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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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mehr.
    Ich sah auf.
    Ich sah zum Monitor, dessen Ausschläge auf einmal viel unregelmäßiger kamen.
    Ich sah zum Arzt, dessen Gesicht zu einer vorwurfsvollen Maske eingefroren war.
    Ich sah zu Stoya.
    »Habt ihr sein Auto gefunden?«, fragte ich.
    Der Kommissar schüttelte nur den Kopf, dann deutete er auf den Monitor, der Franks schwindende Vitalfunktionen dokumentierte.
    »Du hast alles, was du wolltest«, sagte er. »Nimm jetzt das Eisen runter. Lass es gut sein.«
    Ich schüttelte den Kopf, der mir erstaunlicherweise überhaupt nicht mehr weh tat. Während Frank an seinem Schock zugrunde ging, schien meiner mich von meinen Schmerzen zu befreien.
    »Komm schon, Zorbach. Du weißt, was du jetzt zu tun hast.«
    »Ja«, sagte ich, ging zum Narkosearzt und drückte ihm die ungeladene Waffe direkt ins Genick.
    »Ist dieses Ding hier transportabel?«
    »Ja, ja.« Er nickte heftig. »Der Tisch hat Rollen.«
    Ich trat einen Schritt zurück und kappte mit zwei schnellen Bewegungen alle lebenserhaltenden Verbindungen. Sofort ersetzte ein durchdringender Sinuston die bisherigen Geräusche. Frank begann wieder zu zittern.
    »Was haben Sie vor?«
    »Wir müssen zu den Parkplätzen«, sagte ich und zwang den Arzt, die OP -Einheit in einen beweglichen Zustand zu versetzen. »Und Sie werden uns begleiten.«

69. Kapitel
    N ichts im Leben bereitet dich auf den Anblick deines toten Kindes vor.
    Ich hatte es aus dem OP -Bereich hinaus zu den Fahrstühlen geschafft. Ohne meine beiden Geiseln hätte einer der Beamten aus dem Verfolgerschwarm hinter uns sicher einen Zugriff gewagt. Aber Stoya wollte die Gefährdungslage anscheinend ohne Blutvergießen beenden. Hätte er gewusst, wie nutzlos die Waffe im Nacken des Arztes war, mit der ich ihn zwang, den Operationstisch zu schieben, hätte er sich mir persönlich in den Weg geworfen. So aber hielt er seine Männer auf Abstand, während wir in dem bereits evakuierten Erdgeschoss durch die Notaufnahme hindurch ins Freie gelangten.
    »Lebt er noch?«, fragte ich Dr. David. Ich hatte ihn im Fahrstuhl nach seinem Namen gefragt und wusste jetzt, dass er einen unaussprechlichen Nachnamen hatte, Schtrokpowszjevs oder so ähnlich, also hielt ich mich an seinen Vornamen. Er schwitzte vor Angst, was mir leidtat, denn eigentlich hatte ich keine Unschuldigen hier mit reinziehen wollen. Aber alleine hätte ich Frank niemals aus dem OP wuchten können, ohne mir einen Fangschuss einzuhandeln.
    »Wenn Sie mich fragen, ob der Hirntod eingetreten ist? Nein, seine Augen zeigen noch Reflexe. Aber ob man das ›Leben‹ nennen kann?« Dr. David zuckte mit den Achseln, und wir schoben uns durch den Windfang der Klinik ins Freie.
    Die Kälte empfing uns wie eine Faust.
    Mir schlug sie auf den Brustkorb, drückte mir die Lungen zusammen, so dass ich Mühe hatte zu atmen. Gleichzeitig glaubte ich zu schrumpfen, jeder Muskel meines Körpers zog sich zusammen, selbst meine Kopfhaut spannte sich, und für einen Augenblick war ich der festen Überzeugung, mein Kopfverband würde jeden Moment abrutschen und mir wie ein Schal um den Hals fallen. Dr. David, nur mit einem dünnen OP -Kittel bekleidet, ließ sofort die Metallstrebe los, mit der er den Behandlungstisch geschoben hatte, als befürchte er, mit der bloßen Hand daran festzufrieren.
    Während wir für einen Moment am obersten Absatz der Treppe zum Haupteingang verharrten, schien die Kälte auf Frank eine belebende Wirkung zu entfalten. Er begann wieder sanft zu zittern und schlug das linke Auge auf.
    »Hey, hörst du mich?«
    Ich befahl dem Arzt, die Rückenlehne so zu verstellen, dass er eine halbsitzende Position einnahm.
    Frank blinzelte, was Zustimmung bedeuten oder auch nur ein unwillkürlicher Reflex sein konnte.
    »Wo ist mein Sohn?«, fragte ich und hörte hinter mir das Geräusch sich öffnender Schiebetüren. Ich erwartete die Bluthunde mit gezogenen Waffen, aber Stoya trat alleine nach draußen. Irgendetwas musste ihm signalisieren, dass ich für niemanden eine echte Gefahr darstellte.
    Außer für Frank und mich selbst.
    »Lass den Arzt gehen«, rief er.
    Ich überlegte kurz, dann nickte ich dem zitternden Mann neben mir zu, der seinem Glück im ersten Moment nicht traute.
    »Los«, brüllte ich ihn an und scheuchte ihn mit der Hand weg. Erst da drehte er sich um und rannte an Stoya vorbei hinter die schützenden Klinikmauern.
    Damit der Kommissar auf keine dummen Gedanken kam, drückte ich mir nun selbst die Pistole gegen die Schläfe.
    »Ein

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