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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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nicht?«
    »Doch«, nickte John. »
Right next door,
hab alles mitgehört. Aber ich glaube, Sie haben meiner Freundin nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Er zuckte mit den Achseln.
»Just a feeling.«
    Alina war an jenem Nachmittag sehr angespannt und sogar etwas brüsk gewesen, als sie versucht hatte, die verzweifelte Mutter so schnell wie möglich aus ihrem Wohnzimmer hinauszukomplimentieren. Johanna Strom hatte beim Abschied noch eingeschüchterter als bei ihrer Ankunft gewirkt, und John, der sich einiges auf sein Einfühlungsvermögen einbildete, meinte gespürt zu haben, dass Johanna ihnen nicht ihr ganzes Herz ausgeschüttet hatte. Selbstverständlich hatte er auch der Polizei von dem merkwürdigen Treffen erzählt, aber Kriminalhauptkommissar Stoya war von Alina bereits über Johannas Besuch unterrichtet gewesen und versprach sich von der »verwirrten Trinkerin«, wie er sie nannte, keine brauchbaren Hinweise.
    »Haben Sie Alina etwas verschwiegen?«, fragte John direkt. »Etwas über Suker?«
    Johanna schüttelte den Kopf. »Nein, ich war ganz offen zu Ihnen, das war ich wirklich. Ich meine, Alina ist doch meine letzte Hoffnung. Ich wollte, dass sie mir hilft, Nicola zu finden. Wissen Sie, sie hat doch diese …«, Johanna beendete den Satz flüsternd, während sie auf ihre Hände starrte, »… diese übernatürlichen Fähigkeiten.«
    John schüttelte ärgerlich den Kopf. »
Shit.
Alina kann nicht hellsehen.«
    Sonst wäre sie jetzt ja wohl kaum in der Klemme.
    »Aber die Presse …«
    »… die schreibt auch, dass der Krieg im Irak vorbei ist und der Euro nichts teurer gemacht hat.«
    Er spürte, wie sich die Sorge und der Schlafmangel zu Wut wandelten. »Das mit Alina ist alles andere als
supernatural.
«
    »Sondern?«
    »Reine Mathematik.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Johanna ging zur Spüle und griff sich einen Plastikbecher von der Arbeitsplatte. Instinktiv suchte John die Regale nach Flaschen ab, aber anscheinend ertränkte die Mutter ihren Schmerz momentan nicht in Alkohol.
    »Ich bin Informatiker«, erklärte er und lehnte dankend den Becher ab, den Johanna mit Leitungswasser gefüllt hatte.
    »Ich programmiere Computersoftware für die Vorhersage von
weather reports.
Meistens stimmen die Berichte nicht, dabei könnten wir heute schon perfekte Vorhersagen liefern, nur leider steht uns die beste Hardware der Welt für unsere Prognosen nicht zur Verfügung.« John tippte sich an den Kopf.
»Our brain.«
    Er bemerkte, dass Johanna Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen, und überlegte, ob es sinnvoll war, ihr seine Theorie in Bezug auf Alina erläutern zu wollen. Als Wissenschaftler war er davon überzeugt, jedes Phänomen naturwissenschaftlich erklären zu können. Wenn nicht heute, dann in naher Zukunft. Gerade die Gehirnforschung steckte noch in den Kinderschuhen. Fakt war, dass man das menschliche Gehirn als biochemischen Hochleistungscomputer bezeichnen konnte, dessen Leistungsfähigkeit die meisten Menschen nicht mal zu zehn Prozent ausnutzen. Würden sie es zu hundert Prozent tun, so Johns Überzeugung, wäre jeder Mensch ein intellektueller Superman und dank seiner unvorstellbaren Kapazitäten in der Lage, ultragenaue Prognosen auf der Basis von Wahrscheinlichkeiten zu errechnen. Mit den richtigen Informationen gefüttert, könnte er zum Beispiel das Wetter in den nächsten Jahren auf den Punkt genau vorhersagen. Natürlich konnte er diese Theorie nicht beweisen, aber er ging davon aus, dass Alina in der Lage war, ihr Gehirn effektiver als andere zu nutzen. Der Schmerz war dabei der Schalter, der den Turborechner in Gang setzte. Der Fakt, dass sie regelmäßig ohnmächtig wurde, wenn sie ihre »Bilder« sah, untermauerte seine Theorie; sprach das doch dafür, dass der Rest ihres Körpers auf Standby geschaltet wurde, während die biochemischen Prozesse in ihrem Kopf auf Hochtouren liefen.
    »Jeder Mensch kann die Zukunft vorhersagen,
Mam.
Sogar ich schaffe das. Ich wusste zum Beispiel, dass Sie mir die Tür aufmachen, wenn Sie zu Hause sind. Ich ahnte, dass Sie mich reinlassen, und ich bin mir sicher, dass wir gleich über Alina und Ihre Tochter reden werden.
Action
provoziert
reaction.
Je zeitnaher die Abfolge, desto konkreter die Vorhersage. Alinas Gehirn arbeitet einfach nur besser als unseres. Sie ist in der Lage,
billions
von Möglichkeiten durchzuchecken und auf Basis der ihr bekannten
facts
die wahrscheinlichste Entwicklung vorherzusagen.«
    Johanna sah ihn

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