Der Aurora Effekt
Theoretisch sind HAARP-Experimente im Megawattbereich also schon möglich, aber ich sehe da keinen wissenschaftlichen Mehrwertnutzen drin. Im Gegenteil, das könnte fatale Auswirkungen haben.«
»Welche?«, fragte Angelique forsch.
»Fynn wollte unbedingt wissen was passiert, wenn man die gekrümmte Ionosphäre mit noch höherer Leistung beschießt, würden sich die Ionen weiter krümmen oder würden sich die Ionen einfach auflösen, sprich: würde ein Loch entstehen. Er war fasziniert von dem Gedanken, wurde aber vom Kongress zurückgepfiffen. Es gab da so eine ziemlich lautstarke Diskussion von einer Delegation, die sich hier vor ungefähr zwei Jahren einmal umgesehen hat und neue Gelder für HAARP-Forschungen bereitstellen wollte. Die Gelder wurden abgelehnt und Fynn tobte. Wir hätten schon ein großes Ozonloch-Problem und bräuchten nicht noch ein künstlich erzeugtes dazu, hieß es. Fynn hatte sich darauf tagelang in seinem Büro eingegraben und war für niemanden ansprechbar. Schon ein etwas seltsamer Mensch war er, der Fynn, aber auch ein wissenschaftliches Genie, durchaus.«
Winter schaute kurz auf den Einstieg des Busses, als dieser plötzlich unverhofft an einer weiteren einsamen und schneebedeckten Haltestelle hielt und stieß erleichterte die Luft aus, als er sah, dass niemand zustieg. Die Route schien in der Tat um dieses Jahreszeit nicht so belebt zu sein, ein Wunder, dass hier überhaupt Busse fuhren.
Unbeirrt redete der Mann weiter und spielte immer wieder nervös mit seiner Hornbrille, als er plötzlich das Thema in eine andere Richtung lenkte. »Woher sagten sie kommen Sie, aus Deutschland?« Der Mann grinste und mit dem nächsten Satz, den er von sich gab, schockte er Angelique und Winter aufs Heftigste. »Bei ihnen gibt es doch das Max-Planck-Institut, wenn ich mich nicht irre, die betreiben doch ihr ganz eigenes HAARP-Projekt.«
Winter verarbeitete, was er da gerade gehört hatte, ein eigenes HAARP-Projekt, direkt in Deutschland, und wenn ja, wozu?
Der Mann bemerkte Angeliques und Winters Verwirrung und sagte »EISCAT hieß das Projekt und nein, es steht nicht in Deutschland. Das wäre auch viel zu weit weg vom Polarkreis. Das Forschungsprojekt wurde von dem deutschen Max-Planck-Institut in Tromsö durchgeführt, gilt aber mittlerweile als abgeschlossen, soweit ich weiß. Mit etwas über ein Megawatt hat man dort gearbeitet, soweit ich weiß. Viel mehr ließ die Struktur der Anlage dort auch gar nicht zu, da es sich nicht wie beim HAARP-Projekt um viele einzelne Sendemasten handelte, deren Strahlung gebündelt und so verstärkt wurden, sondern es wurde lediglich mit einem Sender abgestrahlt.«
Angelique schien sich an etwas zu erinnern. »Richtig, da gab es mal ein Projekt, das auch beim DLR mal im Gespräch war, es ging dort in der Tat um eine Kooperation vom DLR und dem Max-Planck-Institut und das Projekt hieß EISCAT in Norwegen. Das ist aber schon einige Jahre her.«
Winter wandte sich von dem Mann ab und blickte Angelique sprachlos in die Augen.
»Schau nicht so, Mark, das war ein ganz normales Forschungsprojekt und hat ganz sicher nichts mit Monsterwellen oder sonst `was zu tun.«
»Monsterwellen?«, fragte der Mann, der sich immer noch nicht namentlich vorgestellt hatte. »Ich kann mich noch erinnern. Das war mal hier auf der Tagesordnung. Ein paar Leute von eurem EU-Parlament hatten sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt, dass HAARP eine Wetterwaffe wäre und einen Untersuchungsausschuss gegründet. 1998 war es, am 5. Februar.« Der Mann machte wieder eine kurze Pause und sein Gesicht wurde fahl. »Ich kenne das Datum deshalb so genau, weil dies der Todestag meiner Frau war, Gott hab sie selig.« Angelique und Winter fühlten sich plötzlich unbehaglich und Winter bereute es, dass er dem Mann zunächst böse Absichten unterstellt hatte.
»Jedenfalls hat Ihr EU-Parlament Vertreter der NATO und der USA eingeladen, an dieser Anhörung teilzunehmen. Leider ist keiner dieser Vertreter erschienen und hat Antworten auf die offenen Fragen geben können. Daher hält sich leider wohl in einigen Kreisen hartnäckig das Gerücht, dass man mit HAARP Wetter manipulieren kann.«
»Das ist ja nicht zu glauben, mit HAARP haben sich schon ganze Parlamente befasst und in der Presse hat man dazu nie `was gelesen?«, gab Winter erstaunt von sich.
Ungeachtet seines Einwandes redete der Mann weiter. »Ihr EU-Parlament hat uns in der Tat ganz schön zu schaffen gemacht. Wissen sie, in Alaska
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