Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
Vom Netzwerk:
und dann einfach noch mal von vorn.« Nach der zweiten hatten sie zusammen geheult. Und als es danach erneut schief gegangen war, hatte sich Gwen mit leichenblassem Gesicht für ihre eigene Fruchtbarkeit entschuldigt. So unsinnig das auch war, es waren genau die richtigen Worte gewesen.
    Sie hatte erstickt erwidert: »Dein nächstes Baby klau ich dir einfach.«
    Aber alles bekam mit der Zeit seinen Platz. Man machte weiter, was immer auch passierte. Man berichtigte seine Pläne und machte das Beste draus. Es gab immer noch Schlimmeres. Also gut. Von Veronica hatte sie damals ein Abo geschenkt bekommen, womit sie sich einmal im Monat in einer Kureinrichtung verwöhnen lassen durfte. Wie man sein Leben je ohne Freundinnen überstehen sollte, war ihr ein großes Rätsel. Zumal wenn man mit jemandem wie Frank verheiratet war. Jetzt, mit Leander, war es anders. Jetzt hatte sie einen Mann, mit dem sie über alles reden konnte, was sie bewegte. Einen Mann, der wusste, dass alles einen Sinn hatte und im Universum nie etwas verloren ging, auch nicht lebensfähige Kinder nicht. Ihr unglückliches Dreiergespann war noch irgendwo. Das konnte er ihr aus tiefster Überzeugung versichern.
    Sie merkte, dass sie die Schultern weit hochgezogen hatte und ließ sie ganz bewusst, ruhig atmend, fallen.
    Sie machte sich nicht die Mühe, sich anzuziehen. Im Morgenmantel ging sie nach draußen und stapfte durch das noch nasse Gras zu Gwens Küche hinüber. Frühstück ans Bett würde es werden, mit frisch gepresstem Saft, einem luftigen Omelett und diesen witzigen Dampfbrötchen, von denen sie neulich gelesen hatte.
    Sie fand Mehl und Hefe in einem der Küchenschränke. Wenn sie den Teig dann gleich bei niedriger Temperatur in den Backofen stellte, würde er im Nu aufgehen. Schnell machtesie sich ans Werk. Alle hielten sie für einen unpraktischen Wirrkopf, aber hier stand sie und sorgte für das tägliche Brot. Sie mischte und knetete. Während sich Leander hundert Meter entfernt gerade im Schlaf auf die andere Seite drehte. Vielleicht hätte sie auf ihrem Kissen eine Nachricht für ihn hinterlassen sollen. Er machte sich immer so schnell Sorgen um sie. Frohgemut und zugleich beklommen begann sie Obst zu schneiden, um im Mixer Saft daraus zu machen. Es kümmerte ihren Geliebten, wie es ihr ging.
    »Du bist aber früh dran.«
    Sie drehte sich um. Das zufriedene Lächeln wich von ihren Lippen. »Du aber auch.«
    Laurens blieb einen Moment in der Türöffnung stehen, als spüre er, dass er nicht willkommen war. Er sah unglücklich und verkrampft aus.
    Sie riss sich zusammen. »Ich mach gerade Fruchtsaft. Möchtest du ein Glas?«
    »Du bist heute Morgen schon die Zweite, die mich laben möchte. Das Leben lacht mir von allen Seiten zu.«
    Obwohl es nicht leicht fiel, freundlich zu bleiben, wenn jemand so zynisch war, schenkte sie ihm ein Glas Saft ein. »Wenn du dich noch einen Moment geduldest, gibt es auch Dampfbrötchen.«
    »Donnerwetter, du wirfst dich aber ins Zeug. Kann ich vielleicht auch einen Beitrag dazu leisten?«
    »O nein, o nein, ich mach das lieber...«
    Er verfiel in ein freudloses Lachen. »Selber? Ohne mich jedenfalls?«
    Sie fühlte sich in die Enge getrieben. »Ach, Laurens. Treib doch nicht alles so auf die Spitze. Können wir nicht einfach...« Er öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, überlegte
es sich aber anders, als schäme er sich plötzlich für sich selbst. Zu ihrer Verwirrung kam er auf sie zu, umfasste ihr Gesichtmit den Händen und gab ihr unvermittelt einen Kuss auf die Nasenspitze. »So ein großer Mann gegen so ein kleines Mädchen, entschuldige, Beatrijs, das darf’s bei uns nicht geben.«
    Etwas Weiches strich über ihre Wange, und aus dem Augenwinkel sah sie eine kleine gelbe Feder in seinen Fingern. »Was hast du denn da?«, fragte sie, um ihre widerstreitenden Empfindungen zu überspielen: Typisch Laurens, seinen Charme zum Einsatz zu bringen, und typisch sie, gleich dankbar zu sein, dass er wieder ein bisschen umgänglicher war.
    Er hielt die kleine Feder zwischen Daumen und Zeigefinger und kitzelte damit erst ihr und dann sich selbst über die Wange. »Glaubst du an Zeichen?«
    »O ja!«, sagte sie aus tiefstem Herzen. Diese Wendung gab ihr die Möglichkeit, ihn Leander näher zu bringen. Das war ein Gottesgeschenk, nicht weniger als ein Wunder, was an sich schon bewies, dass es Zeichen gab, das gehörte schließlich in dieselbe Kategorie.
    »Guten Morgen«, sagte Leander in dem Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher