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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Muttern, wir machen alles, wie es sich gehört. Aber Johnny Love tickt anders. Der nimmt sich, was er will, und weil wir uns immer an die Regeln halten, kommt er damit durch. Johnny ist genau wie Ken Lay und James Cayne und all die anderen Kriminellen in ihren teuren Anzügen. Und meintest du nicht neulich, die sollte man alle an die Wand stellen?«
    »Ja. Aber ich hab damit nicht gemeint, dass ich selbst derjenige bin, der den Abzug drückt.«
    »Und warum nicht? Hey, der Typ erpresst dich! Er verstößt gegen die Regeln, und er hat damit Erfolg. Willst du dir das gefallen lassen? Oder willst du ihn ausnahmsweise mit den eigenen Waffen schlagen?«
    Mitch blickte sich um. Die Stimmung hatte sich gewandelt – eine merkwürdige Spannung hing über der Runde. Was als Scherz begonnen hatte, hatte sich mittlerweile in eine Richtung entwickelt, die so nicht zu erwarten gewesen war. Da fiel ihm etwas ein, das er am Morgen gelesen hatte. »Wisst ihr, was Raymond Chandler einmal geschrieben hat?«
    »Nein, Mitch«, spielte Alex mit. »Was hat Raymond Chandler denn geschrieben?«
    »Dass es keinen ehrlichen Weg gibt, hundert Millionen Dollar zu verdienen.«
    »Meine Rede«, meinte Ian.
    Alex sah sich um, als könnte er es immer noch nicht fassen. »Das ist nicht euer Ernst.«
    Nein, nicht wirklich, dachte Mitch. Zugegeben, Ians Plan klang durchaus machbar, und natürlich würde das Geld sein Leben nachhaltig ändern. Aber ob er es wirklich durchziehen würde? Wohl kaum.
    Genau deshalb musst du irgendwelchen Leuten die Tür aufhalten, die dich nicht mal wahrnehmen , flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.   Schon mal darüber nachgedacht?
    »Schluss damit«, sagte Alex. »Wir werden niemanden ausrauben.«
    Ian zuckte die Achseln, lehnte sich zurück und verbarrikadierte sich hinter seinem sarkastischen Lächeln. »Deine Entscheidung.«
    Danach gab es nicht mehr viel zu sagen. Alle vier stocherten auf ihren Tellern herum. Fast glaubte Mitch, die Gedanken der anderen zu hören oder vom Gesicht ablesen zu können, als wären sie ihnen in dicken Lettern auf die Stirn geschrieben. Er war schon immer ein guter Beobachter gewesen. Klar, er stand nicht gern im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber das hieß noch lange nicht, dass er selber unaufmerksam gewesen wäre. Ian war leicht zu durchschauen: der zielgerichtete Hunger in seinem Gesicht, die gespannte Körperhaltung. Alex glich einem Angeklagten vor Gericht, der mit weit aufgerissenen Augen krampfhaft darum bemüht war, äußerlich ruhig zu wirken; Mitch wusste, dass er an seine Tochter dachte, an die saubere Vorortwelt, in der sie aufwuchs. Und Jenn schien von innen her zu leuchten – nur ein bisschen, fast schon schüchtern, aber es war nicht zu leugnen: Sie wirkte erregt.
    Gabeln kratzten über Teller, Löffel klirrten. Schließlich wandte Alex sich an Ian. »Aber eins frag ich mich doch.«
    »Was?«
    »Woher du dieses dicke Veilchen hast. Also im Ernst?«

5
    EIGENTLICH, DACHTE BENNETT, WAREN WEITE TEILE DER WELT VERDAMMT LANGWEILIG.   Geradezu unfassbar langweilig. Der Büropark, der die K&S Laboratories beherbergte, war ein gutes Beispiel: reihenweise zweistöckige, schuhkastenförmige Gebäude, und in der Mitte der lahmste Brunnen, den er je gesehen hatte – eine schiefe Ebene, über die ein armseliges Rinnsal plätscherte, quasi eine bessere Pissrinne. Er würde nie begreifen, wie man jeden Morgen aufstehen und sich eine Stunde lang durch dichten Verkehr quälen konnte, nur um an einem solchen Ort zu arbeiten.
    Das heißt, drinnen wirkten die K&S Laboratories sicher deutlich aufregender. Bennett hatte recherchiert: Zwanzig Prozent aller Arzneimittel beinhalteten Fluor, in welcher Form auch immer. Fluor fungierte als Stabilisator für labile Verbindungen, es verzögerte die Metabolisierung des Wirkstoffs und erhöhte so die Wirksamkeit. Außerdem war es sehr, sehr gefährlich, und so hatten sie bei K&S bestimmt blitzblanke Reinräume, Schutzanzüge mit eigener Sauerstoffversorgung und dreistufige Sicherheitsvorkehrungen. Ja, bei einem Zulieferbetrieb, der Fluorverbindungen für große Pharmakonzerne entwickelte, fühlte man sich wahrscheinlich wie in einem Jerry-Bruckheimer-Streifen.
    Trotzdem bevorzugte Bennett sein eigenes Büro. Seine linke Hand ruhte auf dem Lenkrad des Benz, mit der rechten tippte er eine Nummer in sein Handy. »Hallo, Doc. Wissen Sie, wer hier spricht?«
    »J-Ja.«
    »Sehr gut. Haben Sie meine Bestellung?«
    »Ich … Ich …«
    »Ruhig, ganz ruhig.

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