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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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blickte er seinen Freund stirnrunzelnd an.
    »Irgendwas Ungewöhnliches festgestellt?«
    »Nein. Ist ganz gewöhnlicher Kalkstein. Ich dachte gerade darüber nach, wie angenehm es doch ist, mitten in diesem Schlammgebiet auch mal festen Boden zu entdecken.
    Das hier war mal der Boden eines flachen Meers. Hier sind winzige Tiere mit großem Kalkgehalt in ihren Schalen zu Abertrillionen gestorben, zu Boden gesunken und im Laufe der Jahrzehntausende zu diesem Gestein geworden. Mit der Zeit hat sich der Meeresboden gehoben. Danach hat sich das Wasser an die Arbeit gemacht und offene Stellen freigespült.« , »Was du nicht sagst«, meinte Mudge unbeeindruckt.
    Jon-Tom blickte ihn enttäuscht an. »Mudge, deine naturwissenschaftliche Bildung ist aber schlimm vernachlässigt worden!«
    »Das liegt daran, daß ich zu sehr damit beschäftigt war, mich in praktischen Dingen zu bilden, Chef.«
    »Wenn du mir nur fünf Minuten zuhören würdest, könnte ich dir vielleicht die Augen für einige der verborgenen Wunder der Natur öffnen.«
    »Nach dem Essen vielleicht, Kumpel«, sagte der Otter und hob eine Pfote zu einer beschwichtigenden Geste. »Will doch mein Essen genießen, nicht?«
    Nachdem sie ein karges, aber ausreichendes Mahl verzehrt hatten, stellte Jon-Tom fest, daß ihm nicht mehr der Sinn nach Belehrungen stand. Statt dessen neigte er nun eher zur Melancholie, Er nahm die Duar auf und beglückte den armen Mudge mit langen, traurigen Balladen und bittersüßen Liedern, die von unerwiderter Liebe handelten.
    Der Otter ließ es über sich ergehen, solange er es aushielt, bis er sich schließlich fest in seine Decke hüllte, was Jon-Toms Gesang weitgehend dämpfte.
    »Nun benimm dich doch nicht so melodramatisch!« sagte der beleidigte Balladensänger. »Nach all diesen Monaten ständigen Übens muß mein Gesang doch wenigstens ein bißchen besser geworden sein.«
    »Dein Spielen ist besser denn je, Jon-Tom«, ertönte eine Stimme unter der Decke hervor. »Aber was deine Stimme angeht, da ist 'opfen und Malz verloren, fürchte ich. Du 'örst dich immer noch so an, als würdest du mit einem Mund voller Kieselsteine unter Wasser singen. Oder soll ich lieber taktvoll als ehrlich sein?«
    »Nein, nein.« Jon-Tqm seufzte. »Ich dachte, ich wäre schon viel besser geworden.« Während er sprach, strich er über die Saiten der Duar.
    Mudge schob den Kopf unter der Decke hervor. Er hatte die Augen halb geschlossen. »Mein Freund, es ist spät. Inzwischen kannst du wenigstens 'albwegs 'ne Melodie 'alten, während dein Mund noch vor 'nem Monat nicht gewußt 'ätte, was er damit anfangen soll. Das ist auch 'ne Art Fortschritt. Was dir fehlt, das ist nicht der gute Wille, sondern 'ne Stimme. Gib dich doch mit dem zufrieden, was du ‘ast.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Jon-Tom gekränkt. »Aber wenn ich mich verbessern will, muß ich nun mal üben.«
    Mudge stieß ein ersticktes Geräusch aus. Er konnte einfach nicht gewinnen: Wenn er den Gesang des Mannes lobte, legte der noch begeisterter los; und wenn er ihn tadelte, brauchte Jon- Tom eben seine »Übung«. Das Leben steckte ihm ständig Joker zu.
    »Na schön, Kumpel.« Er vergrub sich wieder unter seiner Decke. »Dann versuch mal, es irgendwie loszuwerden. Aber tu mir 'nen Gefallen und spiel bitte nicht bis zum Morgengrauen, ja?«
    »Ich höre bald auf«, versicherte Jon-Tom ihm. Er sang über die Tage am Strand, über die alte Mutter Erde und über die Freunde, die er in der wirklichen Welt gehabt hatte. Dann legte er die Duar beiseite und schickte sich an, sich neben dem Feuer zusammenzukringeln.
    Da ließ ihn etwas innehalten. Nein, es war mehr als ein Innehalten: Es war wie ein elektrischer Schlag auf seinen Netzhäuten. Er fuhr auf und blinzelte.
    Es war immer noch da und wurde immer stärker. Oder nicht? Er beugte sich zur Seite und rüttelte das Knäuel aus Pelz und Decke kräftig durch.
    »'errje, was ist denn nun schon wieder los?« Der Otter steckte zum dritten Mal an diesem Abend den Kopf unter der Decke hervor, »'ör mal, Kumpel, von mir aus kannst du das verdammte Feuer für dich 'aben. Ich penne auf dem Floß, 'e!« Er setzte sich auf, plötzlich hellwach geworden. »Du siehst ja aus, als 'artest du 'n Gespenst gese'en!«
    »Kein Gespenst«, murmelte Jon-Tom. »Ich habe ein... Mudge, ich bin mir nicht sicher, was ich gesehen habe.«
    Der Otter musterte eindringlich die Dunkelheit. »Kann nichts erkennen. Wie sah es denn aus? Und wo ‘ast du es gese'en?«
    »Da

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