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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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Kunden im Laden gehabt hätte. Wenn sie nicht zur Wiese hätte gehen können. Dann wäre Babette trotzdem gefunden worden, weil Leander diesen Hinweis bekommen hatte.«
    Während er noch darüber nachdachte, welche Entgegnung von ihm hierauf erwartet wurde, fuhr sie ihn an: »Du solltest dich wirklich mal fragen, warum du dich mit Leander so schwer tust.« Ohne sich zu verabschieden, unterbrach sie die Verbindung.
    Verdattert steckte er das Handy wieder in seine Tasche. »Papa?«, fragte Niels. »Kommt es dadurch, dass ich Babette zurückgewünscht habe?«
    »Das denke ich schon, ja. Das hast du gut gemacht, mein Großer.«
    »Ich auch!«, rief Toby aus.
    »Richtige Pfundskerle seid ihr. Alle beide.« Er musste daserst noch richtig in sich aufnehmen. Sie war wieder da. Ein Schauder durchrieselte ihn.
    »Später heirate ich Babette«, beschloss Toby, dessen Wangen vor Müdigkeit glühten.
    Niels versetzte ihm einen Stoß. »Vielleicht wird sie ja total hässlich, du Blödmann. Und dick. Und kriegt ganz schiefe, gelbe Zähne. So ’ne Schnalle, die keiner haben will.«
    Toby brüllte aus voller Kehle: »Papa! Niels sagt...«
    »Nicht hauen, Niels. Und nicht so gemeine Sachen sagen«, fügte er automatisch hinzu. Er verrückte den Teller mit seiner noch unangerührten, kalt gewordenen Pizza, um damit die Weinflecken halbwegs zu verdecken.
    Niels wurde rot vor Wut. »Du nimmst diesen Zwerg immer in Schutz.«
    »Pa-pa! Ich bin überhaupt kein...«
    »Und ob, du bist ein dummer Zwerg, der eine hässliche Gurke heiraten will!«
    Tränenüberströmt warf sich der Kleine von seinem Stuhl und steuerte mit ausgestreckten Armen auf seinen Vater zu. Doch er stolperte und landete mit einem Rums auf dem Fußboden. Sein Weinen schwoll noch einmal um einige Dezibel an.
    »Na, vielen Dank, Niels.« Er bückte sich, zog das brüllende Kind hoch und setzte es auf seinen Schoß, die geringschätzigen Blicke um sich herum ignorierend. Wochenendvater. Einmal-in-zwei-Wochen-Vater. Die erkannte man immer sofort. Schleppten ihre Kinder in Restaurants, weil es ihnen zu viel Arbeit war, selbst für sie zu kochen. Wenn sie wenigstens ein bisschen mit den Sprösslingen zurechtkämen, aber das schafften diese Schönwetter-Väter auch nie.
    Niels warf sich in die Brust. So laut er konnte, schrie er: »Das ist ungerecht! Ich hab Babette zurückgewünscht!« Laurens wiegte Toby und drückte sein Gesicht an sich, umdas Geheul zu ersticken, während er dem Ober wegen der Rechnung winkte.
    »Du hörst nicht mal zu!«
    Das war schon der Zweite, der ihm das heute Abend vorwarf. »Es ist in der Tat ungerecht, ja. Du hast völlig Recht. Aber sehr vieles ist nun mal nicht gerecht. Du bist der Ältere, er ist der Kleinere. Ob dir das nun gefällt oder nicht.«
    »Aber ich hab Babette zurückgewünscht!«
    Ohne sich die ausgedruckte Rechnung anzusehen, warf er einige Scheine auf das Schälchen, das ihm der Ober hinhielt. Er nahm Toby auf den Arm und erhob sich.
    Niels starrte mit verschränkten Armen die Wand an.
    »Du hast Babette zurückgewünscht. Ganz klasse. Aber jetzt sei kein Sturkopf und komm.« Er krümte sich innerlich vor Ohnmacht, während er um den Tisch herum ging, seinen Sohn beim Kragen packte und ihn von seinem Stuhl zog. Ein Messer und eine Gabel fielen klirrend zu Boden.
    Ein sich sträubendes Kind vor sich herschiebend und ein anderes, schluchzendes auf dem Arm, ging er zum Ausgang. Er fühlte die höhnischen Blicke der anderen Gäste im Rücken. Kein Wunder, dass seine Frau mit einem anderen durchgebrannt war. Recht hatte sie gehabt.
    Unter seinem Scheibenwischer klemmte ein Knöllchen. Insgeheim fluchend öffnete er die hintere Tür. Bis er Toby in seinem Sitz installiert hatte, war der Kleine schon in Schlaf gefallen. Seine runden Wangen waren noch tränennass. Mit ein wenig Glück bekam er ihn nachher ins Bett, ohne dass er wach wurde. Dann eben einmal mit ungeputzten Zähnen. Dann eben einmal ungewaschen. Als Vater durfte man die Regeln festlegen. Sie hatten bestimmt noch fünfzehn gemeinsame Jahre vor sich. Fünfzehn Jahre Elternabende, Fußballspiele, Schulaufführungen. Ihn erfasste ein leichtes Gefühl von Klaustrophobie.
    »Pfui Teufel!«, sagte Niels, während er neben seinem Bruder auf die Rückbank glitt. »Der Mistkäfer hat gepupst.«
    »Dann darfst du ausnahmsweise mal mit nach vorn. Wir spielen einfach, dass du schon zwölf bist.« Ach, könnte er die Zeit doch vordrehen.
    »Dann bekommst du einen Strafzettel.«
    »Ich hab

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