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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Tief durchatmen.« Bennett ließ ihm ein wenig Zeit. »Besser?«
    Eine leere, hohle Stimme krächzte am anderen Ende der Verbindung. »Ja. Ich habe, was Sie wollen.«
    »Sehr gut. Sehen Sie, ich habe mich nicht in Ihnen getäuscht. Und Sie haben doch niemandem von unserer kleinen Unterhaltung erzählt?«
    »Nein.«
    »Auch nicht Ihrer Frau? Oder der Polizei?«
    »Nein.«
    »Sie würden mich doch nicht anlügen? Denken Sie an die Bilder …« Bennett sog die Luft durch die Schneidezähne ein. »So etwas   sollte nun wirklich   niemand   zu Gesicht bekommen, nicht wahr?«
    »Ich schwöre, ich habe mit niemandem geredet.« In der Stimme des Doktors lag ein Anflug von Panik.
    »Dann ist doch alles in Ordnung. Keine Sorge, Bruder, bald ist es überstanden. Also, hören Sie mir gut zu.« Bennett gab ihm eine Adresse. »Wir sehen uns in zwanzig Minuten.« Ehe der Doc antworten konnte, legte er auf, lehnte sich zurück und beobachtete die Vordertür des Bürogebäudes.
    Zwei Minuten später kam der Doktor herausgestürmt. Mit der einen Hand fummelte er die Autoschlüssel aus dem Jackett, die andere krampfte sich mit blutleeren Fingern um den Griff einer Sporttasche. Bennett sah zu, wie er in seinen Minivan stieg, vom Parkplatz rauschte und an der nächsten Ecke abbog. Keine Streifenwagen weit und breit, keine unauffälligen Kombis, die mit heulendem Motor zum Leben erwachten.
    Er betrachtete die Uhr am Armaturenbrett. Als zehn Minuten verstrichen waren, wählte er wieder die Nummer. »Wo stecken Sie, Doc?«
    »Ich bin auf dem Weg. Sie meinten doch …«
    »Hab’s mir anders überlegt. Warum treffen wir uns nicht direkt vor Ihrem Büro? Am besten in …« Eine kurze Pause, als würde er auf die Uhr schauen. »… fünf Minuten.«
    »Aber ich bin schon zehn Minuten …«
    »Dann drücken Sie mal ein bisschen auf die Tube.«
    Letztendlich brauchte der Doc fast sieben Minuten, aber dann bretterte der Minivan mit quietschenden Reifen und brüllendem Motor auf den Parkplatz. Nach wie vor deutete nichts darauf hin, dass ihm jemand folgte.
    Bennett ließ ihn in Ruhe einparken, bevor er aus dem Benz schlüpfte. Als er auf den Minivan zulief, fühlte er sich, als könnte er in sieben Richtungen zugleich sehen, als atmete er keine Luft, sondern puren Düsenkraftstoff – die typische Hyperkonzentration, die ihn bei jedem Deal packte. Er klopfte ans Seitenfenster und hatte seine helle Freude an der Reaktion des Docs, der vor Schreck fast mit dem Kopf gegen das Dach knallte.
    Schließlich hatte sich sein Opfer so weit gesammelt, dass es die Beifahrertür öffnen konnte. Bennett glitt auf den Sitz. »Wie war Ihr Tag, Doc?«
    Der Typ sah ihn an. Und schwieg. In seinen Nasenlöchern steckte Watte, quer über dem Nasenrücken klebte ein dickes Pflaster. Er klammerte sich ans Lenkrad, ließ es los, klammerte sich wieder ans Lenkrad …
    »Sie hatten schon bessere Tage, was?« Bennett lächelte. »Keine Sorge, gleich haben Sie’s geschafft.«
    Der Doktor nickte und griff nach der Tasche.
    »Moment. Erst mal weg hier.«
    »Was?«
    »Wir machen eine kleine Spritztour. Das heißt, zuerst könnten Sie mir einen Gefallen tun.« Bennett nickte in Richtung seiner Genitalien. »Lüpfen Sie doch bitte mal Ihr Hemd.«
    »Mein Hemd?«
    »Ja. Schwimmen trainiert doch den ganzen Körper, oder? Also, lassen Sie doch mal Ihr Sixpack sehen.«
    »Bitte, ich habe alles getan, was Sie wollten, aber das … Das ist doch lächerlich.«
    Welch rührender Versuch, ein Stück Kontrolle zurückzugewinnen! Bennett zuckte die Schultern, lächelte, wandte sich zur Tür. »Wie Sie meinen. War nett, Sie kennenzulernen.«
    »Warten Sie!« Mit verbissenem Gesichtsausdruck zerrte der Doc das Hemd aus der Hose und präsentierte ihm seinen blanken Bauch. »Ich hab Ihnen doch gesagt, ich war nicht bei der Polizei.«
    »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.« Bennett deutete auf die Ausfahrt. »Also los.«
    Es war schon nach sieben, und der Feierabendverkehr ebbte allmählich ab. Bennett scheuchte den Doc von einer Ecke zur anderen, ließ ihn auf den Highway auf- und wieder abfahren und plötzliche Kehrtwenden hinlegen, und behielt dabei den Rückspiegel im Auge. Niemand zu sehen.
    Gott, wie er berechenbare Menschen liebte.
    »Alles klar. Sie wissen doch, wie man von hier aus zum Flughafen kommt?«, fragte Bennett und beugte sich vor, um das Radio aufzudrehen und die Sender durchzuschalten: Müll, Müll, Autowerbung, Müll, Beatles. Zufrieden stellte er einen Fuß aufs

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