Der Aurora Effekt
Antennenfeld überhaupt kein Ende? Winter, immer noch überwältigt von der immensen Größe der HAARP-Anlage, sehnte sich nach dem rettenden Waldstück, das ihnen wenigstens etwas Deckung gab.
Angelique warf einen ängstlichen Blick zurück und registrierte, dass sich der Abstand zu ihren Verfolgern etwas vergrößert hatte.
Nach wie vor registrierte Winter dieses seltsame dumpfe Brummen, das immer intensiver wurde. Auch Angelique spürte förmlich dieses Geräusch in all ihren Knochen.
Nur noch wenige Meter und sie hatten endlich das Antennenfeld hinter sich gelassen. Rasch tauchten sie in den Tannenwald ein. Herabrieselnder Schnee von den dick bepackten Zweigen, die sie berührten, verriet Ihren Verfolgern, welche Fluchtrichtung sie eingeschlagen hatten. Dennoch schien es so, als wenn Narbengesicht und sein Partner die Verfolgung vorerst aufgegeben hatten, jedenfalls verschwanden sie rasch aus Angeliques und Winters Gesichtsfeld.
Ziellos stapften sie immer schwerfälliger und völlig außer Atem tiefer hinein in den Tannenwald. Nach einigen Minuten ließ sich Winter erschöpft in den Schnee sinken.
»Warte bitte mal, ich brauche `ne Pause.« Winter war schweißnass und sein Puls raste.
Angelique ließ sich direkt neben ihm in den Schnee und tätschelte Winter zärtlich durchs Gesicht. »Herr Winter, hätten sie mir nicht gleich sagen können, dass wir hier Abenteuerurlaub gebucht haben?« Ihr Galgenhumor verlieh Winter neue Kräfte und er musste grinsen. »Soweit, so gut, nur ich fürchte bei dieser Eiseskälte werden wir schon bald ein Problem kriegen. Wir müssen dringend einen geschützten Unterschlupf finden.«
Schon jetzt kroch ihnen die Kälte in alle Glieder und nach Sonnenuntergang würde die Temperatur deutlich unter die Minus-zehn-Grad-Marke sinken. Die strahlende Sonne stand bereits tief am Horizont und ließ die Eiskristalle im Schnee auf faszinierende Weise blitzen. Eine herrliche, aber lebensfeindliche Landschaft, schoss es Winter durch den Kopf. Nein, viel Zeit für eine Rast blieb ihnen nicht, wollten sie den nächsten Sonnenaufgang ohne Erfrierungen oder eine Kugel im Kopf überleben.
»Wieso haben die die Verfolgung aufgegeben, ich trau dem nicht«. Angelique rappelte sich wieder auf und schaute sich nervös in der Gegend um. »Wir sollten schnell sehen, dass wir weiterkommen.«
Winter, ebenfalls wieder auf den Beinen, hatte so eine Ahnung. »Was besseres kann denen gar nicht passieren, die wissen, dass wir hier mitten im Nirgendwo stecken und nicht lange überleben können. Zwei tote harmlose Touristen, die sich verirrt haben, keine Meldung der Welt ist das wert.«
»Recht hast du, Mark.« Angeliques Augen verdüsterten sich. »Dann wird es aber Zeit, dass wir ihren Plan mal so kräftig durchkreuzen.« Sie hatte plötzlich eine Idee, eine so verrückte Idee, dass sich ihre Mundwinkel grimmig lächelnd nach oben zogen. »Herr Winter, wann hatten sie ihre letzte Fahrstunde?«
Winter sah sie mit offenem Mund sprachlos an, nachdem Angelique ihm ihren verrückten Plan erklärt hatte. »Das funktioniert nie im Leben. Das kann einfach nicht gut gehen.«
»Also, wenigstens ist es schön warm in dem Wagen und wir müssen nicht hier draussen erfrieren und außerdem ist die Strecke weitgehend gerade und ebenerdig. Du musst halt nur etwas, äh, vorausschauender fahren, Liebling.« Angeliques Augen funkelten ihn gewinnbringend an.
»O.K., einen Versuch ist es natürlich schon wert.« Winter freundete sich langsam mit Angeliques Vorschlag an, nicht wie geplant weiter in den Wald zu flüchten, weit weg von der HAARP-Anlage, sondern auf den Einbruch der Dunkelheit zu warten. Danach wollten sie sich im Schutz der Dunkelheit zurück zum Hauptgebäude schleichen, vor dem ja noch ihr Range Rover stand. Einen kleinen Funken Hoffnung hatte Winter ja noch, das Narbengesicht mit der durchschnittenen Bremsleitung nur geblufft hatte, aber er stellte sich lieber jetzt schon innerlich auf eine abenteuerliche Schlittenfahrt ein. »O.K., man soll in seinem Leben ja auch mal was riskieren, warum nicht mal einen Höllentrip ohne Bremsen durch Alaska«, grinste er und setzte ein zärtliches »Du hast natürlich wie immer Recht, Liebling« hinterher.
Angelique kicherte und alberte zurück. »Du hast noch keine Ahnung, was für eine schlechte Beifahrerin ich sein kann. Du wirst dich noch wundern.«
Winter griff mit einer Hand nach einer Ladung Schnee und warf ihr diese lachend ins Gesicht »Hey, Frau Brockhaus,
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