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Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition)

Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition)

Titel: Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Goettle
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Schmerzgrenze, schön langsam, damit es keine Muskelfaserrisse gibt. Es muß schmerzhaft werden, und es muß brennen, sonst wird das mit dem Muskel nichts. Also, der Muskel erfährt beim Training, daß er jetzt überfordert wird, als erstes Mal mit Gewalt, und darauf reagiert er dann mit Wachstum. Das kann man eben alles steuern.
    Aber für mich ist das keine Überwindung, keine Folter – so wie viele das von sich sagen. Es wird ja Endorphin ausgeschüttet, immer so im zweiten Drittel vom Training. Und mit diesem eigentlichen Moment, der Grenze, da ist es dann so: Sagen wir, man hat dreißig Wiederholungen gemacht, müßte die Hanteln jetzt eigentlich ablegen, es geht nix mehr, aber DA dann weiterzumachen, das ist es! Ich lieg auf dem Rücken, hab’ die Hanteln in der Hand. Man kann’s gar nicht nach unten sinken lassen, sie können gar nicht nach unten sinken. Weil die Hanteln so schwer sind, weil die Spannung so groß ist im Muskel. Meistens kann man die Hanteln am Ende gar nicht mehr selber ablegen, weil’s nicht mehr geht, man schaut dann, daß man jemanden herkriegt … Ja, das ist das Notprogramm, das der Körper einschaltet, das die Menschheit hat zum Überleben, genau wie die Tiere auch. Aber ich will es so haben. Das ist halt die Grenze, die gefährlich ist: Entweder man verletzt sich, oder es kommt der Anreiz zum Muskelaufbau.
    Der Normalmensch, der macht im Training halt seine Übungen und Wiederholungen, der hat keine Ahnung. Die meisten hören einfach auf, weil’s so auf dem Zettel steht.
    Ich bin ja teilweise auch selber mit im Wettkampfgericht, da seh’ ich dann auch ’ne Menge. Also man kann nur dann einen guten Körper kriegen, wenn man seinen Körper das ganze Jahr unter Beobachtung hat – und wenn man sich wirklich die Zeit nimmt, das nicht künstlich beschleunigt. Wenn ich das Gewicht nicht so hochpusche. Was hab’ ich von so einem massiven Arm, wenn ich unter dem Fett die Form des Muskels nicht sehe und nicht weiß, was ich trainieren muß? Was soll ich mit Hügeln? Ich will mein Schlüsselbein sehen, das sehen die auch nicht. Sie trainieren blind darauflos, ohne zu sehen, ob’s harmonisch ausschaut. Und wenn sie das Fett dann runterhaben, schon viele Wochen vor dem Wettkampf müssen sie das ja runterhaben, dann zeigt sich auf einmal, drunter ist eine eckige Schulter! Und was machen die dann, denn so können sie ja nicht auf die Bühne gehen? Es gibt da so Mittel, Kurzzeitdinger. Die haun sich das in den Muskel rein, mit der Spritze. Und weil’s dann im Muskel eine Entzündung gibt, wird er rund. Sie stehen auf der Bühne und haben eine runde Schulter. Es gibt verschiedene Dinger zum Nachhelfen. Um eine Schulter rundzutrainieren, brauchst du aber Jahre, es ist einfach so!« Sie lacht. »Also, ich muß sagen, es sind Welten zwischen denen und mir. Echt, das ist so! Die Einstellung zum Sport und besonders halt die Einstellung zum Körper. Viele Frauen z. B. tragen Brustimplantate, die lassen sich fast alle operieren. Ich selbst bin auch schon angesprochen worden. Sie haben gemeint, ich soll mir doch Implantate reinmachen lassen, sonst werd ich den Punkt nie kriegen. Ich hab gesagt: niemals ! Nicht mal, wenn sie es mir zahlen. Ich hab’ schon immer kleine gehabt, und außerdem trainieren wir ja auf Gewebe mit geringem Fettanteil. Die Brust ist aber ein Fettgewebe, und das geht natürlich zurück.
    Der Sport heißt ja Bodybuilding, Körperformung, eigentlich. Es geht um die Formung der Muskulatur und nicht um die Bewertung von künstlichen Einlagen mit einem Punkt. Und außerdem, wenn ich solche Dinger vorne hab, da geht die ganze Harmonie von dem Körper vollkommen flöten, Aber mir kann es ja egal sein, ich hab’ ja alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Ich kann vollkommen entspannt sein. Ich mach’ mein Training, und ich schau in den Spiegel, täglich, oft, von hinten, von vorne, von der Seite, mach’ bestimmte Posen, überprüfe wie’s ausschaut. Dann nehme ich mir vor, na ja, machst vielleicht da noch was dazu, das willste noch ein wenig wachsen lassen, ein wenig runder haben. Ich bin nie zufrieden! Also, ich hab’ mir eigentlich ein bestimmtes Gewichtslimit selber gesetzt. Nur,« sie lacht, »bei mir gilt auch: Sag niemals nie . Es würd mich schon interessieren, wie ich ausschau mit 80 Kilo. Mich würd’s sehr interessieren, muß ich ehrlich sagen. Stimmt schon, ich bin eigentlich zu klein für 80 Kilo.« Auf die Frage, wo denn noch was wachsen könnte, sagt

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