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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nachdenkt. Dadurch bleibt alles im Gleichgewicht, wa? 'och, runter, 'och, runter. Könnte einen glatt verwirren.«
    »Ich sehe selbst, was hier vorgeht, aber was hat es zu bedeuten?«
    Mudge zog die Pfote aus dem auf den Kopf gestellten Gewitter zurück und leckte den Pelz an seinem Gelenk, um ihn zu trocknen, während er zu seinem provisorischen Bett zurückschritt.
    »Das bedeutet, daß die Welt 'n nasser Ort ist, Kumpel.« Jon- Tom beobachtete den Umkehrregen noch eine Weile, bevor er sich wieder zu seinem Freund gesellte. Er kringelte sich unter seinem Umhang zusammen, lag dabei aber hellwach da und starrte in das Gewitter hinaus. Das ständige Strömen aufwärtsfließenden Wassers wirkte beruhigend.
    »Eigentlich ist es sehr schön. Ich meine, es hat eine wunderbare Symmetrie an sich, eine Art meteorologischer Poesie.«
    »Klar, Kumpel, 'ab ich mir auch gedacht. Und jetzt schlaf weiter!«
    Jon-Tom drehte sich zu ihm um. Die Silhouette des Otters war vor dem ersterbenden Feuer kaum auszumachen. »Du lebst zu schnell, Mudge. Manchmal glaube ich, daß du die Wunder der Natur überhaupt nicht zu schätzen weißt.«
    »Wer? Ich?« Schläfrig blinzelte er Jon-Tom an. »Wie kannst du so was sagen, Kumpel? Dieser nach oben strömende Regen, der 'at doch meine ganze Anschauung über die Konstruktion der Welt verändert.«
    »Ach ja? Dann besteht vielleicht doch noch Hoffnung für dich, wenn das hier dir ermöglicht, das Wunderbare und Schöne der Natur zu erkennen, die erstaunlichen Überraschungen, die sie für jeden von uns bereithält. Eine leicht veränderte Naturerscheinung wie dieser Regen hat etwas Großes, etwas Prächtiges.«
    »Weißt du, Kumpel, das se'e ich 'n bißchen anders. Weißt du, bis'er 'abe ich die Welt immer für 'n Lokus ge'alten. Ist nett zu erfahren, daß sie auch als Bidet funktionieren kann.« Worauf der Otter sich einmal mehr auf die Seite rollte und entschlummerte.
    Jon-Tom fand sich mit der Tatsache ab, daß sein Gefährte keinerlei ästhetisches Empfinden besaß. Nachdenklich musterte er den von unten nach oben strömenden Regen. Er war zwar verwirrend, aber hübsch und ganz und gar ungefährlich. Wenigstens stellte er eine willkommene Abwechslung zu ihrer monotonen Umgebung dar.
    Einen großen Teil des frühen Morgens strömte es unentwegt aufwärts. Sie standen auf ihrem Floß und blieben trocken und sauber, während sie durch eine Schicht steigenden Regens ruderten. Das Floß war eine kleine Insel der Trockenheit, der über die von Pflanzenwuchs erstickten Gewässer des Wrounipai glitt.
    Schließlich sank die Luftfeuchtigkeit unter hundert Prozent, und sie verließen die Region des immer währenden Regens. Das Wasser war zu einem schmalen, trägen Strom geworden, einer von vielen, der durch parallel verlaufende Rinnen aus aufgeworfenem Granit und Schiefer floß. Das war zwar eine Verbesserung gegenüber dem Gelände, das sie hinter sich gelassen hatten, doch keineswegs das milde Paradies, von dem Clodsahamp gesprochen hatte. Noch immer kämpfte dichtes Unterholz um Platz zwischen dem Gestein und dem Wasser. Sie ruderten mit einemmal durch einen grünen Tunnel, der durch gelegentlich aufblitzendes Sonnenlicht erhellt wurde.
    Auf einem Felsvorsprung entdeckte Mudge Sträucher, an denen köstliche grünschwarze Beeren wuchsen, die wie Tränen geformt waren, und die beiden Reisenden verbrachten einen ganzen Nachmittag damit, sich den Bauch vollzuschlagen. Die felsige Insel bot sich auch als sauberer, trockener Rastplatz an, und so beschlossen sie, dort die Nacht zu verbringen.
    Am nächsten Morgen erwachte Jon-Tom, räkelte sich und war sofort hellwach. Sie waren umzingelt. Nicht von Gyrnaughts Häschern, und auch nicht von den gesichtslosen Dämonen von Markus dem Unvermeidlichen.
    Es waren dreißig Otter, die ihn anstarrten, und jeder von ihnen glich Mudge aufs Haar. Jon-Tom hatte in letzter Zeit einiges an Seltsamkeiten miterleben müssen, doch das hier übertraf alles.
    »Guten Morgen, Jon-Tom!« riefen die dreißig Otter im Chor.
    Er versuchte, seinen Geist zu beherrschen, der in Panik zu geraten drohte. Hatte er es hier mit irgendeiner Mehrfachspiegelung zu tun, die jemand hervorgebracht hatte, der mit der Hexenkunst wohlvertraut war? Nein. Denn dann hätten sie sich alle auch gleichzeitig im Einklang miteinander bewegen müssen, anstatt nur gemeinsam zu sprechen. Statt dessen krümmten einige von ihnen sich vor Lachen, während andere sich mit ihren Nachbarn unterhielten und wiederum

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