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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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gewaltig zum Hals herausgehangen. »Dann lass uns mal gleich fahren.«
    »Es wäre mir lieber, du bliebest zu Hause. Es ist viel zu ermüdend für dich.«
    »Ich bin doch nicht krank oder so.« Sie gab ihm einen gut gemeinten Rippenstoß und humpelte zur Tür. Im Flur zog sie ihren Mantel an. Sie konnte die Gelegenheit nachher gleich dazu nutzen, Gwen Näheres über ihre finanziellen Probleme zu entlocken. Sie war eine Frau mit einer Mission, ja, das war sie. Trotzdem blieb das nagende Gefühl, dass sie gerade in Windeseile aus ihrem eigenen Zuhause floh. Ich muss mir etwas Zeit geben, um mich einzugewöhnen, sagte sie zu sich selbst, es ist eine ziemliche Umstellung, das ist alles.
    Erst im Auto fiel ihr wieder ein, dass sie eigentlich stundenlang mit Leander hatte schmusen wollen. War es nicht dazu gekommen, weil sie sich ihm so eigenartig fern gefühlt hatte? Aber lag das nicht gerade daran, dass es so lange keine wirkliche körperliche Intimität zwischen ihnen gegeben hatte? Betroffen legte sie die Hand auf sein Knie. »Du hast mir gefehlt.«
    »Das holen wir schon wieder auf«, sagte er, während er kurz ihre Finger drückte.
    Ihr Herz machte einen Salto mortale vor Erleichterung. »Mir fällt da gerade etwas ein, Beatrijs. Der Donnerstag, der bleibt für Gwen und mich. Das verstehst du doch, oder?«
    »O ja, das ist in Ordnung.«
    »Sie war von Anfang an in die Sitzungen einbezogen. Wir sind inzwischen völlig aufeinander eingespielt.«
    »Schön.«
    »Es wäre nichts damit erreicht, wenn man das änderte.«
    Sie zog die Hand zurück. Eine gewisse Gereiztheit befing sie. Sie hatte doch schon gesagt, dass es von ihr aus völlig okay war. Warum ritt er so darauf herum? Ein Gefühl, das sie schon fast vergessen hatte, kam wieder über sie: Irgendetwas sagte ihr, dass sie auf der Hut sein musste.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Du vermutest doch wohl nichts dahinter, oder?«
    Sie schwieg verwirrt.
    »Siehst du, gleich wirst du bockig.«
    »Ich bin überhaupt nicht bockig.«
    »Weißt du eigentlich, dass du mir schon den ganzen Morgen widersprichst? Ich bekomme regelrecht Kopfschmerzen davon.«
    »Aber ich sagte doch gerade...«
    »Jetzt geht das schon wieder los. Kann es sein, dass du Streit suchst?«
    »Warum sollte ich, in drei Teufels Namen?«
    »Das musst du nicht mich fragen.«
    Aber vielleicht traf es ja zu, vielleicht fuchste es sie mehr, als
    sie sich selbst eingestehen wollte. »Du freust dich überhaupt
    nicht, dass ich wieder zu Hause bin«, brach es aus ihr heraus. »Das dürfte eine Projektion sein.«
    Wie sie dieses Wort hasste! Es war so unwiderlegbar. Du projizierst. Ich projiziere gar nicht. Doch, du projizierst. Und wenn man nicht projizierte, tja, dann urteilte man. Oder man wollte etwas heimzahlen . Sowie man etwas Unliebsames sagte, bekam man den Ball zurück und wurde eines zweifelhaften Verhaltens bezichtigt, statt dass man mit seinen Klagen ernstgenommen wurde. »Du könntest mir auch mal einfach zuhören.« Sie war plötzlich so wütend, dass sich ihre Stimme überschlug. »Du hast nicht mal Blumen für mich besorgt. Und kaum bin ich mal nicht deiner Meinung, rennst du gleich wieder böse aus dem Zimmer. Und du hast mir noch nicht eine Sekunde...«
    »Was hast du denn plötzlich?«
    Sie wusste es selbst nicht. Sie wollte eigentlich nur, dass er die Arme nach ihr ausstreckte.
    »Ich lasse nur mal Gwens Namen fallen, und du überhäufst mich gleich mit diversen Vorwürfen, von denen du nie zuvor etwas gesagt hast. Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du eifersüchtig bist, weil ich weiterhin mit ihr zusammenarbeiten werde?«
    »Ganz und gar nicht!«
    »Wenn das der Wahrheit entspräche, würdest du nicht so schreien. Nein, halt, Beatrijs, du hast sehr wohl geschrien. Ich sage dir doch, dass du geschrien hast! Es fehlte noch, dass du dir einbildest, es sei etwas zwischen Gwen und mir. Und dann kann ich hoch und heilig schwören, dass dem nicht so ist – aber wenn du dich erst mal auf etwas versteift hast, habe ich keine Chance mehr auf eine faire Behandlung. So bist du nun mal.«
    Nach Atem ringend presste sie die Hände zusammen. Was war denn das jetzt für ein Schattenkampf?
    »Also weißt du was? Ich gebe dir einfach von vornherein Recht, da du es ja sowieso darauf anlegst. Das erspart uns eine Menge Hin und Her. In der Tat, Gwen und ich haben ein leidenschaftliches Verhältnis, wir können einfach nicht die Finger voneinander lassen. Zufrieden?«
    Einen Augenblick lang

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