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Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition)

Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition)

Titel: Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Goettle
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40 Zentimeter. Ich habe ja angefangen mit 52 Kilo damals, im Leichtgewicht. Zwei, drei Jahre später war ich im Mittelgewicht, bis 57 Kilo. Im Studio habe ich immer gesagt, ich will 60 haben, und wie ich 60 gehabt hab’, wollte ich 65 haben. Also, Schwergewicht fängt an – heute ab 57 Kilo plus, früher ab 60. Ich bin 1,65 Meter groß. Und ich habe kein Fett am Körper. Man darf kein Fett haben, nirgendwo! Der Hintern muß Streifen haben. Momentan ist Wasser drunter«, sie zeigt auf ihren Unterarm und zupft an der Haut, »das muß ja weg, es gibt bestimmte Ernährungsprodukte, da muß man dann dauernd aufs Klo. Und das Essen, das man zu sich nimmt, Kohlehydrate, Eiweiß, Vitamine, das muß perfekt abgestimmt sein auf die Leistung, die man bringen will. Das habe ich mir alles selbst entwickelt. Ich bin damals nach meiner Friseurlehre – den Beruf habe ich ja aufgegeben wegen der Allergie – erst in die Fitneßbranche als Trainerin, und ab 1987 hab ich dann Bodybuilding gemacht. Mein allererster Lehrmeister, das war ein Gewichtheber, der hat mir das eigentlich beigebracht. Auf dieser Grundlage konnte ich mir dann später alles selbst erarbeiten. Ich probier heute noch aus.
    Viele denken, man legt sich auf eine Bank und drückt Gewichte. Um aber einen guten Körper zu kriegen, eine symmetrische Muskulatur, so daß wirklich alles zusammenpaßt, muß man sich gut vorbereiten. Weil, so ein Training ist erstens sehr anstrengend und zweitens langwierig. Man muß bei jedem ›Satz‹ den Kopf einschalten und sich konzentrieren. Das heißt, das Ganze ist erst mal Kopfarbeit, bevor der Körper funktioniert. Also der ›Satz‹, das sind die Bewegungsfolgen, wenn ich z. B. für den Bizeps eine Übung mache, dann mach ich vier bis acht Sätze. Und zum Aufwärmen nehm ich eine Übung, die ich eigentlich nicht brauche, z. B. Kabelzug, ’ne Übung, wo andere sich abschuften. Oder viele machen acht bis fünfzehn Übungen, aber das ist halt nur zur Fitneß. Ich bin von der Wiederholungszahl her variabel, ich mach’ teilweise dreißig oder auch 55 Wiederholungen. Und dann ist es üblich, daß man nach jedem Satz dreißig bis sechzig Sekunden Pause macht zur Erholung, die lasse ich weg, denn der Muskel muß ja gereizt werden. Das ist das A und O! Man merkt es an einem Brennen im Muskel, ein angenehmes Brennen. Und ich mache nie schnell. Man sagt immer, man muß schnell drücken oder schnell ziehen, zum Aufpumpen. Das stimmt nicht. Also, das Aufpumpen –, den Muskel durchbluten –, das mache ich langsam, mit Gefühl und Spannung. Das ist meine Selbstwahrnehmung, ich fühl’ das von innen her, wie der Muskel sich entfaltet, wie das anfängt und dann weitergeht. Das ist das Geile dran!« Sie lacht. »Die meisten kennen das gar nicht. Ich trainiere ja auch Männer, speziell im Hardcore-Bereich, die machen zwar, was ich sage, die blicken aber nicht durch. Statt daß sie mal auf ihr Gefühl achten. Aber die denken immer nur ans Gewicht.
    Das Gewicht ist relativ. Man braucht nicht unbedigt viel Gewicht, um einen großen Muskel zu kriegen. Es geht um die genaue Einstellung des Gewichtes auf den Muskel, daß nur der dann auch anspricht. Wenn ich jetzt z. B. Brust trainiere. Ich schaffe 110 Kilogramm, die drück’ ich, wenn jemand bereitsteht. So, aber der Brustmuskel, weil der nie gebraucht wird, der bleibt auf der Strecke, der ist schwer zu trainieren; man muß beim Training aufpassen, daß nicht die Schultern und Arme immer kräftiger werden, aber beim Brustmuskel kommt nichts. Das ist das, was man wissen muß. Wenn ich ’ne 60er Hantel nehme – die nehm ich locker. Es bringt aber nichts, weil ich dann nur wieder mit der vorderen Schulter, mit dem oberen Teil arbeite und mir dabei den Bizeps lang zieh. Ich trainiere den Brustmuskel, indem ich erst mal viele Übungen mache, verschiedene Übungen, indem ich also eng fasse, weit fasse, um das Gewicht anzupassen. Wenn ich das Gewicht nicht genau auf den Muskel einstelle, bekomme ich keine oder falsche Ergebnisse. Das sind alles Erfahrungswerte. Und Erfahrungen mache ich dann, wenn ich auf mein Gefühl achte. Ja, ich bin ein Kopfmensch. Manche denken, Bodybuilder sind doof. Aber ohne Kopf geht nichts. Und ich beobachte jeden Tag meinen Körper neu. Ich merk’ genau, wenn irgendwas nicht paßt. Wenn ich zwei Tage nicht trainiere, merke ich genau, die Spannung ist nicht so, wie sie sein sollte. Dann geh ich zum Spiegel, seh nach, wie es ausschaut mit den Oberschenkeln.

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