte auch Live-Unterhaltung. Mehrere der gefangenen Wittens wurden mitten im Raum auf den Boden geschleudert, unsanft aufgerichtet und an Pfähle gebunden, damit die Damen, wenn sie nicht gerade bedienten, die unglückseligen Gefangenen in Stücke reißen konnten. Jon-Tom stellte fest, daß dies seinen Appetit erheblich minderte. Seine Gastgeber schienen es dagegen unglaublich erheiternd zu finden.
    Mehrmals mußte Mudge sich vorbeugen und seinen Freund ermahnen, seine Ansichten für sich zu behalten. Man durfte Gläubige nicht in ihrer eigenen Kirche beleidigen. Und außerdem - hatten sie im Laufe ihrer Reise nicht ohnehin die schlimmsten Dinge mitansehen müssen? Morgen würden sie schließlich unversehrt weiterziehen können.
    Also setzte Jon-Tom ein dünnes Lächeln auf und tat so, als würde er sich amüsieren. Er konnte sowieso nicht das geringste dagegen tun. Als die »Unterhaltung« vorbei war, zogen sich alle in ihre Schlafgemächer zurück. Ihre Gastgeber schafften es sogar, ein Bett zusammenzubauen, welches groß genug war, daß Jon-Tom sich darauf ausstrecken konnte.
    So bequem es auch war, fiel es ihm dennoch schwer einzuschlafen. Statt dessen lag er hellwach da und dachte angestrengt über alles nach, was er an diesem Tag gesehen und erlebt hatte.
    Für einen zivilisierten Menschen war die Situation, die zwischen Witten und Fault herrschte, unerträglich. Sie war sogar noch mehr als unerträglich: Sie war widerlich, übelkeitserregend, eine Sünde wider jede Vernunft! So etwas durfte einfach nicht sein. So etwas durfte man einfach nicht zulassen.
    Da niemand sich auch nur einen Teufel darum zu scheren schien, beschloß Jon-Tom insgeheim, selbst etwas daran zu ändern.

VI
    Als es in dem Höhlenbau pechschwarz vor Dunkelheit war, hielt er es für sicher genug, sich zu rühren. Fünf Stunden waren vergangen, seit sie sich zur Ruhe begeben hatten, und nun müßte, so überlegte sich Jon-Tom, der größte Teil der unterirdischen Gesellschaft fest eingeschlafen sein.
    Er tastete sich an der Wand entlang, bis er eine der überall vorhandenen ölgetränkten Fackeln entdeckte, mit denen jeder Gang und jeder Raum ausgestattet war. Jon-Tom bearbeitete seinen Feuerstein, bis die Fackel endlich brannte.
    »Mudge!« Leise huschte er auf das Bett des Otters zu.
    »Komm schon, beweg dich. Wir verschwinden von hier. Wir werden diesen Leuten helfen, ob es ihnen gefällt oder nicht. Mudge?«
    Er streckte eine Hand vor und tastete im matten Fackellicht nach der Schulter des Otters. Doch alles, was er zu fassen bekam, war die Matratze. Mit einem Ruck deckte er das Bett auf.
    »Verdammter Mist«, murmelte er und schwenkte die Fackel herum, um den Rest des Raums zu inspizieren. Doch nirgendwo war die bewußtlos hingegossene Gestalt des Otters zu erkennen. Auch im Bad und im Gang draußen vor dem Zimmer war er nicht zu sehen.
    Niemand störte

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