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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sie beide die Nachtgeräusche als recht entnervend empfanden, schlich sich nichts heran, um sie im Schlaf zu verschlingen.
    Dennoch herrschte die dunkle, feuchte Düsterkeit allenthalben vor. Nichts war auch nur annähernd so, wie Clodsahamp es beschrieben hatte.
    Tag und Nacht klebte sich Nebel an sie, der von der dampfenden Wasseroberfläche emporstieg. Wenn es regnete, was häufig vorkam, ließ die Hitze zwar etwas nach, dafür war es dann fast unmöglich, sich irgendwie zu orientieren. Das zwang sie dazu, unter dem Schutz der hervorstehenden Wurzeln größerer Bäume Schutz zu suchen. Nach einigen Wochen war Jon-Tom davon überzeugt, daß das, was morgens sein Kinn bedeckte, weniger Bart als Schimmel war. Alles im Wrounipai war glitschig von Moos oder rauh von Pilzbewuchs. Die intensive Feuchtigkeit drohte ihnen ihre Kleider am Leib verfaulen zu lassen. Sie schien sich auch über ihren Geist zu legen, ließ sie die Orientierung verlieren und erschwerte es ihnen, die einfachsten Alltagsgegenstände wieder zu erkennen.
    Sie hatten das Floß auf eine Sandbank unter der natürlichen Bedachung ineinander verschlungener Luftwurzeln geschoben und teilten sich die Bank mit Süßwasserschalentieren und anderen Bewohnern der brackigen Umgebung. Ihr Lagerfeuer knisterte mühsam, die Flammen kämpften gegen die klebrige Atmosphäre an. Es war stockfinstere Nacht. Die Baumwipfel versperrten den Blick auf die Wolken, und die Wolken wiederum versperrten den Blick auf den Mond. Das einzige Licht, das sie wahrnehmen konnten, stammte von ihrem Feuer.
    Doch hören konnte Jon-Tom noch - und was er hörte, klang äußerst seltsam.
    Jon-Tom stand auf, die Augenlider schwer vom Schlafmangel. Neben ihm lag Mudge zusammengerollt in seiner dünnen Decke und schnarchte vor sich hin, ohne das merkwürdige sausende Geräusch zu bemerken, das Jon-Tom aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Der Bannsänger lauschte eine lange Zeit, bevor er seinen Umhang anzog und an den Rand des Wassers schritt. Es war ein unnatürliches Geräusch, gleichmäßig und feucht, wie ein Sausen in einem Vakuum. Er streckte die Hand in den Regen hinaus und zog sie wie von der Tarantel gestochen wieder zurück. Schließlich streckte er sie ganz langsam ein zweites Mal vor. Verwundert starrte er sie an und schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können. Das Phänomen hielt an. Er war also nicht verrückt.
    Wasser perlte auf seiner vorgestreckten Hand. Es fühlte sich wie gewöhnlicher Regen an. Es sah auch so aus wie gewöhnlicher Regen. Er zog die Hand erneut zurück und leckte daran. Ein stechender, salziger Geschmack, der allerdings ungewöhnlich war. Das erleichterte ihn, denn es bedeutete, daß seine Sinnesorgane noch funktionsfähig waren, und er war froh, daß es der Niederschlag war, der anomal war, und nicht er selbst.
    Er sah dem Regen zu, bis er vollends wach geworden war, dann schritt er zu Mudge zurück.
    »'mpf... wa?« Der Otter blinzelte ihn im Liegen an. Jon-Toms Gesicht mußte ziemlich unangenehm aussehen, wie es nur vom matten Glühen des Lagerfeuers erhellt wurde. »Was ist los, Kumpel? Ist ja so finster wie die Gedanken eines Magistrats!«
    »Es ist immer noch Nacht. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen.«
    »Und warum«, fragte ein plötzlich sehr verärgerter Mudge, »‘ast du mich dann geweckt?«
    »Es regnet, Mudge.«
    Der Otter hielt einen Augenblick inne und lauschte. »Das 'öre ich. Na und?«
    »Es regnet nicht richtig.«
    »Nicht richtig? Bist du jetzt vollends übergeschnappt?«
    »Mudge, es regnet von unten nach oben.«
    »Total plemplem«, murmelte der Otter. »Armer Teufel.« Er glitt aus seiner Decke und torkelte schlaftrunken zum Ufer hinüber. Er streckte eine Pfote in den Regen hinaus. Das Wasser perlte gegen seinen Handrücken, während die Handfläche trocken blieb.
    »Verdammt will ich sein! Tatsächlich!«
    Jon-Toms Hand streckte sich neben Mudges in die Dunkelheit hinaus. »Was hat das zu bedeuten?« Es war faszinierend mit an zu sehen, wie die Tröpfchen gegen seinen Handrücken prasselten, um seine Finger krochen und schließlich in den finsteren Himmel emporschossen.
    »Ich glaube, ich weiß, was das bedeutet, Chef. Das 'eißt, daß Seine 'exerschaft recht 'atte, als er uns erzählt 'at, daß dieser Teil der Welt tropisch ist. Schätze, das Land 'ier wird derartig feucht und übersättigt, daß es ab und zu dem 'immel etwas Wasser zurückgeben muß. Ist gar nicht mal so schlecht, diese Lösung, wenn man genauer drüber

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