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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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den Rollstuhl und schob Alex den Gang hinunter. »Finden Sie das nicht auch bescheuert?«
    »Was?«
    »Dass Sie hier im Rollstuhl rausgekarrt werden, nur weil Sie ja eventuell klagen könnten, falls Ihnen was passiert. Und wenn Sie sich in den Finger geschnitten haben – Sie landen immer im Rollstuhl.« Mit einem Zischen öffneten sich die Türen. »Aber jetzt sind Sie erlöst.«
    Nach der Klimaanlagenluft im Krankenhaus wirkte die Nacht besonders stickig. Alex stützte sich auf die Armlehnen und richtete sich langsam auf. Die Bewegung jagte ihm einen brennenden Schmerz durch den Schädel. Er musste sich mit einer Hand am Rollstuhl festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich fühl mich, als hätte ich mich mit Tequila unter den Tisch gesoffen.«
    Der Detective lachte. »Der Arzt hat versichert, dass Sie sich schon bald wieder besser fühlen werden. Außerdem haben Sie wahrscheinlich ein paar nette Pillen abgestaubt, was?« Er deutete nach rechts. »Mein Wagen steht da drüben. Wo wohnen Sie?«
    »In Rogers Park.«
    Bradley ging voraus zu einem blassblauen Crown Vic, öffnete die Beifahrertür und ließ Alex einsteigen. Im Wageninneren huschten Alex’ Augen über das Funkgerät auf dem Armaturenbrett, über die Schalter für die Sirene, den Steuerhebel für den Suchscheinwerfer. Der Detective stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor. »Ihr erstes Mal in einem Streifenwagen?«
    »Ja. Das heißt, nein, mein zweites Mal. Aber da war ich noch sehr jung.« Mein Gott, wie sich das anhören musste! Schnell sprach Alex weiter. »Sie haben uns in einer Gasse erwischt. Mit zwei Sixpacks. Der Cop … also der Officer hat uns aufgegabelt und heimgefahren.«
    »Autsch. Was haben Ihre Eltern dazu gesagt?«
    »Nichts. Der Officer hat gar nicht mit ihnen geredet. Der war echt in Ordnung. Wollte uns nur eine Lehre erteilen.« Vorsichtig legte Alex die Hand auf die Schläfe und befühlte den fest verklebten Verband. Er mochte den Detective, der Kerl war irgendwie lässig. Unter anderen Umständen hätte er nichts dagegen gehabt, mit ihm einen trinken zu gehen.
    Bradley blinkte und fädelte sich in den dichten Verkehr Richtung Lake Shore Drive ein. »Okay, dann erzählen Sie mir mal ganz genau, was gestern passiert ist.« Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Wagen rasten an ihnen vorbei wie funkelnde Sterne.
    Mach’s nicht zu kompliziert.   »Wir waren hinten im Büro, Johnny Lo… Mr. Loverin und ich.« Auf Bradleys Lippen blitzte ein Lächeln auf, doch Alex fuhr einfach fort: »Plötzlich sind zwei Typen reingekommen, zwei Typen mit Masken über dem Kopf und Pistolen in der Hand. Sie haben geschrien, wir sollen uns nicht bewegen. Einer stand direkt neben mir, und ich, na ja, ich hab wohl versucht, ihm eine reinzuhauen. Da hat er mir die Kanone über den Schädel gezogen, und von da an kann ich mich praktisch an nichts mehr erinnern.«
    »Sie haben versucht, ihm eine reinzuhauen?«
    »Ja. Ich hab nicht weiter nachgedacht.«
    »Nicht schlecht. Die meisten stehen nur stocksteif da.«
    »Wär wohl auch besser gewesen.«
    »Haben Sie die Täter erkannt?«
    »Nein. Wie gesagt, sie hatten Masken über dem Kopf.«
    »Andere auffällige Merkmale?«
    »Die Pistolen.«
    Bradley schnaubte. »Und sonst? Irgendwelche Narben oder Tattoos? Waren sie eher groß und schmächtig oder klein und dick? Was hatten sie an?«
    Alex musste an einen Abend vor zwei Jahren denken, als er überfallen worden war. Danach hatte er keinen blassen Schimmer gehabt, wie der Typ ausgesehen hatte. Er hatte sich unglaublich hilflos gefühlt. Da hatte er stundenlang Gewichte gestemmt, da hatte er die ganzen üblichen Machofantasien durchgespielt, was er alles tun würde, wenn es denn dazu käme, und dann war es so weit, und er hatte nichts, überhaupt nichts getan – er hatte sich nicht mal gemerkt, was für Klamotten der Typ getragen hatte. »Ich erinnere mich nicht. Ich weiß, das klingt komisch, aber … Ich hab sie wohl nicht richtig gesehen.«
    »Und die Augen? Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Hatte einer der beiden ein blaues Auge?«
    Alex durchfuhr ein eisiger Schauer. »Vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Warum waren Sie eigentlich hinten im Büro?«
    »Mr. Loverin hatte mich gerufen.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung.«
    Bradley wechselte auf den Lake Shore Drive und stieg aufs Gas. In einem Penthouse an der Gold Coast brannten sämtliche Lichter, vor den Fenstern drängten sich

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