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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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enttäuscht gewesen, doch nun erschien es ihr nicht minder schön als jede zwölf Meter lange Motorjacht. Sie stießen das Floß ins Wasser und machten sich heftig ans Rudern.
    Ab und zu erblickte Jon-Tom mehrere Gestalten, die aus dem hohlen Inselinneren emporstiegen und schließlic wieder darin verschwanden.
    »Dachte schon, ich würde dich nie aufspüren, Kumpel«, sagte Mudge gerade.
    »Warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, nach all dem, was du kurz vor unserer Trennung gesagt hast? Es gab doch jede Menge guter Gründe für dich, mich zu vergessen und mir nicht nachzufolgen.«
    »Na ja, nennen wir es Neugier, und belassen wir es dabei, Kumpel. Wenn ich länger drüber nachdenke, wird mir sonst bestimmt noch schlecht. Vielleicht war ich neugierig festzustellen, ob du schließlich als Vogelfutter oder so geendet bist. Vielleicht bin ich ja auch nur verrückter als ein Neonwurm.«
    »Es ist mir egal, weshalb du es getan hast. Ich bin nur froh, daß du es überhaupt getan hast.«
    Mudge wies mit einem Kopfrucken zu der rapide kleiner werdenden Insel hinüber. »Was war denn über'aupt dort los? 'ab noch nie im Leben ein derartiges Gekreische und Gejaule ge'ört.
    ‘ast du denen einen Banngesang angedreht?«
    »Nicht direkt. Ich habe sie lediglich zu einem Dialog überredet, der das Ziel hatte, die Ausbreitung von Ungerechtigkeit zu verhindern und für die Gleichheit aller zu sorgen.«
    »Gott, kein Wunder, daß die sich derart in die Wolle gekriegt 'aben! Arme Flattermänner! Meinst du, sie kommen 'inter uns 'er, wenn sie die Sache erst mal auf die Rei'e bekommen 'aben?«
    »Nicht sofort, wenn überhaupt. Wenn ihr Anführer diese kleine Debatte überleben sollte, wird er eine Weile zu sehr damit beschäftigt sein, seine Organisation wieder auf Vordermann zu bringen, um sich Gedanken über meinen Verbleib zu machen. Aber wahrscheinlich wäre es trotzdem ratsam, einige Tage lang den Himmel im Auge zu behalten.«
    »Verste'e, Kumpel. Noch mal lassen wir uns nicht derartig aus der Luft überrumpeln.«
    »Da hast du aber verdammt recht!« Nachdenklich drehte Jon- Tom sich um. »Ich hoffe, daß Gyrnaught... das ist der Adler, der mich entführt hat... erkennt, was aus jener Art von System werden muß, das er vertritt, daß er erkennt, daß es zur Selbstvernichtung verdammt ist. Ich hoffe, daß er merkt, daß Macht zur totalen Korruption führt. Daß die Habgier auch bei scheinbar gehorsamen Gefolgsleuten schließlich die Treue überwältigt.«
    »Warum 'at er sich dich über'aupt geschnappt, Kumpel?«
    »Weil er einen Musiker brauchte.«
    »Tz! Da 'ätte er nur zu fragen brauchen, dann 'ätte ich ihm schon gesagt, daß er nur seine Zeit verschwendet.« Er grinste.
    »Klingt mir rundum nach dem typisch blöden Plan eines Vogel'irns.«
    Wenn der Otter ihm nicht soeben das Leben gerettet hätte, hätte Jon-Tom ihn über Bord gestoßen.
    Je weiter sie nach Süden kamen, um so mehr entspannte sich Jon-Tom wieder. Anscheinend hatte Gyrnaught alle Flügel damit zu tun, sich seiner aufs neue aufgeklärten Schar anzunehmen, und selbst wenn er Zeit dazu finden sollte, sich zu fragen, wohin sein Musiker wohl entflohen sei, konnte er unmöglich wissen, in welche Richtung Jon-Tom sich begeben hatte. Als die Tage verstrichen, gelangte er zu der überzeugung, daß er den Adler nie wiedersehen würde.
    Allerdings wurde seine Erleichterung etwas durch ihre Umgebung gedämpft, die immer undurchdringlicher und feuchter wurde. Clodsahamps »angenehmes tropisches Land« drang immer bedrohlicher auf sie ein. Die Bäume des Wrounipai ragten über ihrem zerbrechlichen Floß empor, von einem labyrinthartigen Wurzelsystem gestützt, das ihnen manches Mal den Weg versperrte und sie zwang, Umwege nach Osten oder Westen zu machen. Gelegentlich waren die Wurzeln wiederum so groß, daß man unter ihnen hindurchrudern konnte. Zäh klammerten sich Baum- und Fliegenpilze an die unteren Partien der niedrigeren Bäume.
    Das wenige Trockenland, dem sie begegneten, war derart dicht von Gestrüpp und Dornensträuchern überwachsen, daß sie nur unter größten Vorsichtsmaßnahmen ihre abendlichen Lagerstellen auskundschaften konnten. Mudge bestand darauf, dies zu tun, weil ihm das regelmäßige Abendkonzert aus gespenstischem Stöhnen und Wimmern die Lust zum Ankern nahm.
    Dicht pflegten sich Mensch und Otter nebeneinander vor dem kleinen Lagerfeuer zusammenzukauern und lange dort zu verharren, bevor sie in einen unruhigen Schlaf fielen. Doch obwohl

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