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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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versuchst, mich zu manipulieren?«
    »Was redest du denn da? Ich …«
    »Lass es.« Sie stellte den Kaffee auf die Theke und strich sich das Haar hinter die Ohren. »Lass es einfach.«
    »Na gut.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, sodass sich seine Lippen vorwölbten. »Ich brauch dich.«
    »Lass es, ich will das nicht hören«, sagte sie und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf.
    »So war’s gar nicht gemeint. Ich brauch dich, um die Sache mit Johnny durchzuziehen. Wenn ich’s allein mache, kommt er sofort drauf, dass es einer seiner Mitarbeiter war. Aber zu viert …«
    »Warum unbedingt zu viert?«
    »Einer steht Schmiere, zwei räumen den Safe leer, und ich stehe hinter der Theke, als könnte ich kein Wässerchen trüben.« Er zögerte. »Aber du bist der Schlüssel. Um Ian mach ich mir keine Gedanken, der ist sowieso mit von der Partie. Ich glaube, er hat ziemliche Geldprobleme – er redet dauernd so wirres Zeug, und dann dieses Veilchen. Aber Mitch …«
    »Mitch macht mit, wenn ich mitmache.«
    »Du sagst es.«
    »Selbst wenn du recht hast, und ich bin mir da gar nicht so sicher, und selbst wenn ich bereit wäre, seine Gefühle auszunutzen, und das bin ich   nicht –   warum sollte ich mitmachen?«
    »Weil es ein Abenteuer ist. Weil du dich nicht in deine Mutter verwandeln willst. Weil du viel zu lebenshungrig bist, um dir das entgehen zu lassen. Weil es kinderleicht ist. Weil du mir damit hilfst, meine Tochter zu behalten. Und weil Johnny Love ein beschissener Drogendealer ist. Aber das ist alles zweitrangig. Nein, es gibt zwei viel bessere Gründe.«
    »Und die wären?«
    »Weil ich den perfekten Plan entwickelt habe. Niemand, wirklich niemand wird uns auf die Schliche kommen.«
    »Und der zweite Grund?«
    »Weil du es willst.«
    Als er sie anlächelte, spürte sie ein Rumoren im Magen. Und sie musste sich eingestehen, dass er damit recht hatte.

7
    IRGENDETWAS STIMMTE NICHT.
    Aber was? Mitch konnte es nicht benennen, denn auf den ersten Blick war alles wie immer. Ian hatte zu einem spontanen Abendessen eingeladen – das kam zwar überraschend, war aber nichts Außergewöhnliches. Immerhin war allein das Gebäude, in dem er lebte, schon eine kleine Reise wert: dreißig Stockwerke aus grauen Ziegeln und Schmiedeeisen direkt an der Biegung des Flusses, inmitten von Wolkenkratzern. Hinter den deckenhohen Fenstern wirkte die glitzernde, strahlende Stadt zum Greifen nah, und gleich nebenan erhob sich das Skelett des halbfertigen Trump Tower. Man hätte eine Bierflasche auf die nackten Stahlträger werfen können.
    Jenn öffnete ihm die Tür. Sie war umwerfend schön, in ihrem schwarzen Oberteil mit Gaze-Ärmeln, durch das die helle Haut ihrer Arme hindurchschimmerte. Zur Begrüßung hielt er eine Flasche Rotwein hoch, die ihm der Verkäufer im Liquor Store empfohlen hatte. Als er sie umarmte, musste er aufpassen, nicht zu lange beim Duft ihres Haars zu verweilen.
    »Du kommst genau richtig«, sagte sie. »Ian ist kurz davor, Alex an die Gurgel zu gehen.«
    Wie auf Kommando gellte ein fröhlicher Schrei durch den Flur. »Endlich, Mitch! Könntest du mir bitte helfen, dieses Arschloch aus meiner Küche zu schaffen?«
    Alex schlenderte lächelnd auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. »Was für ein altes Weib! Fehlt nur noch die Schürze.«
    Jeder ein Weinglas in der Hand, gingen sie rüber ins Wohnzimmer, stellten sich vor die Fensterwand und plauderten. In diesem Moment hatte Mitch zum ersten Mal das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Instinktiv dachte er an das merkwürdige Verhalten seiner Eltern in den Monaten vor der Scheidung, als sie ihm noch eine heile Welt vorgaukeln wollten. Alex redete noch mehr als sonst und lachte übertrieben laut über einen Witz, den Mitch in der Arbeit gehört hatte, während Jenn stumm am Wein nippte und das Stadtpanorama betrachtete. Doch kaum hatte er beschlossen, die anderen zur Rede zu stellen, steckte Ian den Kopf durch die Tür und rief: »Essen ist fertig!«
    Was seine Küche anging, war Ian etwas eigen, aber das mit gutem Recht – der Typ konnte wirklich kochen. Als Vorspeise gab es einen warmen Spinatsalat mit einer Art knusprig gebratenem Räucherfleisch, gefolgt von einem Gorgonzola-Risotto und Schwarzem Schwertfisch. Doch Ian schien keinen Appetit zu haben; während sich alle anderen den Bauch vollschlugen, schob er das Essen auf dem Teller hin und her. Er wirkte merkwürdig unruhig, er hatte fast schon Zuckungen. Kokste er

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