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Der Augensammler

Der Augensammler

Titel: Der Augensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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der Zaun, Fensterläden, das Dach?« Sie schüttelte den Kopf. Dann hielt sie plötzlich inne, presste die Lider fest zusammen und sagte: »Ein Basketballkorb.« »Was?«
    »In der Einfahrt. Aber nicht wie üblich über der Garage, sondern etwas seitlich versetzt an einem Baum an der Grenze zum Nachbargrundstück.«
    »Okay, Alina. Sie waren an einem Haus mit einem Basketballkorb in der Zufahrt, irgendwo im Viertel der Traunsteins.« Ich ging einen Schritt auf sie zu, so nahe, dass ich sie hätte berühren können. »Was haben Sie da gemacht?«

51. Kapitel
    Alina zitterte, und ich war mir nicht sicher, ob es nur wegen der Kälte war. »Ich bin in die Küche gegangen.« Also stand die Tür offen, oder sie hatte einen Schlüssel. »Wo Sie sich was zu trinken geholt haben?« »Ja. Eine Cola.« Alina fuhr sich nervös ins Gesicht und strich sich eine ihrer Korkenzieherlocken hinters Ohr. »Sie wissen, wie die Flasche aussieht?« »Weiße Schrift auf rotem Grund. Jeder Blinde erkennt eine Cola, wenn sie vor ihm steht.« Sie lachte und zog TomTom etwas näher zu sich heran.
    »Und es war eine Büchse. Vier Stück im Seitenfach. Ich nahm mir eine davon.«
    »Und?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Nichts und. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    Mein Blick wanderte wieder zu Frank, der wie gebannt an Alinas Lippen gehangen hatte.
    Ich nutzte ihre Gesprächspause, um ihm klarzumachen, dass er so schnell wie möglich zurück zum Verlag fahren musste.
    »O bitte!«, stöhnte er enttäuscht. »Nicht jetzt, wo es gerade spannend wird.«
    »Sorry, Kleiner, aber in der Redaktion ist sicher die Hölle los, und es fällt auf, wenn ausgerechnet mein Lieblingsvolontär während der Krise nicht zu erreichen ist.« Ich klopfte ihm zum Abschied auf die dürre Schulter.
    »Aber kein Wort zu Bergdorf. Und bleib in der Nähe des Telefons, falls ich noch mal deine Hilfe brauche!« Frank tippte sich wie ein Soldat an eine imaginäre Schirmmütze und trottete von dannen, nachdem er sich von Alina verabschiedet hatte.
    Ich sah auf meine Uhr und begann zu rechnen. Laut den Angaben der Polizei gegenüber der Presse waren die Kinder der Traunsteins am frühen Morgen entführt worden. Charlies Leiche war erst später, gegen neun Uhr, von ihrem Ehemann im Hintergarten gefunden worden, kurz bevor die Stoppuhr sich automatisch in Gang setzte, exakt um 09.20 Uhr.
    Da der Augensammler zu diesem Zeitpunkt sicher längst nicht mehr am Tatort war, ließen meine Überlegungen keinen Rückschluss darauf zu, um welche Uhrzeit der Psychopath seinen ersten Boxenstopp im Bungalow gemacht hatte. Wenn überhaupt.
    Kopfschüttelnd sah ich Frank hinterher, der sich auf den Weg zum Taxistand an der nächsten Ecke gemacht hatte. Allein die Tatsache, dass ich schon wieder die Visionen einer Blinden überprüfte, ließ mich an meinem Verstand zweifeln.
    Nach wenigen Metern drehte Frank sich noch einmal um, schüttelte einige Schneeflocken aus dem Haar und zog sich die Kapuze seiner Daunenjacke über den Kopf. Und das war der entscheidende Moment. Hätte er das nicht getan, wäre der Wahnsinn an dieser Stelle vielleicht zu Ende gewesen. Ich wäre zu meinem Sohn gefahren, bevor ich mich Stoya stellte, und der weitere Verlauf meines Lebens wäre ein anderer gewesen. Doch der winzige Augenblick, in dem mein Volontär vor dem Schaufenster der Galerie stehen geblieben war, veränderte alles.
    Meine nächsten Schritte. Mein Schicksal. Mein Leben.
    Wie in Trance lief ich Frank hinterher, der, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen, bereits die nächste Kreuzung erreicht hatte.
    »Ich bin's übrigens schon wieder«, hörte ich Alina sagen, die mich noch vor dem Auto in der Einfahrt wähnte, während ich bereits an der Stelle stand, an der Frank seine Kapuze hochgezogen hatte. Direkt vor dem Schaufenster.
    Alina wartete wenige Meter entfernt vor dem Haupteingang ihres Mietshauses und wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken.
    »Was sind Sie?«, fragte ich geistesabwesend. Ich trat noch einen Schritt näher an das Schaufenster heran und stand damit so dicht davor, dass die Scheibe beschlug. Auf dem Röhrenfernseher, der eben noch ein Testbild gezeigt hatte, flimmerte jetzt das Halbprofil eines unrasierten, dunkelhaarigen Mannes, der mit ruckelnden Bewegungen in eine unsichtbare Kamera innerhalb der Galerie winkte. Ich sah mich selbst!
    »Durstig«, antwortete Alina endlich. Sie lächelte sanft, als ich mich zu ihr drehte. Mit ihrer kerzengeraden Körperhaltung und den

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