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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Autos vorstellen. Sie darf nicht dreckig werden, sonst können Sie da irgendwann nicht mehr hindurchsehen und fahren gegen einen Baum. Wenn beim Auge die Scheibe blind wird, heißt das Eintrübung.«
    »Hören Sie auf mit dem Mist.« Alina schüttelte den Kopf. »Ich will das nicht hören.«
    Sofort bereute sie die Bewegung.
    Ein stechender Schmerz schoss ihr die Nackenwirbelsäule abwärts. Sie hatte schon viel zu lange in dieser unnatürlichen Haltung gelegen, mit hinter dem Kopf angeketteten Händen.
    »Um die Eintrübung zu verhindern, benötigt man die Hornhautränder, genauer gesagt die Stammzellen dieser Ränder, die den lieben langen Tag nichts anderes tun, als Millionen von Tochterzellen zu produzieren, die über das Auge wandern und es versiegeln, ähnlich wie das Heißwachs in der Autowaschanlage.«
    »Sie können sich Ihre bescheuerte Autoanalogie in Ihren verdammten Auspuff stecken, Sie Arschloch.«
    Suker fuhr ungerührt fort. »Wenn nun aber, wie in Ihrem Falle, diese Ränder komplett zerstört sind, kann keine Schutzschicht mehr produziert werden. Die Versiegelung fehlt. Eine simple Hornhauttransplantation bringt daher nichts. Die vorderste Schicht Ihrer Augen würde immer wieder zerkratzen wie ein mit den falschen Mitteln geputztes Cerankochfeld.«
    Alina spürte, wie es heller um sie herum wurde, vermutlich weil Suker die Operationslampe über ihrem Kopf wieder angeschaltet und zu ihr herangezogen hatte. Tränen traten ihr in die Augen. Sie wollte sie wegblinzeln, aber sie wusste nicht, ob ihr das gelang. Ihre Lider fühlten sich schwer und träge an, vermutlich von den Tropfen, die Suker ihr vorhin verabreicht hatte.
    »Will man es richtig machen, muss man zunächst nur den Rand und erst danach die komplette Hornhaut ersetzen.« Auch Sukers Stimme klang jetzt näher. Sie konnte den warmen Kaffeeatem des Arztes riechen, der sich zu ihr nach unten gebeugt hatte.
    »Ich werde Sie also zweimal operieren müssen, Alina, in einem Abstand von etwa vier Monaten.«
    Vier Monate? Sechzehn Wochen? Hundertundzwölf Tage in Gefangenschaft des Irren?
    Nicolas Wimmern neben ihr wurde lauter. Das Mädchen stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »So viel Zeit bleibt Ihnen nicht«, protestierte Alina, ohne selbst an das zu glauben, was sie sagte. »Sie werden doch jetzt schon gejagt. Man wird mich finden, und dann sind Sie erledigt.«
    »Ach ja?«
    Suker legte ihr die Hand auf den Kopf, und zu ihrem Entsetzen fühlte sie den Latexüberzug an seinen Fingern.
    Er trägt bereits die Operationshandschuhe!
    Suker ließ die Hand eine Weile auf ihrer Stirn ruhen, bevor sein Zeigefinger mit einer widerlichen Streichelbewegung langsam über ihren rasierten Schädel nach hinten glitt.
    »Abgesehen davon, dass an diesem Ort keine Menschenseele jemals nach uns suchen wird, fände ich das sehr bedauerlich für beide von uns, Alina. Immerhin stehe ich kurz davor, Ihnen das Augenlicht zu schenken, und da wollen wir doch nicht gestört werden, oder?«
    » ICH WILL NICHTS GESCHENKT BEKOMMEN !«, brüllte sie und bäumte sich auf der Liege auf, so weit es die Fesseln ihr erlaubten. Sie ignorierte den eingeklemmten Nerv in ihrem Hals.
    »Na, na, na, wir werden doch jetzt keine Torschlusspanik bekommen«, lachte Suker und drückte ihren Kopf mit festem Griff zurück. »Allerdings verstehe ich Ihre Bedenken, wenn man die Risiken dieses Eingriffs bedenkt, die ich Ihnen selbstverständlich nicht verschweigen darf.«
    Herr im Himmel, lass das ein Traum sein. Lass TomTom auf mein Bett springen und mich aufwecken.
    »Auch wenn ich das nicht zum ersten Mal mache, ist es doch eine außergewöhnliche, wenn nicht gar artistische Leistung, einen mikroskopisch kleinen Kringel mit Ihrem Augapfel zu vernähen. Ich muss den Hornhautrand während der Operation auf einen Drittelmillimeter abschleifen.«
    »Sie müssen sich nur Ihr krankes Gehirn abschleifen, sonst gar nichts.« Alina bemühte sich, möglichst gleichmäßig zu atmen und so ihren angespannten Körper zu entkrampfen. Lange, so spürte sie, konnte ihre Wut nicht mehr vorhalten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Erschöpfung sie übermannen würde.
    »Sie sind aufgewühlt, mein Kind, das ist nur zu verständlich.«
    Alina hörte, wie Suker sich beim Reden von ihr abwandte. »Schließlich stehen Sie kurz vor einer der umwälzendsten Erfahrungen Ihres Lebens.«
    Wie auf ein Stichwort schrie Nicola neben ihr laut auf.
    »Was machen Sie mit ihr?«, wollte Alina wissen.
    »Die

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