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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wolf
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mich hören. So sag doch endlich etwas.« Endlich öffnete Angelique langsam die Augen, zunächst noch unsicher, dann, beim Anblick von Winter, setzte sie ein Lächeln auf. Winter fiel mit einmal ein Stein vom Herzen und Tränen flossen ihm über sein Gesicht. »Gott sei Dank, Angelique. Alles in Ordnung mit dir?« Winter tätschelte Angeliques Gesicht und drückte ihr zärtlich einen Kuss auf die Wange, woraufhin sie schon wieder lächeln konnte.
    »Was ist passiert? Das letzte, was ich gesehen hab, war irgendwas großes Braunes.«
    »Ich habe leider einen Bären zu spät gesehen und dann war es auch schon vorbei.«
    »Ein Bär?« Angeliques Körper verkrampfte sich und Ihre Blicke huschten suchend zur Seite.
    »Keine Sorge, ich glaube, der hat mehr Angst als wir«, versuchte sich Winter selbst Mut zuzureden. Nur allzu präsent war die Angst im Hinterkopf, jetzt auch noch die Mahlzeit eines ausgewachsene Urbewohners von Alaska zu werden.
    »Meinst du, wir kriegen den Wagen wieder flott?«, fragte Angelique, die offensichtlich schon wieder einigermaßen klar im Kopf analytisch die Situation beurteilte.
    »Den Range Rover kriegen wir nie im Leben mehr auf die Räder. Viel zu schwer.« Winter überlegte angestrengt, wo sie sich jetzt ungefähr befanden. Der Glenn Highway, den sie seit einiger Zeit befuhren, führte sie als letztes durch die kleine Ortschaft Tazlina, das lag aber schon einige Zeit zurück und sie würden es unmöglich zu Fuß bis dahin zurückschaffen. Er erinnerte sich daran, dass mehrere kleine Gasthäuser, so genannte Lodges, immer wieder an den Straßenrändern des Highways lagen. Es half alles nichts, sie würden der Strasse zu Fuß folgen müssen, in der Hoffnung, auf eine solche Unterkunft zu stossen. Besorgt blickte er zu Angelique. »Meinst du, du kannst laufen?«
    »Wenn wir hier bleiben, werden wir unweigerlich irgendwann erfrieren. Natürlich kann ich laufen, Herr Winter«, antwortete sie und versuchte, sich aufzurichten. Ihr war noch etwas schwindelig, so dass Winter schon befürchtete, sie habe eine Gehirnerschütterung. »Bist du sicher, es geht wirklich?« fragte Winter daher besorgt nach.
    Angelique schaute ihn nur an und streckte zum Zeichen des Aufbruchs die Hand nach ihm aus, woraufhin Winter ihre Hand ergriff. Im schwächer werdenden Lichtkegel des auf dem Kopf liegenden Range Rovers stapften sie den Highway entlang und tauchten in die Dunkelheit ein. Über ihnen der atemberaubende Sternenhimmel und vor ihnen diese endlos lange Straße. Winter machte sich Sorgen, ob sie es schaffen würden und drückte in Gedanken fest Angeliques Hand, woraufhin diese ihn wissend kurz ansah. Zwei einsame Gestalten, die lautlos durch die Dunkelheit wanderten. Unter anderen Umständen hätte es ein romantischer nächtlicher Spaziergang werden können, jetzt gab es nur das Ziel, zu überleben. Eine Sternschnuppe, die direkt hinter ihnen senkrecht über den Himmel schoss und geräuschlos wieder nach wenigen Sekunden verlosch, sahen sie nicht. Ihre Wünsche wären jetzt sicherlich die gleichen gewesen.
     
    Die Mendeltna Creek Lodge, die sie nach ungefähr einer Stunde endlosen Fußmarsches erreichten, war ihre Rettung. Völlig unterkühlt steuerten sie auf das große Holzhaus mit dem tief heruntergezogenen Satteldach zu, das Winter irgendwie von außen an eine österreichische Almhütte erinnerte. Es war bereits kurz nach 23.00 h und es brannte kein Licht in der Lodge, woraufhin Winter lautstark an die Eingangstür hämmerte. Da mehrere Autos und ein Wohnmobil vor der Tür standen rechnete er fest damit, dass die Hütte auch um diese Jahreszeit bewohnt war. Alles blieb jedoch ruhig und Winter probierte es erneut, diesmal energischer. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine verschlafene Frau mit verwuschelten grauen Haaren blickte ihnen gereizt entgegen. Als sie jedoch blitzschnell die Situation richtig deutete und Angeliques Platzwunde sah, entspannte sich ihr Gesichtsausdruck und besorgt bat sie die unvorhergesehenen Gäste in die Lodge.
    Eine wohlige Wärme empfing Angelique und Winter in der Mendeltna Creek Lodge. Die Frau führte sie in den nur so vor Gemütlichkeit strotzenden Aufenthaltsraum des Holzhauses. Einladende Sofas und gemütliche Sessel lockten in der Saison Jagdgäste ebenso an, wie in der Wintersaison Skifahrer und Schneewanderer. Der offene Kamin, um den mehrere Stühle standen und in dem noch die Glut glimmte, sowie das alte Klavier, das in einer Ecke stand, zeugten davon,

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