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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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typisch für Mudge war. Jon-Tom machte nur eine kurze Pause, um Luft zu schöpfen und das sperrige Mulmun zu befestigen.
    Es war wirklich eine wunderschöne Nacht, um Schwimmen zu gehen. Der Mond stand hoch am Himmel, und das fahle Silberlicht ergoß sich über die Felsen und den emporsteigenden Nebel. Von dem Otter war nichts zu sehen, und das einzige vernehmbare Geräusch rührte von den sprudelnden, zischenden Quellen her.
    Oder war da noch etwas anderes? Etwas, was lauter wurde und wieder verebbte, doch das nicht nach blubberndem Wasser oder einem emporsprudelnden Quell klang? Es ertönte hinter einer Gruppe granitener Turmfelsen.
    Vorsichtig schritt Jon-Tom darauf zu. Die Geräusche klangen zugleich vertraut und doch fremdartig. Vielleicht waren es eindringende Wittens, die das Gelände für das Gemetzel des nächsten Monats vorab erkundeten.
    Er spähte über die oberste Felskante. Es war tatsächlich Mudge. Nur daß er nicht allein war. Jon-Tom meinte die Prairiehunddame wiederzuerkennen, die ihnen während des Festessens aufgewartet hatte. Ein kokettes kleines Wesen. Im Augenblick benahm sie sich allerdings alles andere als kokett.
    Mudge stöhnte leise, und sie stieß eine schnelle Serie schriller Wimmer- und Jaulgeräusche aus. Manche davon waren für Jon- Toms Menschengehör sicherlich zu hoch, als daß er sie überhaupt hätte wahrnehmen können, doch er begriff recht schnell, worum es ging. Die beiden unterhielten sich nicht über das Wetter. Genaugenommen unterhielten sie sich überhaupt nicht.
    »Mudge!« flüsterte er.
    »Was, zum verdammten Teufel, ist das denn?« Der Otter zog sich zurück, verlor den Halt auf dem runden Gestein und stolperte kopfüber zu Boden. Seine Herzensdame kroch hastig auf ihre Kleider zu.
    Die scharfen Augen des Otters entdeckten sehr schnell Jon- Tom, der hoch oben von dem Felsring zu ihm hinabstarrte. Er stieß einen gewaltigen Seufzer aus.
    »Gesegnet sei mein 'intern, also du bist das bloß, Kumpel! Was ‘ast du vor, willst du mir einen 'erzinfarkt verpassen?«
    »Nein.« Jon-Tom fragte sich, warum er eigentlich immer noch flüsterte. Die kleine Hundedame kauerte weitab in einer Ecke. »Zieh dich an! Wir hauen hier ab.«
    Mudges Stimmung durchlief einen rasend schnellen Wechsel von Erleichterung zur Verblüffung. »Wa? Jetzt? « Er begann seine Kleider und Waffen einzusammeln, »‘ast du eigentlich über'aupt keinerlei Feingefühl, Kumpel?«
    »Es tut mir leid. Davon wußte ich nichts. Wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mir mitzuteilen, was du für diesen Abend noch geplant hattest...«
    »... dann 'ättest du versucht, es mir auszureden, Chef. Ich kenne dich doch. Was, zum Teufel, soll die verdammte Eile, das würde ich doch zu gerne wissen.«
    »Mudge, ich habe heute mitansehen müssen, wie diese Leute gegeneinander gekämpft haben, gewissermaßen Bruder gegen Bruder. Ich habe mir ihr Gerede angehört und von ihrer widerlichen Stammesgeschichte erfahren. Wir haben es hier mit einem Haufen Leute zu tun, die derartig von einer üblen Gewohnheit gefangengenommen sind, daß sie nicht mehr den blassesten Schimmer haben, wie sie sich davon noch befreien können.«
    »Bitte um Verzei'ung, Kumpel«, erwiderte der Otter, während er in seine kurzen Hosen schlüpfte, »aber wir 'aben es 'ier mit 'nem 'aufen Leute zu tun, die vollkommen zufrieden mit ihrem Leben sind, so wie es ist.«
    »Das liegt nur daran, daß sie diesen Teufelskreis nicht mehr durchbrechen können, in dem sie stecken. Mudge, in diesen Quellen gibt es mehr als genug heißes Wasser, um beide Städte voll zufriedenzustellen. Es ist ja nicht so, als würden sie um einen knappen Grundrohstoff kämpfen.«
    »Jon-Tom, langsam fange ich an zu glauben, daß es sie e'er bei deiner 'irnmasse um 'nen knappen Grundrohstof: 'andelt! Wenn die es schon seit 'underten von Jahren nicht geschafft 'aben, 'nen dauer'aften Frieden 'erzustellen, wie kommst du dann darauf, daß du plötzlich für einen sorger könntest?«
    Jon-Tom grinste ihn an und nestelte an seinem Gürtel unter dem Umhang. »Weil mich als Dritten und Unbeteiligter niemand daran gehindert hat, das hier mitzunehmen.«
    Als sie das heilige Mulmun erblickte, stieß die Dame scharf den Atem aus.
    »Das ist kein Symbol der Quellen oder der gemeinschaftlichen Zufriedenheit«, erklärte Jon-Tom dem Otter in zornigem Flüstern, »sondern ein Symbol der Sturheit und de politischen Verkalktheit. Nun, da wir es entwendet haben, haben sie kein Symbol, keinen Totem

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