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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wolf
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Versteck in der Küche nicht mit, was dort im Nebenraum an der Tür gesprochen wurde. Erleichtert vernahmen sie jedoch, wie die Tür nach einem kurzen heftigen Gemurmel wieder lautstark zugeschlagen wurde und die grauhaarige Gastwirtin zufrieden die Küche betrat. Zeitgleich war das Rotorengeräusch des wieder startenden Hubschraubers zu hören.
    »So, Kinder, jetzt erzählt mal«. Mit einem Handgriff zauberte sie einen Stuhl aus der Ecke, drehte ihn um und setzte sich rücklings mit verschränkten Armen darauf und starrte Angelique und Winter auffordernd an.
    »Sind sie sicher, dass die wirklich weg sind?«, frage Winter vorsichtig.
    »Unfreundliche Zeitgenossen waren das, ich habe denen gesagt, dass sie gestern Abend hier vorbeigekommen sind und beim guten Jeff mit auf der Ladefläche weitergefahren sind. Ich glaube, das haben die mir sofort abgenommen, so schnell wie die wieder zu ihrem Hubschrauber gerannt sind.« Die Wirtin kratzte sich vergnügt an der Nase und starrte sie wieder auffordernd an.
    Winter musste lächeln, ihm gefiel diese robuste Dame und er musste unweigerlich an die Alte aus dem Wohnheim gegenüber der Agentur denken. Warum nicht, gab er sich einen Ruck, schaute zur Bestätigung kurz zu Angelique herüber und schon sprudelte es nur so aus ihm heraus. Angelique ergänzte seine Angaben an den entsprechenden Stellen und nach zehn Minuten hatten sie ihre Geschichte der Wirtin erzählt, die nur mit großen Augen schweigend die ganze Zeit zugehört hatte.
    »Das ist ja mal eine Geschichte. Ihr dürft mich übrigens Mable nennen«, sagte sie und hustete plötzlich aus tiefstem Inneren in ihre Handfläche. »Ich glaub, ich brauch ne Zigarre.« Gekonnt reckte sie sich auf ihrem Stuhl zu ihrer Linken, woraufhin dieser bedenklich auf zwei Beinen zu einer Seite schwang, und zauberte aus einer Schublade eine längliche Dose. Gerade als sie den Humidor aus der Schachtel entnehmen wollte entsann sie sich, das sie sich in der Küche befanden. Mit verschämtem Lächeln schloss sie die Dose wieder und warf sie auf den benachbarten Tisch. »Schmeckt sowieso am Abend viel besser zusammen mit einem guten Jacky.«
    Winter grinste über beide Ohren, die Frau war ein echter Glücksfall. »Wie können wir uns nur bei ihnen bedanken?«
    »Keine Ursache Kinder, die Story die ihr mir eben erzählt habt, ist mehr wert, als ihr hier für eine Übernachtung zahlen müsst.« Zufrieden erhob sich die Dame. »Ich glaube aber, ihr sollte jetzt rasch von hier verschwinden, die üblen Herren lassen sich, glaube ich, nicht ewig verschaukeln.«
    Winter musste ihr zustimmen und rasch hatten sie ihre Habseligkeiten für den Aufbruch zusammen, nicht ohne dass ihnen die Wirtin noch ein deftiges Lunchgepäck mit auf den Weg gegeben hatte. »Wenn ihr noch etwa zehn Minuten wartet, könnt ihr direkt in den Bus steigen, der hier um diese Jahreszeit immerhin noch dreimal täglich hält. Wenn er denn mal pünktlich kommt.«
    Überschwänglich bedankten sich Angelique und Winter bei der Frau, die sie kräftig an sich drückte. Nachdem sie bereits den Parkplatz der Lodge überquert hatten und die Bushaltestelle bereits direkt vor ihnen lag, blickte Winter noch einmal zurück und war überwältigt von dem atemberaubenden Anblick, der sich perfekt in die Landschaft einfassenden Lodge vor dem atemberaubenden Panorama aus schneebedecktem Tannenwald, weißen Wolkentupfern am strahlend blauen Himmel und dem kristallfarben reflektierenden Schnee. Seine Gedanken schweiften zu der magischen Nacht, die sie hier verlebt hatten, und Freudentränen sammelten sich in seinen Augen, die er rasch und ungesehen von Angelique mit seiner linken Hand wegwischte.
     
    Der Bus nach Anchorage kam mit zehnminütiger Verspätung fast pünktlich und war nur spärlich mit drei weiteren Fahrgästen besetzt. Auf der hinteren Rückbank saßen zwei junge Männer, die ihre Rucksäcke neben sich auf dem Sitz abgelegt hatten und sich angeregt über einer Karte hockend unterhielten. Ein großer Mann mit Schlapphut saß im vorderen Teil des Busses und beäugte die zwei Neueinsteiger misstrauisch. Seine wässrigen Augen hatte er hinter einer dicken Hornbrille versteckt und der neben ihm auf dem Beifahrersitz liegende Stock zeugte davon, dass er eine Gehschwäche hatte.
    Unsicher stiegen Angelique und Winter in den Bus, ihre Angst doch noch auf Narbengesicht oder seine Leute zu treffen war einfach zu groß. Sicherheitshalber setzten sie sich daher ganz vorne direkt hinter den Fahrer

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