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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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ungläubig an, dann schüttelte sie energisch den Kopf. Sie klang enttäuscht, als habe ihr Johns Erklärung ein tragendes Element aus ihrem Kartenhaus der Hoffnung gezogen. »Aber beim Augensammler, ich meine, sie machte doch so konkrete Angaben …«
    »Bullshit.
Das waren keine
visions,
sondern Prognosen, viele davon widersprüchlich.
And she made mistakes!
Viele Fehler. Der größte davon trieb sie gestern in die Arme von Mister Suker.«
    Johanna sah ihn bestürzt an. »Moment mal. Wollen Sie mir etwa sagen, dass …«
    »Right.
Alina wurde ebenfalls entführt. Und die Polizei denkt, es war der Augenarzt.« John seufzte. »Und daher,
please,
ich muss wissen, ob es noch irgendetwas gibt, was Sie Alina erzählen wollten. Etwas, was Sie vielleicht auf dem Polaroid entdeckt haben. Eine
location,
ein Zeichen. Irgendwas, das mir helfen könnte, meine Freundin zu finden.«
    Johanna nickte und schwankte dabei sanft mit dem Oberkörper nach vorne und wieder zurück. Plötzlich begann sie zaghaft zu lächeln.
    »Was haben Sie?«, fragte John verwirrt. Johannas ungeschminkte Reaktion ließ kaum Spielraum für Interpretationen. »Finden Sie das etwa lustig?«
    »Was? Oh, bitte verzeihen Sie, bitte.« Sie wandte sich verlegen ab. »Es tut mir leid. Ich fürchte, ich bin, was Schreckensmeldungen anbelangt, etwas abgestumpft. Ich habe nur gerade, also … wie soll ich es sagen, ich hab nur gedacht, dass das eigentlich gar keine so schlechte Entwicklung ist.«
    »Bitte?« John schluckte, aber er konnte den schlechten Geschmack nicht vertreiben, der sich in seinem Mund ausbreitete.
    Er wurde sogar noch intensiver, als Johanna mit Tränen in den Augen sagte: »Schauen Sie, meine Tochter war nur eine Ausreißerin, aber Ihre Freundin … Alina ist berühmt.«
    »Was zum Teufel …?« John starrte sie fassungslos an. Dann streckte er ihr den Zeigefinger entgegen, als wolle er sie damit erdolchen. »
You made it up.
Sie haben es geplant.«
    »Was? Nein, so ist es nicht.«
    Johanna nahm eine Abwehrhaltung ein, als fürchte sie, von John geschlagen zu werden.
    »
Shit.
Sie
wollten,
dass Alina zu Suker geht, weil Sie wussten, der Augenarzt würde auf sie anspringen.«
    Auf sie und auf ihre blinden Augen!
    »Nein. Ich wusste es nicht. Aber ich hoffte es. Das war meine Prognose. Meine Hoffnung.«
    »Aber …
Why?
« John streckte beide Arme von sich. Seine Finger schlossen sich langsam zur Faust, als würde er einen Schwamm auspressen. »Wieso nur?«
    »Weil ich eine Mutter bin.«
    Die Antwort traf ihn wie eine Ohrfeige. Kurz. Schmerzhaft. Sie war von einer erbarmungslosen Logik.
    Natürlich, sie ist verzweifelt. Sie will …
    »Ich will mein Baby zurück«, schrie Johanna und schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Ich spüre, dass sie noch lebt. Nicola ist da draußen, irgendwo in den Fängen einer Bestie, und niemand sucht sie.«
    Jedes Wort war wie ein Peitschenschlag. John wich rückwärts zurück.
    »Doch jetzt ist es anders«, schrie sie ihm nach, als er langsam die Küche verließ. Ihre Stimme überschlug sich. »Jetzt, wo Suker eine berühmte Geisel hat.«
    Er erreichte die Haustür, riss sie auf und stolperte in die kalte Morgenluft, zurück zu seinem Auto, doch er entkam ihrer Stimme nicht.
    »Jetzt können sie nicht mehr die Augen verschließen. Jetzt müssen sie nach Sukers Versteck suchen. Und wenn sie Alina dort finden«, hörte er die hysterische Mutter noch Stunden später in seinem Kopf brüllen, »dann werde ich endlich mein Baby wieder zurückbekommen!«

42. Kapitel
    Alina Gregoriev
    D as Verfahren, das ich bei Ihnen anwenden werde, nennt sich hornhautepitheliale Stammzellentransplantation.«
    Suker sprach im Duktus eines Chefarztes, der einen Patienten über die möglichen Risiken eines Eingriffs aufklärt – als säße Alina bei ihm im Sprechzimmer und läge nicht mit gefesselten Händen nackt auf einem OP -Tisch.
    »Bei der chemischen Verpuffung, die Sie erblinden ließ, wurde die komplette Hornhaut zerstört, inklusive der Ränder. Früher versuchte man einfach, eine neue Hornhaut zu transplantieren, und wunderte sich, weshalb der Patient danach immer noch nichts sehen konnte.«
    Rechts von ihr hustete Nicola aus tiefster Kehle und spuckte röchelnd aus. Suker schnalzte mit der Zunge, als weise er einen störenden Studenten im Hörsaal zurecht. Er sprach erst weiter, als Nicolas Atemgeräusche in ein leises Wimmern übergegangen waren.
    »Sie müssen sich die Hornhaut wie die Windschutzscheibe eines

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