Der Ausloeser
Serviette auf den Teller und nickte. »Ich höre.«
»Eigentlich war es deine Idee«, meinte Alex.
» Meine Idee?«
»Du hast mich drauf gebracht. Ich hab davon fantasiert, meinen Job hinzuschmeißen und mir das Geld zu krallen. Aber du meintest, wir sollten es durchziehen, während ich hinter der Theke stehe.«
»Das war doch nicht ernst gemeint.«
»Egal, du hattest trotzdem recht. Dein Plan war gut – aber noch nicht perfekt. Es darf überhaupt keine Spur zu uns führen, und wenn ich hinter der Theke stehe, bin ich genauso verdächtig wie alle anderen.«
Mitch kippelte mit dem Stuhl. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Okay, auch wenn ich das eigentlich gar nicht wissen will. Lass hören.«
»Wir machen es nicht an irgendeinem Abend, sondern am Dienstag. Am Dienstag, wenn Johnny seinen Deal durchzieht und ich meinen Auftritt als Bodyguard habe. Anders ausgedrückt: Wir überfallen ihn nicht einfach so. Wir überfallen ihn, während ich auf ihn aufpasse . Wir überfallen auch mich.«
»Verstehe … Wenn du neben ihm auf dem Boden hockst, an Händen und Füßen gefesselt …«
»Vielleicht sollten wir dir gleich noch eine reinhauen«, warf Ian ein.
»… dann wird er denken, irgendwer anders, irgendwelche Konkurrenten, hätten von dem Deal erfahren«, fuhr Mitch fort.
»Fast.«
Mitch hielt inne – bis es plötzlich Klick machte. »Nein. Johnny wird denken, seine Geschäftspartner hätten ihn übers Ohr gehauen. Und die werden genau dasselbe von ihm denken.«
»Hast du die ganzen Krimis also doch nicht umsonst gelesen!« Alex grinste. »Zeitlich dürfte es ziemlich eng werden, aber das ist es mir wert.«
»Aber eines hast du übersehen.«
»Was denn?«
»Wir sind keine Verbrecher.«
Alex grinste noch breiter. »Eben.«
»Was ›eben‹?«
»Das ist das Sahnehäubchen«, meinte Ian. »Wir sind keine Verbrecher. Wir sind ganz normale Leute. Niemand wird auf die Idee kommen, wir könnten was damit zu tun haben, weder die Polizei noch Johnny. Stell dir vor, der Liquor Store an der Ecke wird von vier Personen überfallen. Wen würdest du verdächtigen? Einen Wertpapierhändler, einen Portier, einen Barkeeper und die nette Dame aus dem Reisebüro?«
»Aber das Beste kommt noch. Pass auf, das wird dir gefallen.« Alex lehnte sich zurück. »Zwei Tage später, am Donnerstag, treffen wir uns wie immer im Rossi’s. Als wäre nichts gewesen – vier Freunde, die einen trinken gehen.«
Gegen seinen Willen musste Mitch lachen. »Und Johnny zahlt die Rechnung.«
»Für die nächsten paar Jahre.«
Stille. Die Spannung, die über dem Tisch hing, war mit Händen zu greifen. Im gegenüberliegenden Wolkenkratzer flackerte ein Licht, die Stereoanlage sang ihnen ein Ständchen: And nothing matters when we’re dancing, be we in Paris or in Lansing …
Mitch räusperte sich. »Wie … Wie stellst du dir das genau …«
»Ganz einfach. Du und Ian, ihr geht durch die Hintertür rein. Ich stelle sicher, dass die Tür nicht abgeschlossen ist, aber das Küchenpersonal lässt sie eh andauernd offen stehen. Also, ihr kommt mit Masken und gezogenen Waffen reingestürmt und …«
»Was für Waffen?«
»… und jagt uns beiden eine Heidenangst ein. Übrigens hast du recht, Ian – am besten haut ihr mir gleich noch eine rein. Ich versuche, euch aufzuhalten, und einer von euch schlägt mich k.o. Dann fesselt ihr uns, schnappt euch das Geld und haut ab, wieder durch die Hintertür, wo Jenn schon im Auto wartet. Das war’s.«
»Und du?«
»Früher oder später wird uns schon irgendwer befreien. Johnny wird ausrasten, das ist klar, aber ob er die Bullen ruft? Wohl kaum. Die würden nur unangenehme Fragen stellen. Nein, er wird sich an seinen Geschäftspartnern rächen. Aber das kann uns egal sein, denn zu uns führt nicht der Hauch einer Spur.«
»Und wir machen weiter wie vorher.«
»Genau. Alles wie vorher.« Alex trank einen Schluck Wein. »Und wo ist der Haken?«
Mitch dachte nach. »Ich finde keinen. Zumindest nicht auf den ersten Blick.«
»Geht mir genauso. Sicher, normalerweise würden wir so etwas nie tun, aber das ist ja der Witz.«
»Du meinst das völlig ernst.«
»Absolut.«
»Und was erwartest du jetzt von mir? Dass ich sage, klar, kein Problem, wir überfallen Johnny Love?«
»Ich weiß. Glaub mir, ich nehm das auch nicht auf die leichte Schulter, aber das Treffen ist eben schon übermorgen. Also machen wir’s entweder übermorgen oder gar nicht, und allein krieg ich das nicht
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