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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Als das Gekreische und zornige Gekrächze nicht aufhören wollte, nahm er wie beiläufig seine Duar auf und schlenderte den Pfad entlang, der zu dem Tunnel führte. Niemand beachtete ihn auch nur im geringsten, da alle damit beschäftigt waren festzustellen, wer denn nun wirklich zum Führer befähigt war und wer nicht.
    Anscheinend hatte Gyrnaught seine Schwierigkeiten, mit diesem Problem der mehrfachen Führung zurechtzukommen, und das Angebot, sich zum obersten Führer ernennen zu lassen, genügte nicht, um sein Ego zu befriedigen. Es gab nur einen Führer hier, nur einen Herrscher! Seine bisher gehorsame Soldateska widersprach dieser Auffassung auf das heftigste.
    Jon-Tom erreichte den Tunneleingang, warf noch einen letzten Blick zurück auf das Gezänk, das ihm seine Freiheit beschert hatte, und eilte in den Gang hinaus. Fast hatte er schon den Ausgang erreicht, als sich plötzlich ein sehr großer Falke von einer versteckten Sitzstange unter der Decke herabschwang und ihm den Weg versperrte.
    Mit einem Wachposten hatte Jon-Tom nicht gerechnet. Dieser besaß eine Flügelspanne von zwei Meter vierzig und hielt eine lange Stange mit vier scharfen Spitzen in seinen biegsamen Flügelspitzen. Am meisten fürchtete sich Jon-Tom jedoch vor seinen natürlichen Waffen. Schnabel und Klauen des Wesens konnten ihn mit Leichtigkeit in Stücke reißen.
    »Wohin willst du, Musiker?«
    »Nur ein bißchen frische Luft schnappen«, erzählte Jon-Tom dem Posten und lächelte schwach. Er warf einen Blick über die Schulter und musterte den Falken vielsagend. »Willst du dich denn gar nicht an der Diskussion beteiligen und deinen Anspruch anmelden?«
    »Was für eine Diskussion?« Der Falke ließ ihn nicht aus seinen glänzenden Augen.
    »Die Diskussion, bei der alle gerade bestimmen, wer wirklich zur Herrenrasse gehört und wer nicht.«
    »Ich bin der Wächter«, erwiderte der Falke. »Das genügt mir.«
    »Aber alle anderen sind...« Der Falke schnitt ihm das Wort ab, indem er einen Schritt vortrat und ihm die scharfen Spitzen seiner Stange gegen die Bauchdecke drückte. Jon-Tom wich zurück. Der Falke folgte ihm und drängte ihn weiter.
    »Hast du denn nichts von der Diskussion gehört?« fragte Jon- Tom lahm.
    »Davon werde ich später noch erfahren.«
    »Aber jetzt ist doch jeder ein Führer, jeder ein Herrscher.«
    »Ich bin nur ein Wächter. Ich glaube, wir sollten lieber mal mit Gyrnaught darüber reden. Ich glaube nicht, daß du die Erlaubnis hast, ›mal ein bißchen Luft zu schnappen‹ . Im Horst gibt es genug Luft.« Wieder preßten sich die Metallspitzen gegen Jon-Toms Eingeweide und zwangen ihn, einige Schritte zurückzuweichen.
    Er stand kurz vor der Panik. Unbewaffnet, wie er war, gab es für ihn nicht die geringste Chance, diesen unbeugsamen Wachposten zu überwältigen. Nur noch ein kleines Weilchen, und Gyrnaught hatte sein zerbröckelndes Reich möglicherweise wieder auf Vordermann gepeitscht. Jon-Tom hatte das vage Gefühl, daß der Adler dann einige unbequeme Verhöre durchführen würde. Danach würde er dann seinen Musikerliebling suchen, dessen raffinierte Lieder ihn wohl auch nicht mehr davor bewahren würden, bei lebendigem Leib gehäutet zu werden.
    »Können wir denn nicht noch mal darüber reden?« flehte er.
    »Unsinn. Ich kann solche Dinge nicht mit dem Mitglied einer niederen Rasse diskutieren, weil das...« Der Falke brach mitten im Satz ab. Er drehte sich träge um sich selbst, und während das geschah, bemerkte Jon-Tom so etwas wie einen Federkiel, der aus seinem Hinterkopf raste. Doch es war kein Kiel, und es besaß seine eigenen Federn: ein Pfeil.
    Der Wachposten fiel nach vorne aufs Gesicht, ein totes Federbündel.
    »‘ast du etwa vor, den ganzen lieben Tag lang rumzugaffen?« fauchte Mudge, als er einen weiteren Pfeil einlegte und in den langen Tunnel hineinzuspähen versuchte. »Oder wäre es wirklich zuviel verlangt, wenn ich dich darum bäte, endlich deinen gottverdammten Hintern in Bewegung zu setzen?«

VIII
    »Mudge!«
    »Ja, ja, ich weiß schon noch, wie ich 'eiße.« Der Otter starrte zum Höhlenausgang hinüber. »Falls deine Beine noch irgendeinen Kontakt zu deinem aufgeweichten Hirn besitzen sollten, würde ich es sehr schätzen, wenn du letzteres dazu bewegen könntest, erstere in Gang zu setzen!«
    Mudge brachte ihn hinaus und führte ihn den von Bäumen bis zum Ersticken überwucherten Abhang hinunte zum Ufer, wo ihr Floß lag. Als er es herbeibeschworen hatte war Jon-Tom

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