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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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hin. Wir müssen uns jetzt entscheiden, jeder Einzelne. Sind wir dabei? Oder sind wir nicht dabei?« Alex hielt inne. »Ian?«
    »Ich bin dabei.«
    »Jenn?«
    Ein leichtes Lächeln, um ihre Augen bildeten sich zarte Fältchen. »Ich auch.«
    »Im Ernst?«, fragte Mitch.
    »Ja«, sagte sie. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Oder?«
    »Und du, Mitch?«, fragte Alex vorsichtig. »Willst du Johnny Love zeigen, wo der Hammer hängt?«
    Mitch blickte sich um: Ian spielte auf dem Tisch Klavier; Jenn saugte an der Unterlippe; Alex wartete stumm.
    Als er antwortete, war seine Stimme kaum zu hören. »Nein.« Alex wirkte aufrichtig überrascht. Was für ein selbstgefälliges Arschloch! Kein Wunder, dass den ganzen Abend diese merkwürdige Stimmung in der Luft gelegen hatte. Seine   Freunde   hatten von Anfang an geplant, den guten alten Mitch einzuwickeln – eine reine Formsache. »Nein«, wiederholte er, diesmal lauter. »Das ist doch Schwachsinn.«
    »Warum?«
    »Weil … Weil … Weil es Schwachsinn ist! Weil das kein Spiel mehr ist.«
    »Betrachte es doch mal als Spiel.«
    »Vergiss es. Ich mach da nicht mit, und ich werde auch nicht hier rumsitzen und mir weiter eure hirnrissigen Argumente anhören.« Die Worte waren nur so aus ihm herausgesprudelt, und nun standen sie unwiderruflich im Raum. Es wurde totenstill. Ihm war klar, was er jetzt zu tun hatte. Langsam rückte er den Stuhl zurück und stand auf. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Im Hintergrund spielte die Musik, doch das fröhliche Geklimper wollte nicht mehr so recht zur Stimmung passen.
    »Verstehe«, sagte Alex. »In Ordnung.«
    »Dann ist ja alles geklärt.«
    »Kannst du uns noch einen Gefallen tun?«
    »Was für einen Gefallen?«
    »Erzähl es nicht weiter.«
    »Ihr wollt es also trotzdem durchziehen?«
    Die drei sahen sich an – und nickten, einer nach dem anderen. Wieder fühlte Mitch sich als Außenseiter, mehr noch als zuvor. Er hatte immer gedacht, sie wären ein Team, und jetzt machten die anderen einfach ohne ihn weiter. Fast hätte er sich sofort wieder hingesetzt, aber er hatte noch einen letzten Rest Stolz, der ihn davon abhielt. »Wie ihr wollt.«
    Alex wandte sich an Jenn. »Dann brauchen wir dich drinnen.«
    Sie nickte. »Was ist mit dem Fluchtauto?«
    »Das bringen wir vorher in Position. Wir lassen die Türen offen und den Schlüssel stecken. Wer zuerst am Wagen ist, setzt sich hinters Steuer. Ist natürlich ein gewisses Risiko, und wir haben niemanden zum Schmierestehen, aber was soll’s.«
    Mitch konnte es kaum fassen. Wie ruhig, wie sachlich die drei blieben! Ja, der Plan klang nicht schlecht, aber das hatten Pläne so an sich. Ihn tatsächlich auszuführen und mit einer Waffe herumzuwedeln, war etwas völlig anderes. Und dann würde Jenn auch noch mittendrin sein …
    Sie wollen dich manipulieren , sagte eine Stimme in seinem Kopf.   Vielleicht nicht alle, aber Alex auf jeden Fall. Er weiß, was du für sie empfindest.
    Na und? , erwiderte eine andere Stimme.   Sie wird danach immer noch da sein.
    Mitch öffnete den Mund – aber was sollte er schon sagen? Und so musste er stumm zusehen, wie sich seine Freunde immer weiter von ihm entfernten. Seine Hände wurden feucht.
    »Wir brauchen Masken«, meinte Jenn, »Masken und Handschuhe.«
    »Richtig«, sagte Alex. Er hielt inne und hob den Blick zu Mitch. »Versteh mich bitte nicht falsch, aber vielleicht wäre es besser, wenn du langsam gehst.«
    Nichts war mehr, wie es sein sollte. Mit einem Schlag schien die ganze Welt aus den Fugen geraten zu sein.
    Was, wenn sie es tatsächlich schafften? Würde es jemals wieder so sein wie früher? Nein. Er hatte eine klare Grenze gezogen, er hatte sich gegen seine Freunde entschieden. Vor seinen Augen entfaltete sich die Zukunft wie ein Filmtrailer in Zeitlupe: Eine Zeit lang würden sie sich noch am Donnerstagabend treffen, doch nach und nach würden die anderen immer öfter »vergessen«, den guten alten Mitch einzuladen, ob zu einem Brunch, einem Abendessen oder einem spontanen Kneipengang. Jenn könnte er sich gleich aus dem Kopf schlagen, er würde ihr niemals sagen können, was er für sie empfand. Und Alex würde wieder mal den Helden abgeben, den hünenhaften Muskelmann, der jede Gelegenheit beim Schopf packte.
    Gleichzeitig musste er an Johnny Love denken, an dieses aufgedunsene Arschloch, das ihn schamlos ausgelacht hatte, das ihm seinen goldenen Ring unter die Nase gehalten und mit seinem sündhaft teuren Hemd geprahlt hatte.

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