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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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wusstest doch auch, dass ich Laurens gebeten habe, sich morgen noch einmal kurz die Buchhaltung anzuschauen. Und wo ich jetzt schon beim Thema bin, wir können uns das momentan alles gar nicht leisten, weder einen zusätzlichen Esser noch Benzin für die Fahrt zum Bahnhof zu vergeuden.
    »Du bist herzlich willkommen, Yaja«, sagte sie, um Timo zu ärgern, oder weil Leander es immer so schätzte, wenn sie lieb zu seiner Tochter war. »Wenn du magst, darfst du Babette das nächste Fläschchen geben.«
    Ihr Mann sah sie an, als wenn sie verrückt geworden wäre. »Ich denke nicht. Wir müssen, was ihre Mahlzeiten betrifft, im Moment ein bisschen aufpassen.«
    »Oh, Timo«, sagte Bobbie angstvoll, »hab ich sie gestern Abend vielleicht nicht richtig Bäuerchen machen lassen? Ist es dadurch gekommen?«
    »Ach wo, Mädchen. Es kam durch die Banane.«
    »Timo meint, es war meine Schuld«, sagte Gwen »Nicht wahr, Tiem?«
    Während sie eine Scheibe Wurst nach der anderen verputzte, hörte Yaja interessiert der Diskussion zu. Mit vollem Mund fragte sie: »Was war denn mit Babette?«
    »Sie hatte Krämpfe. Ich hatte ihr was Falsches zu essen gegeben.«
    »Getobt hat das Würmchen«, sagte Bobbie kopfschüttelnd. »Als wäre sie vom Teufel besessen.«
    Unwillkürlich musste Gwen an Stan denken, der Klaar und Karianne zufolge Chef der Hölle war. Ob er Buch führte über jedermanns Sünden, Verfehlungen und unkeusche Gedanken und sich dann schon im Vorhinein vergnügt die schwarz versengten Hände rieb? Ach, eigentlich war ihr das völlig schnuppe. Sie lebte jetzt. Sie war reif für etwas Waghalsiges. Sie war reif für Abenteuer.
    Als hätte sie ihre Gedanken erraten, rief Bobbie plötzlich aus: »He, aber jetzt noch was ganz anderes! Gwen und ich fahren in Urlaub.«
    Schnell sagte Gwen zu Yaja: »Ich geh Babette mal holen. Sie strotzt schon wieder vor Gesundheit, du wirst schon sehen.«
    »Diese Babette«, sagte das Mädchen. »Immer ist was los mit ihr. Echt fett.«
    Ihr wurde ein bisschen flau im Magen. Wie konnte sie auch nur mit dem Gedanken spielen, ihren kleinen Spatz eine Woche lang aus den Augen zu lassen? Das hieß, das Schicksal herauszufordern. Nach wie vor lief irgendwo dieser Psychopath herum. Wenn Leander die irdische Gerechtigkeit in der Hand hätte, wäre längst alles aufgeklärt. Aber auf dieser Ebene war selbst er machtlos.
    Nicht ohne Mühe verscheuchte sie den Gedanken an ihn und begab sich ins Babyzimmer. Sie beugte sich gerade über die Wiege, um ihre schlafende Tochter herauszuheben, als Timo mit großen Schritten dazukam.
    Eher verwundert als verstimmt fragte er: »Was sollte denn das mit dem Urlaub, Maus? Den können wir uns doch gar nicht erlauben! Jetzt rechnet Bobbie womöglich fest damit.«
    Sie suchte nach Worten. »Ich bin einfach so müde.«
    Er scharrte wie ein bedripstes Kind mit den Füßen. »Wenn du mal kurz aus allem raus willst, wenn es das ist... Ich meine, ich möchte nicht, dass du durchdrehst. Zuerst diese Aufregungen um Babette und jetzt wieder der finanzielle Ärger.
    Gibt es nicht irgendwen, bei dem du dich für ein paar Tage einquartieren könntest?«
    Nein, nicht mehr. Denn Vero war tot, und Beatrijs kam morgen schon wieder nach Hause. Wie dünn und dürftig doch ihr einst so behagliches Lebensgespinst geworden war.
    »Bei Laurens zum Beispiel«, fuhr Timo fort. »Wenn ich Niels und Toby in den Weihnachtsferien für ein paar Tage hierher nehme. Dann ist es bei ihm zu Hause schön ruhig, und du brauchst dich um nichts zu kümmern.«
    Sein Großmut machte sie gehässig. »Und du wirst dann hier mit der ganzen Bagage fertig? Ich bitte dich. Schon Yaja ist dir doch als Mehrbelastung zu viel. Und was soll ich bei Laurens? Mit ihm zusammen ins Kaufhaus gehen?« Sie lachte gemein.
    »Er würde es bestimmt schön finden, dich ein bisschen zu verwöhnen. Er mag dich sehr, Gwen. Und ihr könnt doch auch in ein Museum gehen oder so.«
    »Herrje, bist du etwa darauf aus, mich in seine Arme zu treiben? Willst du mich loswerden?«
    »Ich frage dich nur, was du selbst möchtest.«
    Mit Vernunft durfte man ihr jetzt nicht kommen. »Wie reizend, dass du deine Frau bei einem anderen Mann abladen willst. Aber gut zu wissen.«
    Auf einmal war es vorbei mit seiner Ruhe. Er fasste sie beim Handgelenk und zog sie unsanft zu sich heran. Während er sie mit dem Blick durchbohrte, stieß er hervor: »Was ist denn bloß mit dir?«
    Sie riss sich los. »Ich hab einfach die Nase voll! Von allem!«
    Babette

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