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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Für eine Sekunde schien es, als hätte sich eine bleierne Stille   über die überfüllte Terrasse gelegt. Mitch lauschte dem Rauschen der Blätter über ihnen, dem Verkehr auf der Belmont Avenue unter ihnen.
    »Nicht schlecht.« Ian hielt sich sein Wasserglas ans geschwollene Auge. Die Eiswürfel klimperten. »Ich wär fast drauf reingefallen.«
    Jenns Blick wanderte von einem zum anderen, von Alex zu Ian, zu Mitch, zurück zu Ian und schließlich wieder zu Alex. »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Natürlich«, meinte Ian.
    »Nein«, erwiderte Alex mit fester, ruhiger Stimme. »Ich wünschte, es wäre ein Scherz. Aber leider nein.«
    »Also ist es dein Ernst?« Mitch ließ die Gabel sinken.
    Alex nickte. »Bei meiner Mutter.«
    Wieder wurde es still.
    »Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich hab mir die Taschen vollgestopft und bin durch die Hintertür raus. Der Brunch geht also auf mich!« Er stocherte mit der Gabel in seinen Rühreiern herum. »Nein, was denkt ihr denn? Ich hab abgesperrt und bin zurück zur Theke. Und hab mir still und leise in die Hose gemacht.«
    »Du hast es also gar nicht angerührt?«
    »Nein.«
    »Komm schon.« Ian stellte das Wasserglas auf den Tisch. Das Kondenswasser ließ sein zugeschwollenes Auge feucht glänzen. »Nicht mal ein bisschen was davon?«
    »Nein.«
    »Und wie viel war es?«, fragte Mitch.
    »Weiß nicht«, antwortete Alex mit vollem Mund. »Auf jeden Fall eine ganze Menge. Und da bin ich natürlich ins Grübeln gekommen. Vielleicht hat die Kohle mit dem Treffen zu tun. Erst dachte ich ja, er hätte Stress mit den Gemüselieferanten und wollte daher den alten Johnny Love rauskehren. Aber das waren mehrere Hundert Riesen. Also hab ich mich gefragt, ob er am Ende vielleicht wieder ins Drogengeschäft eingestiegen ist. Und jetzt trifft er sich mit irgendwelchen Kolumbianern?«
    »Oder mit Typen vom Outfit? Oder mit Undercover-Cops?«, spekulierte Mitch.
    »Exakt.« Alex nickte. »Und wenn sie ihn hochnehmen, und ich war dabei …«
    »Du musst dir einen neuen Job suchen«, sagte Jenn in ungewohnt scharfem Tonfall.
    »Meinst du wirklich?«
    »Aber wisst ihr, was das Schlimmste ist?« Ian blickte in die Runde. »Was das Ganze noch bitterer macht? Nämlich das Geld.«
    Alex’ Kiefer klappte nach unten. Das Schnauben, das er von sich gab, erinnerte nur ganz entfernt an ein Lachen. »Dreihundert Dollar. Ich soll bei einem Drogendeal, bei dem es um sechsstellige Summen geht, den Bodyguard markieren, und der geizige Arsch will mich mit dreihundert Dollar abspeisen.« Wieder das Schnauben.
    »Ich hätte da eine Idee.« Ian legte eine Kunstpause ein. »Du kündigst. Aber vorher räumst du den Safe aus.«
    »Klingt gut«, meinte Alex. »Aber ich fürchte, das könnte sich sogar Johnny Love zusammenreimen.«
    »Dann eben anders«, meldete sich Mitch zu Wort. »Du kündigst nicht. Du holst dir das Geld, wenn du mal einen Abend frei hast. Und dann machst du weiter, als wäre nichts gewesen.«
    »Das ist es.« Ian nickte und knackte mit den Knöcheln. »Als wär nichts gewesen.«
    »Ich weiß was Besseres«, sagte Jenn. » Wir   holen uns das Geld.«
    »Genau!« Ian formte die Hand zur Pistole und schoss Jenn ab. »Das ist genial. Am besten,   während   du arbeitest. Du stehst den ganzen Abend hinter der Theke, und wir räumen derweil den Safe aus.«
    »Wir könnten uns mit einem Schneidbrenner durch die Decke bohren«, rief Jenn, »und vorher vom Hubschrauber abseilen!«
    Mitch ließ sich mitreißen. »Oder wir graben einen Tunnel!«
    »Und ich lenke Johnny ab«, fuhr Jenn fort. »Ich mach auf Bond-Girl, ich zieh mir so ein kurzes Mod-Kleid an, wie zu Connerys Zeiten. Hach, ich wollte schon immer mal die Geliebte eines Bösewichts spielen.«
    »Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.« Ian hob das Glas. »Auf Johnny Loves Untergang.«
    »Auf Johnny Loves Untergang.« Die Gläser klirrten, und Mitch lehnte sich zurück. Ja, er war wirklich froh, dass er doch noch gekommen war. Ein strahlend blauer Himmel, eine Runde mit guten Freunden – was wollte man mehr? Plötzlich ertönte blecherner Gesang, die Killers mit »Smile like you mean it«, und das Handy neben Alex’ Serviette vibrierte. Er hob es auf, schüttelte aber sofort den Kopf und brachte es mit einem Tastendruck zum Verstummen.
    »Die Arbeit?«, fragte Jenn.
    »Nein, meine Ex.«
    Mitch meinte, einen bedeutungsschwangeren Blick zwischen den beiden bemerkt zu haben, aber es war bloß ein kurzes Aufflackern. Statt weiter

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