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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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    »Das hat dich nicht zu interessieren. Ist bloß ein kleines Nebengeschäft, das ich am Laufen habe, und mein Geschäftspartner hat die schlechte Angewohnheit, sich ein bisschen aufzuspielen. Du musst nur neben mir rumstehen. Und am besten ein Shirt tragen, das deine Muckis zur Schau stellt.«
    »Sie wollen mich als Bodyguard engagieren?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen. Eher als … als eine Art Schauspieler. Nur um einen gewissen Eindruck zu vermitteln. Du bist bloß Staffage.« Johnny lehnte sich zurück, offenbar hochzufrieden mit seiner Metapher.
    »Ich bin bloß Staffage.«
    »Ja. Du stellst dich hin und verschränkst die Arme. Am besten sagst du gar nichts, sondern glotzt nur böse vor dich hin.«
    »Ich weiß nicht …« Was sollte er nur dazu sagen?
    »Zweihundert auf die Hand. Für zehn Minuten Arbeit.«
    In Alex’ Kopf läuteten sämtliche Alarmglocken. Ein Treffen in einem Hinterzimmer, und er sollte den Schlägertypen markieren? Sofort dachte er an die Geschichten, die er den anderen erzählt hatte, an die Italiener, die mit Aktenkoffern reingingen und mit leeren Händen wieder rauskamen. Offensichtlich ging es hier nicht um das neue Restaurant – aber worum dann? »Ich weiß nicht, Mr. Loverin, aber ich fürchte, dafür bin ich nicht der richtige Typ.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich … Ich weiß nicht, worum es geht, aber … aber ich glaube, das ist einfach nicht mein Ding.«
    Johnny nahm die Füße vom Tisch, drückte den Rücken durch und kniff die Augen zusammen. »Was für ein ›Ding‹ denn?«
    Scheiße, scheiße, scheiße!   »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich … Ich würde mich lieber auf meinen eigentlichen Job beschränken. Falls das in Ordnung ist.«
    »Auf deinen eigentlichen Job?«
    »Ja.«
    »Du arbeitest doch für mich, oder? Also was ist dein   eigentlicher   Job? Zu tun, was ich sage. Oder hab ich da was falsch verstanden?«
    Alles klar. Erst Trish, und jetzt das. Langsam hatte Alex genug. »Mr. Loverin. Wenn irgendein Besoffener Stress macht, kümmere ich mich gerne drum. Aber das ist was anderes. Ich arbeite jetzt schon eine ganze Weile hier, und mit der Zeit kommt einem so manches zu Ohren. Ich weiß nicht, was da läuft, aber ich will nichts damit zu tun haben.«
    Johnny schwieg. Nach unendlichen dreißig Sekunden fuhr er sich langsam mit der Zunge über die Lippen und sagte: »Große Worte, Kleiner. Große Worte.«
    »Ich wollte nichts Falsches …«
    »Wirklich große Worte, und das von einem verfickten stellvertretenden Manager. So, so, dir ist also ›so manches‹ zu Ohren gekommen? Das kannst du dir sonst wohin schieben.« Er ließ die Daumen knacken. »Aber weißt du was? Da draußen ist Wirtschaftskrise. Jeden Tag flattern mir zig Bewerbungen ins Haus, und da sind wirklich gute Leute dabei. Du bist ersetzbar. Klar?«
    »Mr. Loverin …«
    »Ruhe. Jetzt rede ich. Also, du hast die Wahl. Entweder du tust, was ich von dir verlange, und das ist wirklich keine große Sache, oder du suchst dir einen neuen Job. Aber komm dann bloß nicht auf die Idee, den Leuten zu erzählen, du hättest hier gearbeitet. Denn wenn die mich anrufen – und glaub mir, sie werden mich anrufen –, werde ich ihnen erzählen, dass ich dich mit den Fingern in der Kasse erwischt habe. Dass du ein undankbares Arschloch bist, das mich jahrelang beklaut hat.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Wenn ich es sage, ist es wahr. Verstanden?«
    Wie zur Hölle war er nur in diese Situation geraten? Eben wollte er noch seine Schicht antreten, jetzt war er drauf und dran, seinen Job zu verlieren. Um ein Haar hätte er Johnny Love aufgefordert, ihn gefälligst am Arsch zu lecken.
    Doch dann dachte er an sein Konto, auf dem bestenfalls zweihundert Dollar lagen, und an Trish, die von den Unterhaltszahlungen angefangen hatte, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte. Klar, er könnte sich einen neuen Job suchen, aber bei einer anderen Bar bräuchte er es gar nicht erst probieren, da hatte Johnny recht – der Besitzer würde auf jeden Fall zum Telefon greifen. Er würde zwar bestimmt etwas anderes finden, wahrscheinlich sogar etwas Besseres. Aber wann? Und was würde Trish sagen, wenn er ihr eröffnen musste, dass er gefeuert worden war?
    Und vor allem, was würde sie Cassie erzählen?
    Johnny lächelte. »Ich glaube, du hast da was in den falschen Hals bekommen. Das ist wirklich keine große Sache. Du sollst bloß ein bisschen schauspielern. Also mach dir mal nicht in die Hose, Kleiner.«
    Alex

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