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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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sie zum Kamin, nahm die Fotos von Babette und ging schnurstracks wieder hinaus.
    Laurens blinzelte ein paarmal. Er kam sich unsichtbar vor, und das war eine eigenartige, unangenehme Empfindung. Oder fühlte er sich vielleicht einfach nur hilflos? Er stand auf und ging Beatrijs nach.
    Im Haus war es still geworden. Die beschuldigenden oder ratlosen Stimmen waren verstummt. Das Telefon klingelte, es wurde gleich nach dem ersten Mal abgenommen.
    In der Küche traf Laurens nur auf Timo, der gerade den Hörer wieder auflegte. »Nichts. Eine Freundin von Marleen.« Seine Stimme klang rau. Seine Augenlider waren geschwollen. Keine Spur mehr von dem sorglosen kleinen Jungen, der er bis vor kurzem noch gewesen war. »Ich frage mich immer noch, warum sie keine Hubschrauber einsetzen.«
    »Weil es schon vor Stunden passiert sein muss«, erwiderte Laurens und fühlte sich hundeelend dabei. »Der eine sagte doch, dass sie das nur machen, wenn...«
    »Laurens, bitte, denk doch noch mal genau nach!«
    Er verlagerte das Gewicht vom einen auf das andere Bein. »Es wimmelte von Menschen, überall spielten Kinder, du hast das im Wasser vielleicht nicht so gemerkt, aber da war ein Heidenbetrieb und ein Wahnsinnslärm überall, ein einziges Gerufe und Gelache und Musik und Mopeds, da ist einem wirklich Hören und Sehen vergangen.«
    »Entschuldige«, sagte Timo nach einem Moment. Sein Mund verzog sich, solche Anstrengung kostete es ihn, sich zu beherrschen. »Niemand hatte dich zum Babysitter bestimmt, also nimm es mir nicht übel, und versteh mich nicht falsch, aber nochmals, es könnte doch sein, dass du etwas Ungewöhnliches gesehen hast, etwas Auffälliges, jemanden, der schon eine Weile in der Nähe herumlungerte oder so.« Er fuhr sich mit einer Hand über die Augen.
    Timo, he, du wirst sehen, hinterher, so ist das doch meistens, lass uns nicht gleich das Schlimmste denken, lass uns...
    Vergeblich suchte er nach Worten. Sommer für Sommer waren es die Frauen gewesen, die spätabends persönliche Themen angeschnitten hatten, während Timo, Frank und er noch Knabbereien aus der Küche geholt, Lachs auf Cracker gelegt, die Gläser im Auge behalten oder sich einfach nur behaglich zurückgelehnt hatten. In diesem Haus war so gut wie kein Thema unbesprochen geblieben, aber sie, die Männer, hatten hauptsächlich wohlwollend zugehört und sich ein wenig vor der Frage gefürchtet, die immer auf der Lauer gelegen hatte: »Und du? Wie denkst denn du darüber? He, sag doch auch mal was!« Was wusste er, nach all den Jahren, eigentlich über Timo? Wie gut kannten sie einander? Vielleicht wollte er ja im Moment am liebsten allein gelassen werden.
    Laurens traute sich nicht, auf ihn zuzugehen und ihm den Arm um die Schultern zu legen. Nach einem Augenblick, der ihm wie eine Ewigkeit vorkam, fragte er schüchtern: »Hast du schon was gegessen?«
    Als Timo nicht reagierte, nahm er, ebenfalls schweigend, Käse und Butter aus dem Kühlschrank. Er schmierte eine Doppelschnitte, so eine, wie seine Jungen sie am liebsten aßen, teilte sie in zwei Hälften und diese, nach kurzem Zögern, noch einmal in je zwei. Dann stellte er den Teller mit einem Glas Milch dazu auf den Tisch.
    Erneut fiel ihm die Grabesstille im Haus auf. Auch vom Garten her war kein Laut zu hören. Nicht nur die lachende Babette schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein, sondern alle anderen mit ihr. Er ging nach draußen, um sich mal umzuschauen.
    Am Tisch auf der Terrasse saß Leander, die Schnappschüsse von Babette vor sich. Beatrijs und Gwen standen Hand in Hand neben ihm, die Augen weit aufgerissen. Auch Bobbie war da, aber sie wahrte einen Sicherheitsabstand und scharrte unsicher mit den Füßen. Laurens blieb verblüfft stehen.
    Leander fuhr mit den Fingerspitzen über die Fotos. Er war wachsbleich. Über seine eine Schläfe perlte ein dicker Schweißtropfen. Vor Anspannung schien er das Atmen eingestellt zu haben. Er hielt den Blick unbeweglich auf einen weit entfernten Punkt gerichtet.
    Es war so still, dass jetzt sogar auf der Terrasse das Summen von Timos Bienen zu hören war. Es klang beinahe provozierend, als wollten sie kundtun, dass sie immer da sein und unbeirrbar weiter Honig und Wachs produzieren würden, was immer auch geschah.
    Plötzlich sagte Leander mit leicht krächzender Stimme: »Ich sehe Wasser.«
    »Wasser?« Gwens Stimme klang erstickt. »Meinst du den Teich?«
    Leander schüttelte den Kopf. Er tastete das Foto ab, das kurz nach Babettes Geburt

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